Liga-Reform: "Das ist typisch österreichisch"

Christian Ebenbauer ist stolz auf die kommende Liga-Reform.
Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer über den neuen TV-Vertrag, die Ligareform und Kritik.

Die Bundesliga wird im Eiltempo reformiert: Neuer TV-Vertrag, neues Ligenformat, neue Aufstiegsregeln. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer behält den Überblick und gewährt Einblicke.

KURIER: Am 31. Oktober wurde der TV-Vertrag mit Sky abgeschlossen. Sind die Details zu den Anpfiffzeiten mittlerweile fixiert?

Christian Ebenbauer: Fixiert wurde, dass am Samstag und Sonntag je drei Spiele stattfinden. Das Ziel ist, so wenige Ankickzeiten wie möglich zu haben. Es gibt eine Dreierkonferenz oder pro Tag maximal zwei Anpfiffzeiten. Im Juli und August könnte es aufgrund der Hitze spätere Beginnzeiten geben.

Wann wird das Free-TV-Paket vergeben?

Wir streben das noch vor Weihnachten an. Dabei geht es um vier Live-Spiele pro Saison sowie eine wöchentliche Highlights-Show am Samstag oder Sonntag. Pro Spiel soll die Zusammenfassung fünf Minuten dauern – das ist schon sehr umfangreich.

Rapid-Präsident Krammer hat verkündet, dass für Mitglieder und Abonnenten bereits drei Stunden nach dem Schlusspfiff das ganze Spiel auf der Homepage gratis abrufbar sein wird. Gilt das ab 2018 für alle Klubs?

Ja, das wurde unter den "zurückgehaltenen Rechten" für vereinseigene Websites ausverhandelt.

Wird es in der neuen 2. Liga ein TV-Livespiel pro Runde geben?

Ich bin frohen Mutes, dass uns das gelingen wird. Viel wichtiger ist, dass alle acht Partien pro Runde in einer Zusammenfassung zu sehen sein werden. Das Ziel ist, den TV-Vertrag für die 2. Liga im März zu beschließen.

In die Zwölferliga steigen zwei bis drei Klubs auf. Neben Ried und Innsbruck gibt es mit Hartberg und Wiener Neustadt zwei Wackelkandidaten. Dürften diese Vereine aufsteigen?

Die Stadien von Wiener Neustadt und Hartberg sind derzeit nicht tauglich für die oberste Spielklasse. In Neustadt müssten mehrere Zuschauerplätze überdacht werden, zusätzlich wären Kleinigkeiten anzupassen. In Hartberg fehlt wesentlich mehr. Die andere Variante wäre im Falle eines nachgewiesenen Neubaus ein Ausweichstadion. Also nicht nur vom 15. November bis zum 15. März, wenn eine Rasenheizung Pflicht ist. Sondern solange, bis in Neustadt das geplante neue Stadion steht oder Hartberg umgebaut hat.

Und wenn dafür keine Lösung gefunden werden kann?

Dann kann auch die Relegation für den Letzten – derzeit St. Pölten – entfallen. Die Tabelle wird um Liefering bereinigt. Es steigen die besten Zwei mit Lizenz auf, und der Dritte spielt Relegation. Wenn einer der drei die Lizenz nicht erhält, entfällt die Relegation.

Die "Erste Liga" war auf den Freitag fixiert. Wann soll die neue 16er Liga spielen?

Gespielt werden könnte Freitagabend, Samstagnachmittag und Sonntagvormittag. Wobei aufgrund der Teilnahme von Amateurklubs auf die Distanz für das Gästeteam geachtet werden muss. Es wird also flexibler.

Bisher gab es für die 16er Liga fast nur Kritik. Was halten Sie dagegen?

Das ist vielleicht typisch österreichisch, dass alles schlecht geredet wird, bevor überhaupt noch begonnen wurde. Ich bin überzeugt, dass es kein Problem wird, genug Klubs für die 16er Liga zu finden. Das einzige heikle Thema im ersten Jahr ist, dass nur drei Vereine pro Regionalliga aufsteigen dürfen. Deshalb kann es im Westen knapp werden.

Was passiert, wenn von den drei potenziellen Aufsteigern aus dem Westen (Anif, Grödig, Altach II) einer wegfällt?

Die Landesverbände haben festgelegt, dass aus keiner Regionalliga mehr als drei Klubs aufsteigen dürfen. Es würde dann also die Relegation gegen den Letzten wegfallen. Wenn alles schief läuft, hätten wir im ersten Jahr eine 15er Liga. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine 16er Liga schaffen. Eines verstehe ich an der Kritik allerdings nicht.

Und zwar?

Die inhaltlichen Begründungen. Die Anforderungen sind jetzt so gewählt, dass die Teilnahme an der 2. Liga kaum teurer sein wird als jene an der Regionalliga.

Vielleicht überfordern Sie den österreichischen Funktionär auch. Im KURIER-Interview am 29. April 2016 sind Sie erstmals für das Ende der Zehnerligen eingetreten. Seither ist alles sehr schnell gegangen. Sind Sie zu visionär?

(denkt sehr lange nach) In meinem Job ist strategisches Denken sehr wichtig. Der Ursprung war: So wie es mit den beiden Zehnerligen läuft, wird es aus finanziellen Gründen nicht mehr lange funktionieren. Wir müssen etwas ändern! Als Bundesliga-Vorstand war es meine Aufgabe, über Alternativen nachzudenken.

Nach diesem Interview war die mehrheitliche Meinung in der Fußball-Szene: ’Ändern wird sich nix, außer, dass der Ebenbauer seinen Job los sein wird’.

Es geht nicht um meine Position, sondern darum, was wir am Ende geschafft haben. Alle wichtigen Partner waren dafür und sagen: "Das ist der richtige Schritt".

Sind auch Fehler passiert?

Auf jeden Fall. So große Projekte können nicht ohne Fehler umgesetzt werden. Worauf ich wirklich stolz bin: Beim Ligenformat haben alle bis auf Mattersburg, Lustenau und Kapfenberg zugestimmt. Und zuletzt beim TV-Vertrag mit Sky gab es sogar Einstimmigkeit. Und soviel darf ich verraten: Es ist extrem schwierig, diese vielen Interessen unter einen Hut zu bekommen.

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