Wofür soll der SK Rapid künftig stehen?

Manuel Thurnwalds Flexibilität soll als Vorbild herhalten.
Ausbildung. Die Verantwortlichen sprechen über Spielphilosophie, Systeme und Flexibilität.

War der starke Auftritt im Cup gegen St. Pölten der Auftakt der großen Wende? Oder geht auch in Ried die bereits acht Spiele dauernde Serie ohne Bundesliga-Sieg weiter?

Klar ist nur, dass die Rapidler mit mehr Selbstvertrauen als zuletzt am Samstag ab 16 Uhr auftreten können.

Über den vielen aktuellen Fragen zu den sportlichen Problemen bei Rapid schwebt eine grundsätzliche: Wofür soll der SK Rapid eigentlich stehen? Seit das Duo Barisic-Schulte 2013 erstmals eine Spielphilosophie niedergeschrieben hat, war das klar: Mit Dominanz durch Ballbesitz wurde ein technisch versiertes Kurzpassspiel fokussiert. Vom Nachwuchs an wurde dafür mit Viererkette, offensiven Flügeln und einem Mittelstürmer ausgebildet. Gilt das noch?

Eine KURIER-Umfrage:

„Rapid muss klar als Ausbildungsverein positioniert sein. Dazu gehört, dass wir auch im Blick haben, welche Talente auf welcher Position nachrücken und dort dann nicht extern nachkaufen“, erklärt Sportdirektor Fredy Bickel. „Natürlich wollen wir auch im Nachwuchs gewinnen, aber primär Spieler entwickeln. Das sehe ich auch als soziale Aufgabe.“

180 Seiten Philosophie

Nachwuchs-Chef Willi Schuldes erläutert: „Unsere Philosophie von der U7 bis zu Rapid II ist mittlerweile auf 180 Seiten in Wort und Bild angewachsen. Zum Lernen auf dem Großfeld üben wir nach wie vor im 4-3-3.“ Bickel will danach Flexibilität: „Ich bin kein Verfechter davon, dass alle Mannschaften das gleiche System spielen. Der Fußball ist viel schnelllebiger geworden.“ Schuldes sieht es ähnlich: „Wir spielen bei der U18 und bei Rapid II jetzt auch mit verschiedenen Systemen. Man muss sich Trends anpassen, es geht dabei stärker um das Besetzen von Räumen als um Systeme.“

Flexibel wie Thurnwald

Als Beispiel nennt Schuldes Manuel Thurnwald. Ursprünglich als Sechser ausgebildet, hat der 18-Jährige gegen Sassuolo als Rechtsverteidiger in der Viererkette debütiert, beim letzten Liga-Sieg (gegen Ried) als Außenspieler im 3-5-2 das 2:1 vorgelegt, in Altach (1:3) halbrechts im Mittelfeld gespielt, im Frühjahr bei Rapid II auch links hinten (weil Dober für rechts gekommen ist) und zuletzt gegen die Vienna (0:3) in der „Profiposition“ rechts im 3-5-2. Ist das nicht ein Problem, weil verwirrend? „Nein“, meint Schuldes, „sondern ein Zeichen, wie flexibel wir ausbilden. Seine Hauptposition bleibt ja der Außenverteidiger.“

Damir Canadi hat bei seinem Antritt gesagt: „Ballbesitz ist mir wurscht.“ Jetzt meint er zur generellen Ausrichtung: „Der Nachwuchs ist grundsätzlich wichtig, aber derzeit habe ich kaum Möglichkeiten, mich damit zu beschäftigen.“

Schuldes sagt: „Im Nachwuchs gilt weiter, dass wir für Ballbesitz ausbilden, weil unsere Teams in den Tabellen zwangsläufig oben zu finden sind.“

Bickel weiß, dass am Fein-Tuning gearbeitet werden muss: „Ein Umbruch ist immer schwer. Aber mit den großen Veränderungen wird sich der Verein etwas überlegt haben.“

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