Bernal, Sagan und Co.: Das war die Tour de France 2019
Das Ziel in Paris ist erreicht. Mit dem Etappensieg des Australiers Caleb Ewan auf dem Champs-Elysees ist die 106. Tour de France Geschichte. Hinter uns liegen drei turbulente Wochen und 21 mitreißende Etappen. Seit langem war der Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt schon nicht mehr so umkämpft wie in diesem Jahr.
Vor der drittletzten Etappe durften sich noch sechs Fahrer berechtigte Hoffnungen auf den triumphalen Einzug in Paris machen. Am Ende erlebte die Tour de France den ersten Gesamtsieger aus Kolumbien. Wer waren die Männer, die diese Rundfahrt geprägt haben?
Erstaunlich, wie abgeklärt und souverän der Kolumbianer mit seinen erst 22 Jahren auftritt. Egan Bernal ist nicht nur der erste Kolumbianer, der die Tour de France gewinnen konnte, er ist auch der jüngste Gesamtsieger seit 1935. Auch deshalb prophezeien die Experten dem Jungstar aus dem Ineos-Team bereits eine große Zukunft und sehen in Bernal einen Seriensieger. „Es gibt Eddy Merckx, Jacques Anquetil, mich und Miguel Indurain. Aber wenn man bedenkt, dass Bernal erst 22 Jahre ist, dann könnte er es weiter bringen als jeder von uns“, schwärmt die französische Legende Bernard Hinault, der fünf Mal im Gelben Trikot in Paris ankam.
Die Leistungsexplosion des früheren Mountainbikers – Bernal holte 2014 WM-Silber in der Juniorenklasse – hat sich freilich schon angekündigt. Der Kletterspezialist aus Kolumbien triumphierte heuer bereits beim Klassiker Paris – Nizza und er sicherte sich auch den Gesamtsieg bei der Tour de Suisse. „Wenn man einmal die Tour de France gewonnen hat, will man immer mehr. Das ist wie eine Droge“, sagt Bernal. „Ich kann es kaum erwarten, das Trikot nach Kolumbien zu bringen.“
Schön langsam braucht der Slowake ein eigenes Zimmer für all seine Grünen Trikots, die er inzwischen bei der Tour de France schon gesammelt hat. Bereits zum siebenten Mal sicherte sich der dreifache Weltmeister das Grüne Trikot, mit dem der Fahrer mit den meisten Punkten ausgezeichnet wird. So erfolgreich war vor Sagan kein anderer. Noch mehr Applaus erntete der Popstar des Radsports aber für seine Einlage bei der 15. Etappe: Da machte Sagan einem Fan eine Freude und schrieb während des Anstiegs zu einem Pyrenäenpass auf seinem Lenker ein Autogramm.
Julian Alaphilippe
Die Nummer eins der Weltrangliste nährte lange die Hoffnung der französischen Radfans auf den ersten Heimsieg seit 1985 (Bernard Hinault). 14 Tage lang trug der Franzose das Gelbe Trikot, erst am Freitag musste Julian Alaphilippe die Führung an Egan Bernal abgeben.
Thibaut Pinot
Der Franzose ist so etwas wie der Sieger der Herzen. Nach seinem Erfolg bei der Etappe auf den Tourmalet galt Pinot wegen seiner Kletterqualität für viele plötzlich als Topfavorit auf den Gesamtsieg. Auf der drittletzten Etappe musste der 29-Jährige unter Tränen vom Rad steigen und die Tour wegen muskulärer Probleme vorzeitig beenden.
Gregor Mühlberger
Der 25-Jährige steht stellvertretend für alle vier Österreicher (Patrick Konrad, Lukas Pöstlberger, Marco Haller), die bei dieser Tour de France im Einsatz waren und sich immer wieder in Szene setzen konnten. Sei es in Ausreißergruppen, sei es als wertvolle Helfer für ihre Rennställe und Kollegen. Gregor Mühlberger schaffte es auf der zwölften Etappe als Dritter sogar auf das Siegespodest und war im Endklassement als 25. auch der beste Österreicher. Ein privates Erfolgserlebnis durfte sein Bora-Hansgrohe-Kollege Lukas Pöstlberger feiern: Der Oberösterreicher wurde während der Tour de France Vater und beendete das Rennen deshalb auch vorzeitig.
Emanuel Buchmann
Schon lange war ein Deutscher im Gesamtklassement nicht mehr so weit vorne zu finden wie der Bergspezialist vom Bora-Hansgrohe-Team. Der 26-Jährige zeigte mit Rang vier auf und überzeugte vor allem auf den steilen Anstiegen in den Pyrenäen und in den Alpen. „Ich bin noch nicht am Ende“, kündigt Emanuel Buchmann an.
Tony Martin, Luke Rowe
Der Deutsche und der Brite erlebten die letzten Etappen nur mehr als Zuschauer, nachdem ihnen die Jury kurzerhand die Starterlaubnis entzogen hatte. Auf der 17. Etappe waren sich der ehemalige Zeitfahr-Weltmeister Martin und Rowe in die Quere gekommen und hätten sich beinahe gegenseitig von der Straße gedrängt. Beide Streithähne wurden deshalb wegen unsportlichen Verhaltens von der Tour ausgeschlossen.
Romain Bardet
Zumindest das gepunktete Trikot blieb am Ende in französischer Hand. Lokalmatador Romain Bardet sicherte sich souverän die Wertung für den besten Bergfahrer
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