Schöttel: "Wir brauchen keine Angst zu haben"

Teamchef Foda und Sportdirektor Schöttel geben ab sofort im Team die Richtung vor.
Peter Schöttel über seinen Job, sein Verhältnis zu Franco Foda und die Zukunft des Teams.

Auch für Peter Schöttel ist das Teamcamp in Andalusien eine Zeit des Kennenlernens. Nach seiner nicht ganz friktionsfreien und in der Öffentlichkeit daher kritisierten Bestellung und der anschließenden Teamchefsuche kann er endlich seinem Tagesgeschäft als Sportdirektor nachgehen. Gespräche mit den Mitarbeitern führen, sich mit dem neuen Teamchef und dessen Betreuerteam austauschen und eine gemeinsame Philosophie erstellen. Und das Team auf das Test-Länderspiel am 14. November in Wien gegen Uruguay vorbereiten.

Schöttel gibt sich in Spanien auf der einen Seite entspannt und locker, andererseits geht er mit viel Professionalität an den Job heran.

Wie weit konnten Sie sich schon in Ihren neuen Job einarbeiten?

Peter Schöttel: Ich bin nun mittendrin statt nur dabei. Die ersten Wochen waren geprägt von der Teamchefsuche mit der Erstellung der Liste und den Gesprächen mit den Kandidaten. Jetzt sind wir im Trainingslager in einer Phase des gegenseitigen Kennenlernens. Die Zeit ist wichtig, weil die Situation nicht nur für mich neu ist, sondern auch für das Trainerteam.

Hätten Sie sich Ihren Einstand etwas glücklicher vorgestellt?

Natürlich wäre es mir anders lieber gewesen, aber der Start war eben, wie er war. Ich hatte ohnehin wenig Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen. Einen Überblick konnte ich mir schon machen, aber für die Details braucht es noch Zeit und etliche Gespräche.

Sie kennen das Geschäft seit vielen Jahren und aus allen Blickwinkeln. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Bild in der Öffentlichkeit?

Es hilft natürlich, wenn man am eigenen Leib schon früher erfahren hat, dass die Öffentlichkeit oder die Medien nicht immer mit einem einverstanden sind. Es liegt aber ab sofort an mir, durch meine Arbeit zu überzeugen.

Die Medienlandschaft hat sich sehr gewandelt. Ist es nun schwieriger als zu Ihren Spieler-Zeiten?

Definitiv. Es ist auch für die Spieler ein ganz anderes Arbeiten als früher. Sie stehen ständig unter Beobachtung.

Wann sind Sie persönlich verletzt? Wann wehren Sie sich?

Gute Frage. Ich weiß nicht, ob es großen Sinn ergibt, sich zu wehren. Ich weiß, wie schnell das Pendel in beide Richtungen ausschlagen kann. Früher hat mich Kritik wesentlich länger beschäftigt als jetzt.

Beim Vorwurf der Wiener Freunderlwirtschaft mit Andreas Herzog stieg Ihr Puls aber doch sehr an.

Es ist schwierig für manche, wenn zwei Wiener in leitenden Positionen sind. Wenn es zwei Kärntner oder Burgenländer wären, wäre es offenbar kein Problem. Das verstehe ich nicht. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer nur auf die Qualitäten geachtet. Soll ich jemanden, von dem ich menschlich wie fachlich überzeugt bin wie im Falle von Andi Herzog, von Anfang an ausschließen, nur weil ich ihn schon länger kenne? Das ist doch unlogisch. Diese Diskussion gibt’s offenbar nur bei uns.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Franco Foda? Gab es früher in der aktiven Zeit auf dem Platz Wortgefechte?

Vielleicht das eine oder andere, aber wir waren beide nicht so die polarisierenden Typen. Wir ticken als Trainer sehr ähnlich. Das habe ich in den ersten Gesprächen bemerkt.

Was genau ist deckungsgleich?

Die klare Organisation. Wie Franco Foda seine Trainings leitet und wie er spielen lassen möchte. Da sind wir auf einer Linie. Er ist sehr überzeugt von dem Ganzen, was er da tut, und er vermittelt das auch den Spielern.

Glaubwürdigkeit ist doch das Wichtigste für einen Trainer.

Absolut. Die Spieler müssen daran glauben, dass das, was der da vorne sagt, ihnen Erfolg bringt. In dieser Mannschaft steckt viel Potenzial und eine hohe Qualität. Das hat man in den ersten Trainings schon erkennen können.

Welche Philosophie verfolgt das Duo Schöttel/Foda?

Man muss sich nur anschauen, wie Sturm jetzt spielt. Mit schnellem Umschalten in beide Richtungen, auch mit Ballbesitz. Das Team steht bei ihm über allem anderen. Von dieser Linie wird er auch als Teamchef nicht abweichen.

Im Team gibt es durchaus auch verhaltensauffällige Spieler. Wird er denn mit denen klarkommen?

Franco ist ein erfahrener Trainer. Er hat auch in seiner Sturm-Zeit immer wieder bewiesen, dass er mit schwierigen Spielern sehr gut umgehen kann. Da weiß er schon, dass das zum Teil besondere Spieler sind für die besonderen Momente und Spiele.

Wie weit bringen Sie sich ein? Werden Sie Teamchef Foda sagen, wo ein Alaba spielen soll?

In die Aufstellung mische ich mich sicherlich nicht ein. Wir werden uns aber immer austauschen.

Sehen Sie den Job des Sportdirektors als längere Periode?

Ja, weil das Aufgabengebiet so groß ist, dass es nur Sinn macht, wenn man sich über einen längeren Zeitraum darum kümmert.

Abseits vom A-Nationalteam, das natürlich im Fokus steht, was ist Ihnen im ÖFB wichtig?

Man muss sich alle Bereiche anschauen und an Schrauben drehen. Auf meiner Agenda steht jetzt die personelle Neustrukturierung der Trainerausbildung ganz oben. Weiters enthalten sind auch noch die Talenteförderung, Frauenfußball und Breitenfußball. Außerdem ist mir die Kommunikation sehr wichtig, deswegen werden einige Gespräche folgen.

Soll Österreich den Anspruch haben, sich für jedes Turnier zu qualifizieren?

Wir haben tolle Spieler und sollten versuchen, überall dabei zu sein. Man muss sich Ziele setzen, wenn man sie nicht erreicht, ist Enttäuschung auch berechtigt. So weit war die Mannschaft jetzt in der WM-Qualifikation auch wieder nicht weg. Positiv sehe ich, dass tolle Spieler nachkommen. Darum brauchen wir keine Angst zu haben.

Wie wichtig ist das Uruguay-Spiel, da der Ernstfall erst im Herbst 2018 eintritt?

Wir wollen auf jeden Fall gewinnen. Nach diesem schwierigen Herbst würde uns allen ein Erfolg guttun.

Kommentare