Corona-bedingter Aderlass bei der Tour de Suisse

Aus ist die Tour de Suisse: Sepp Kuss und seine Kollegen von Jumbo-Visma starteten am Donnerstag nicht mehr
Das gesamte Team Jumbo-Visma und der Brite Adam Yates zogen sich wegen positiver Tests zurück. Neu in Gelb: Alexander Wlasow.

Ein böses Erwachen brachte der Morgen vor der fünften Etappe der 85. Tour de Suisse: Nach vier positiven Covid-19-Tests zog sich das Team Jumbo-Visma am Donnerstag komplett aus dem Rennen zurück, darunter auch der Amerikaner Sepp Kuss, der in der Gesamtwertung an siebenter Stelle lag. Wen es erwischt hat, teilte die niederländische Équipe nicht mit. Zuletzt hatte das Team einen Doppelsieg beim Critérium du Dauphiné gefeiert (Primoz Roglic vor Jonas Vingegaard). „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat sich erneut Corona ins Team eingeschlichen“, wie Jumbo-Visma mitteilte.

Damit nicht genug, wurde im Lauf des Vormittags bekannt, dass auch der Brite Adam Yates - bei Ineos als Kapitän für die Tour de France (ab 1. Juli) vorgesehen - am Morgen positiv getestet wurde, auch der Gesamtzehnte fehlte damit bei der Klettertour im Tessin. Bei DSM wurden die Dänen Søren Kragh Andersen und Casper Pedersen sowie Cees Bol (NED) positiv getestet, von Human Powered Health hat es US-Straßenmeister Joey Rosskopf erwischt.

Auch Pernsteiner muss passen

Ebenfalls vergeblich gesucht wurden der Niederösterreicher Hermann Pernsteiner und der Schweizer Gino Mäder, allerdings aus einem anderen Grund: Die beiden Profis von Bahrain-Victorious leiden an Magen-Darm-Problemen und starker Dehydrierung - angesichts der Hitze in der Schweiz ist da an vieles zu denken, aber nicht an ein Radrennen über 190,1 Kilometer im Tessin mit einem Finale im Hügelland des Mendrisiotto.

Auch Michael Gogl (Alpecin-Fenix) startete nicht mehr, eine Begründung stand zunächst noch aus. Insgesamt fehlten am Donnerstag 16 Starter, 143 waren am Mittwoch ins Ziel gekommen. Damit es nicht noch mehr werden, wurde bei der Siegerehrung am Donnerstagnachmittag schon wieder Maske getragen.

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Der nächste Erfolg des Alexander Wlasow: Führungstrikot bei der Tour de Suisse

Im Tessiner Backofen

Gluthitze und schwieriger Kurs beschäftigten das Feld auch am Donnerstag auf den 190,1 Kilometern zwischen dem Tessiner Eishockey-Mekka Ambri und dem Ziel in Novazzano mit zwei Runden durchs steile Hügelland des Mendrisiotto. Der Brite Stephen Williams (Bahrain-Victorious) musste nach großen Problemen und mehr als 27 Minuten Zeitverlust die Gesamtführung an Alexander Wlasow abgeben, Bora-hansgrohes 26-jähriger Russe holte sich in einem langen Sprint auch den Tagessieg.

Der Gewinner von Tour de Romandie und Volta a la Comunitat Valenciana in diesem Frühjahr unterstrich damit seine aktuelle Hochform, nachdem er erst im Winter von Astana zum deutschen Rennstall gestoßen war.

Sein oberösterreichischer Teamkollege Felix Großschartner belegte wie schon am Mittwoch den siebenten Rang mit sechs Sekunden Rückstand. Auch im Gesamtklassement ist der 28-Jährige nun auf den achten Rang geklettert.

Am Freitag geht es von Locarno über 177,5 Kilometer und den Nufenenpass zur Moosalp im Wallis (2.046 m), 18 Kilometer ist das Finale lang.

Majka bleibt in Slowenien vorn

Tag zwei der Slowenien-Rundfahrt brachte eine typische Etappe für dieses Rennen, mit kurzen, giftigen Anstieg im Hügelland. Manchem Sprinter wurde das zum Verhängnis, weil vorne BikeExchange-Jayco, Emirates und auch Bahrain-Victorious aufs Gas drückten, so etwa dem Belgier Tim Merlier. Am Ende der 174,2 Kilometer von Ptuj nach Rogaska Slatina nahe der kroatischen Grenze siegte Dylan Groenewegen (NED/BikeExchange-Jayco) deutlich vor Lionel Taminiaux (BEL/Alpecin-Fenix) und dem Deutschen Pascal Ackermann (Emirates).

In der Gesamtwertung änderte sich nichts, der Pole Rafal Majka führt weiter sechs Sekunden vor dem Slowenen Domen Novak (Bahrain-Victorious) und seinem Emirates-Teamkollegen Tadej Pogacar (SLO). Am Freitag folgen 144,6 Kilometer von Zalec nach Celje mit zwei Bergwertungen der zweiten Kategorie und einem steilen Finale.

Tour de Suisse, 5. Etappe (Ambri–Novazzano, 190,1 km): 1. Wlasow (RUS) Bora-hansgrohe 4:30:28, 2. Powless (USA) EF-EasyPost, 3. Fuglsang (DEN) Israel alle gl. Zeit, 7. Großschartner (AUT) +6, 56. Haller (AUT) beide Bora-hansgrohe +14:18.
Gesamt: 1. Wlasow 22:16:56, 2. Fuglsang +6, 3. Thomas (GBR) Ineos +7, 4. Kron (DEN) Lotto Soudal +14, 5. Küng (SUI) Groupama-FDJ +16, 6. Higuita (COL) Bora-hansgrohe gl Zeit, 7. Powless (USA) EF-EasyPost 28, 8. Großschartner +40, 9. Reichenbach (SUI) Groupama-FDJ +43, 83. Haller +45:00.

Slowenien-Rundfahrt, 2. Etappe (Ptuj–Rogaska Slatina, 174,2 km): 1. Groenewegen (NED) BikeExchange-Jayco 4:12:51, 2. Taminiaux (BEL) Alpecin-Fenix, 3. Ackermann (GER) Emirates alle gl. Zeit, 47. Vermeulen (AUT)  +1:15, 107. M. Gamper (AUT) +10:56. Nicht gestartet: P. Gamper (AUT) alle Felbermayr-Simplon Wels.
Gesamt: 1. Majka (POL) Emirates 8:14:51, 2. Novak (SLO) Bahrain-Victorious +6, 3. Pogacar (SLO) Emirates gl. Zeit, 37. Vermeulen +7:51, 121. M. Gamper +30:09.

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