Hintergrund: Wie die Ablöse von Büskens und Müller ablief
Am Sonntagabend trat bei Rapid ein Gremium zusammen, von dem nicht einmal alle bei Rapid wissen, dass es existiert. Es umfasst Präsident Michael Krammer, Geschäftsführer Christoph Peschek und noch ein, zwei Spitzenfunktionäre, die öffentlich nicht genannt werden.
Das Gremium tagt nur in Notfällen. Am Sonntag ist so einer aus Sicht der Rapid-Führung eingetreten: Nach dem 0:1 gegen den WAC wurde beraten, ob die sportliche Leitung ausgetauscht werden muss. Es ging dabei nicht nur um Trainer Mike Büskens, sondern auch um Sportdirektor Andreas Müller. Am Montagmorgen wurden die beiden Deutschen vom Ergebnis der Beratung informiert: Nicht nur Büskens wird beurlaubt, sondern auch der völlig überraschte Müller. Ausgerechnet die Rapid-Leihgabe Philipp Prosenik hatte mit dem Goldtor für den WAC das Ende der beiden Ex-Schalker besiegelt.
Zur Personalie Büskens, dem noch sieben Gehälter zustehen, sagt Krammer: "Es war keine Weiterentwicklung festzustellen. Und das ist nicht an der fehlenden Qualität oder am mangelnden Einsatz gelegen. Von den letzten zehn Spielen wurden zwei gewonnen. Das ist zu wenig."
"Paket-Lösung"
Zur Personalie Müller, dessen Vertrag sogar noch bis Sommer 2019 läuft, sagt Krammer: "Er hat sich auf Büskens festgelegt. Das war wie eine Paketlösung." Schlecht angekommen ist außerdem, dass Müller zum Krisenbeginn (nach dem 2:4 in Ried) im KURIER-Interview den Spielern und ihrem fehlenden Mannschaftsgeist die Schuld gegeben hatte. Noch in dieser Woche soll der neue Coach feststehen. Vorerst leitet Assistent Thomas Hickersberger das Training. Zu den Top-Kandidaten zählen Altach-Coach Damir Canadi und Dietmar Kühbauer.
Für den neuen Sportdirektor wollen sich die Hütteldorfer mehr Zeit nehmen. Krammer gesteht, dass an sich der Sportchef einen Trainer (als seinen obersten Angestellten) aussuchen sollte: "Ja, das wäre die reine Lehre. Es ist aber auch so keine Notlösung. Müller kam auch nach Barisic, und das hat drei Jahre sehr gut gepasst."
Kein Kniefall
Müller wurde zwar für sein unbestrittenes Verhandlungsgeschick und die lukrativen Transfers gelobt, Kredit hatte er nach einigen Fehleinschätzungen keinen mehr. Ein Kniefall vor der organisierten Fanszene, die mehrheitlich "Müller raus" rief? "Nein. Die Rufe hätten fast dazu geführt, dass ich diese Entscheidung noch revidiert hätte", erzählt Krammer.
Ebenso verneint der Mobilfunk-Manager, dass das in der Ära Barisic mühsam aufgebaute Eigenkapital mit der dritten teuren Beurlaubung wieder aufgebraucht wäre. "Nein, wir haben wirtschaftlich für den Fall der Fälle vorgesorgt." Trotzdem dürfte ein Großteil der aktuellen, nicht für das laufende Budget eingeplanten Europacup-Einnahmen benötigt werden.
Neustart
Da der Markt für Sportdirektoren mit Erfahrung und Erfolgen ohnehin überschaubar ist, wird sich diese Suche hinziehen. Bei der Trainerfrage wird hingegen seit dem verlorenen Derby an den Plan B gedacht. Die Eile in Hütteldorf soll dem neuen Neuen die Chance geben, die Mannschaft in der spielfreien Zeit kennenzulernen. Krammer weiß, dass er unter Druck steht: "Niemand hat den göttlichen Funken. Ein wenig Bauchentscheidung ist es immer, sie soll durch Objektivität ergänzt werden."
Der Neustart sollte schnell Erfolg bringen. Denn nach der Länderspielpause warten die Schlüsselspiele in Salzburg, in Genk und gegen Sturm. Direkt danach folgt die Hauptversammlung mit der Wiederwahl des Präsidiums. Auch daran dürfte Krammer bei seinem harten Schnitt gedacht haben.
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