Dem Kücken flogen die Herzen zu

APA11537074-2 - 19022013 - PREDAZZO - ITALIEN: Chiara Hölzl (AUT) am Dienstag, 19. Februar 2013, während eines Trainings auf der Normalschanze bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Val di Fiemme. APA-FOTO: EXPA/JÜRGEN FEICHTER
Die 15-jährige Skispringerin Chiara Hölzl tauscht nun den Schanzentisch mit der Schulbank.

Nur gut, dass Chiara Hölzl diese auffällige Haube mit dem riesigen rosaroten Bommel trug. Sonst wäre die zierliche Skispringerin möglicherweise nicht auszumachen gewesen in dieser Menschentraube, die sich im Pressezentrum um sie gebildet hatte. Mikrofone und Diktiergeräte wurden der 15-Jährigen vor die Nase gehalten, Kameras waren auf sie gerichtet, die Reporter, ob aus dem In- oder Ausland, hatte die Neugier gepackt.

Wer ist eigentlich dieses herzige Mädchen mit den rot-weiß lackierten Fingernägeln und den handgeflochtenen Zöpfen, das da im Mixed-Bewerb ihren großen Auftritt hatte? Wer steckt hinter der jüngsten österreichischen Medaillengewinnerin der WM-Historie, die als Ersatz für Daniela Iraschko ins Rampenlicht gesprungen ist?

Fragestunde

Dem Kücken flogen die Herzen zu
Nordische WM
Chiara Hölzl war anfänglich sichtlich irritiert von dem plötzlichen Rummel um ihre Person. Mit leiser Stimme beantwortete die Salzburgerin die vielen Fragen, die auf sie einprasselten. Und was diese neugierigen Journalisten dann auch noch alles von ihr wissen wollten. Was ihr Lieblingsfach in der Schule ist? Rechnungswesen. Ob sie einen Freund hat? Nein. Warum sie beim Skispringen Zöpfe trägt? Damit das Haar nicht im Weg ist. Wieso sie überhaupt Skispringerin geworden ist? Weil schon der Papa ein Skispringer war. Was sie gar nicht mag? Lügen. Was ihr Weitenrekord ist? 123 Meter. Wie sie auf die Silbermedaille anstößt? Mit einem Radler. Wie viel Taschengeld sie bekommt? 150 Euro im Monat. Wie es nun mit ihr weitergeht? Am Donnerstag wartet der Schulunterricht in Stams.

Wieso, weshalb, warum? Fragen über Fragen – aber Hölzl bewältigte diese Herausforderung genauso stilsicher und souverän wie die verantwortungsvolle Rolle im Mixed-Bewerb an der Seite von Jacqueline Seifriedsberger, Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer.

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NORDISCHE SKI-WM IN VAL DI FIEMME: ÖSV-PK / SPRIN
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NORDISCHE SKI-WM IN VAL DI FIEMME: SKISPRINGEN TRA
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NORDISCHE SKI-WM IN VAL DI FIEMME: SKISPRINGEN TRA
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ITALY NORDIC SKIING WORLD CHAMPIONSHIPS
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NORDISCHE SKI-WM IN VAL DI FIEMME: SKISPRINGEN FIN
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NORDISCHE SKI-WM IN VAL DI FIEMME: SIEGESFEIER/MIX

Spielplatz

Ihre männlichen Kollegen hatte Chiara Hölzl bis zur WM nur vom Hörensagen gekannt. „Ich hatte hier das erste Mal mit ihnen zu tun“, gesteht die Goldeggerin. Mit Kennenlernspielen wurde das Eis gebrochen. „Jeder musste sich ein Hobby und eine Eigenschaft des anderen merken“, erzählt Hölzl.

Mit ihren 15 Jahren ist die Salzburgerin zwar das Kücken im österreichischen WM-Aufgebot, im Reich des Damen-Skispringens schwirren aber sehr viele Jung-Adlerinnen wie Hölzl herum. Die meisten Athletinnen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt, Daniela Iraschko, die heuer 30 wird, ist als Grand Dame der Szene eine Ausnahme. „Das Damen-Skispringen ist eine sehr junge Sportart. Da wächst jetzt erst eine richtige Generation heran“, erklärt ÖSV-Damen-Chefcoach Harald Rodlauer. Aber warum ist es im Skispringen überhaupt einem Teenager möglich, die Konkurrenz alt aussehen zu lassen? Wieso ist in diesem Sport Jugend kein Nachteil? „Weil bei einem Mädel mit 15 die Sprungkraft bereits sehr gut ausgeprägt ist“, sagt Daniela Iraschko. „Ich bin mit 15 Jahren nicht viel schlechter gehüpft als jetzt. Und natürlich wiegt man in dem Alter auch noch relativ wenig.“

Einflüsterer

Chiara Hölzl wiegt bei einer Größe von 153 Zentimetern 42 Kilo. Vielleicht hat auch das bei Gregor Schlierenzauer den Beschützerinstinkt geweckt, nachdem er gemerkt hatte, dass die Salzburgerin sich vor der internationalen Pressekonferenz auf Englisch unbedingt drücken wollte. „Bitte nit“, flehte Hölzl, um schließlich doch noch auf dem Podium Platz zu nehmen, wo ihr Schlierenzauer als Dolmetscher und Einflüsterer zur Seite stand.

Was denn ihre Schwäche sei, wurde Chiara Hölzl anschließend auch noch gefragt. „Interviews auf Englisch“, antwortete sie. Und dabei grinste sie bereits, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht, als Interviews zu geben.

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