Kraetschmer: Austria ist "hohes Risiko eingegangen"

Markus Kraetschmer (li.) mit Trainer Thorsten Fink.
Austria-Vorstand Markus Kraetschmer über den Europacup, das neue Stadion und die künftigen Ziele.

Die Austria bereitet sich im Trainingslager auf das Frühjahr vor, Finanzvorstand Markus Kraetschmer gibt im KURIER-Interview Einblicke.

KURIER: Was wünschen Sie sich für das Frühjahr 2017?

Markus Kraetschmer: Ich gehe davon aus, dass es spannend wird. Wir haben Energie getankt über die Feiertage, der Jänner ist bei uns der Monat der Gremien, heuer mit der wichtigen Wiederwahl von Präsident Wolfgang Katzian. Ich wünsche mir, dass wir mindestens den Europacup-Startplatz erreichen und vor Rapid bleiben, das wäre das oft zitierte Sahnehäubchen.

Sind die Wunden des Europacup-Ausscheidens schon verheilt? Es hat ja sehr geschmerzt nach der Partie in Pilsen.

Ich wurde oft darauf angesprochen. Ja, wir haben eine große Chance vergeben. Aber wir können daraus nur die richtigen Lehren ziehen. Dennoch war es ein toller Europacup-Herbst mit Highlights wie dem Spiel in Rom. Wir haben alle viel Erfahrung gesammelt und wollen wieder zurück auf die europäische Bühne. Das muss Motivation für jeden sein.

Auch aus finanziellen Gründen ...

Natürlich, der Europacup-Herbst hat einen Umsatz von rund fünf Millionen gebracht. Jetzt haben wir gesehen, welche Side-Effekte der europäische Auftritt hat.

Welche denn?

Unsere Spieler wurden interessanter, es gibt Anfragen. Wir haben neue Partner gewinnen können. Das ist eine positive Spirale.

Finanziell hat sich die Austria schon mehr bewegen können.

Ja, wir sind ein hohes Risiko eingegangen mit der Stadion-Baustelle. Wir haben im letzten Geschäftsjahr negativ abgeschlossen. Wir sind in Vorleistung gegangen mit Investitionen in den Stadion-Umbau, ins Trainerteam und in die Mannschaft. Das Risiko ist mit dem Europacup aufgegangen.

Vor rund zehn Jahren wurde die Austria nach der Ära Stronach umgekrempelt. Was hat sich seit damals getan und verändert?

Die Umstellung auf die AG hat uns geprägt. Wir haben einen Weg vorweggenommen, den andere Klubs jetzt gehen müssen. Die Umsätze sind deutlich gestiegen. Man darf nicht vergessen, dass uns die Wirtschaftskrise 2008 getroffen hat in einer Phase, in der wir umkrempeln und stabilisieren mussten. Das war wirklich nicht leicht.

Im internationalen Fußball geht die Schere immer weiter auf. Wie schwierig ist es, nicht den Anschluss zu verpassen?

Ja, die Schere wird immer größer. Wir wollen nach oben, nicht nach unten. Wir sind ein Hauptstadt-Klub mit viel Tradition, das muss daher unser Anspruch sein. Es gab eine Phase mit arabischen Investoren, dann russische und ukrainische Oligarchen, jetzt das mitunter irrationale Verhalten von Klubs aus China. Ich denke aber, dass unsere Klubs Selbstvertrauen haben dürfen. Wir entwickeln uns vorwiegend in der Europa League, dort rückt alles näher zusammen.

2018 wird die neue Generali Arena eröffnet. Beginnt da eine neue Zeitrechnung?

Durchaus. Das Stadion wird topmodern sein, das Liga-Format wird ein neues sein, auch der TV-Vertrag wird ein anderer. Unser Weg ist gut, wir sind voll im Plan.

Sie haben gewusst, dass der Umzug ins Happel-Stadion problematisch werden kann. Haben Sie die Zuschauerzahlen dann dennoch schockiert?

Natürlich ist es traurig, wenn man bei einem Hit gegen Salzburg so wenige Zuschauer im Stadion hat. Der Blick ins Oval macht dann wenig Freude. Aber rein statistisch haben wir uns im Vergleich zur vergangenen Saison gesteigert. Wir liegen über dem Liga-Durchschnitt.

Was kann man tun, um den Austrianer anzulocken?

Immer wieder Highlights bieten wie gegen AS Roma. Da ist die Austria-Familie ins Stadion gekommen. Ich bin überzeugt, dass wir in der neuen Generali Arena diese Gruppe überstanden hätten. Wenn wir im Frühjahr vorne dran bleiben und sich das Titelrennen zuspitzt, dann werden sicher mehr Leute in den Prater kommen.

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