Goran Djuricin wird Rapid-Cheftrainer

Goran Djuricin bekommt seine Chance als Cheftrainer.
Fredy Bickels Favorit: Die Klubführung setzt auch künftig auf den bisherigen Interimstrainer.

Dienstagabend in Lindabrunn: Mit Lassaad Chabbi (Ried), Jochen Fallmann (SKN) und Goran Djuricin sitzen gleich drei Bundesliga-Trainer bei einer der letzten Einheiten auf dem Weg zur UEFA-Pro-Lizenz, für deren Vereine in den nächsten Tagen viel auf dem Spiel steht.

Djuricin muss trotzdem kurz "schwänzen". Fredy Bickel hat Entscheidendes mit dem Interimstrainer von Rapid zu besprechen. Montagabend hatte der Schweizer Sportdirektor den Wiener als Cheftrainer im Präsidium vorgeschlagen. Bereits am Tag darauf wurden die letzten Details geklärt.

Der "logische Kandidat" wäre Urs Fischer gewesen, doch der Basler Meistertrainer will eigentlich eine Auszeit nehmen. Bickel machte sich laut KURIER-Informationen vor dem Präsidium für Djuricin stark: Wie er die Mannschaft in einer schwierigen Situation wieder aufgerichtet hätte, wäre außergewöhnlich. Nach 20 Jahren Business ist Bickel überzeugt, dass Djuricin einen Weg a la Barisic einschlagen kann, der ebenfalls als Interimscoach gestartet war.

Dass Kapitän Stefan Schwab nach dem 1:0 gegen Sturm im Namen der Mannschaft eine öffentliche Lobrede auf Djuricin und Assistent Martin Bernhard gehalten hat, dürfte auch noch ein Pluspunkt gewesen sein.

Überzeugter Sportdirektor

Am Mittwochvormittag wurde es amtlich: Djuricin bleibt Rapid-Trainer. Der 42-Jährige kam im November des vergangenen Jahres als Co-Trainer von Damir Canadi nach Hütteldorf. Nach dessen Entlassung im April wurde der gebürtige Wiener zum Cheftrainer befördert.

"Ich habe bereits nach der Beurlaubung von Damir Canadi gesagt, dass Goran Djuricin gemeinsam mit Martin Bernhard eine ehrliche Chance haben wird, sich als längerfristige Lösung zu empfehlen. Die Arbeit, die 'Gogo' und sein Team seither gemacht haben, hat mich absolut überzeugt, obwohl die Voraussetzungen ungeheuer schwierig waren", begründete Sportdirektor Fredy Bickel in einem ersten Statement die Entscheidung.

Djuricin bedankte sich für das in ihn und sein Team gesetzte Vertrauen und versicherte, "dass es mit hundertprozentigem Engagement und voller Identifikation für den SK Rapid zurückgezahlt wird". Der gebürtige Wiener freue sich "enorm auf die verantwortungsvolle Aufgabe, die eine große Herausforderung darstellt" und sei überzeugt, dass man die kommende Saison "wesentlich erfreulicher bestreiten werde als die aktuelle".

Trainerstab verstärkt

Rapid hat zudem mit Athletik-Coach Anton Beretzki, Rehabilitations-Trainer David Lechner und Physiotherapeut Gerald Kemmer seinen Trainerstab verstärkt.

Goran Djuricin, Sohn eines Serben und einer Kroatin, wurde am 16. Oktober 1974 in Wien geboren. 1992 wurde er bereits mit 18 Jahren Vater. Wie Sohn Marco, Legionär bei Ferencvaros Budapest, war auch der in Kaisermühlen aufgewachsen und lebende "Gogo" Djuricin ein pfeilschneller Stürmer.

Werdegang

Im Nachwuchs zunächst beim Polizei SV und bei Rapid führte ihn sein Weg nach Favoriten. Für die Austria absolvierte er zwischen 1993 und 1995 sogar 15 Pflichtspiele. Im UEFA-Intertoto-Cup beim 4:0 gegen Willem II unter Egon Coordes traf er zum 2:0, eine Woche, nachdem der Deutsche Trainer einen gewissen Andreas Ogris aus dem Kader geworfen hatte.

Die große Karriere blieb Djuricin jedoch verwehrt. "1997 war es nach mehreren Verletzungen vorbei."

Ein Ende, das zugleich einen Neustart bringen sollte. Denn schon ein Jahr später übernahm er seinen ersten Trainerjob bei der Unter-18 des SV Donau. Mittlerweile hat er 19 Jahre Erfahrung vorzuweisen. Vier davon verbrachte er als "Co" an der Seite von Andreas Heraf bei Rapids U-19, in Pasching und beim ÖFB in den Nachwuchs-Nationalteams. "Der Gogo weiß gar nicht, wie gut er ist", sagt Österreichs erfolgreichster Nachwuchs-Teamchef der letzten zehn Jahre.

"Er hatte immer schon viel drauf, früher aber nie Ambitionen, ganz nach oben zu gelangen, weil er dafür seinen Zivilberuf vernachlässigen oder sogar aufgeben hätte müssen." Den Job bei der Pensionsversicherungsanstalt an den Nagel hängen wollte Djuricin auch nicht, als 2015 Zweitligist Wr. Neustadt anklopfte. Doch als im November 2016 Damir Canadi anrief, ließ er sich für den Job als Assistent bei den Rapid-Profis karenzieren.

Zuvor hatte Djuricin den ASK Ebreichsdorf vom vorletzten Platz der 2. Landesliga in zwei Jahren bis in die Regionalliga Ost geführt und Canadis Altacher sowie den WAC aus dem Cup geworfen. Auch die Austria drängte Djuricin mit Ebreichsdorf an den Rand einer Cup-Niederlage. Erst in der Verlängerung gewannen die Violetten 5:4.

Systemkritik

Im Vorfeld der Partie hatte Djuricin betont, einen Job als Profi-Trainer doch irgendwo im Hinterkopf zu haben. Die mediale Plattform nützte er, um Kritik am System zu üben. "Für Trainer aus dem Nachwuchs- und Amateurbereich gibt es keine Wertschätzung. Man schaut immer nur auf Namen. Das soll nicht heißen, dass diese Herren nichts draufhaben, aber es werden keine neuen Wege ausprobiert", sagte Djuricin zum KURIER.

Rapids Sportdirektor Fredy Bickel hat Djuricin einen Weg geebnet. Heraf traut seinem ehemaligen Assistenten zu, dass er diesen gehen und Rapid "stabilisieren" kann. "Jetzt ist er dort, wo ich ihn immer gesehen habe. Und er ist ein Spaßvogel, der gute Stimmung verbreiten kann. Vielleicht genau das, was der Verein jetzt auch braucht. Ich glaube, das wird eine längerfristige Geschichte."

Ernst Dokupil: Juli 2000 bis August 2001

Peter Persidis: August 2001 bis September 2001 (interimistisch)

Lothar Matthäus: September 2001 bis Mai 2002

Josef Hickersberger: Juli 2002 bis Ende 2005

Georg Zellhofer: Jänner 2006 bis Ende August 2006

Peter Pacult: September 2006 bis April 2011

Zoran Barisic: April 2011 bis Ende Mai 2011 (interimistisch)

Peter Schöttel: Juni 2011 bis April 2013

Zoran Barisic: April 2013 bis Juni 2016

Mike Büskens: Juni 2016 bis November 2016

Damir Canadi: November 2016 bis 9. April 2017

seit 9. April: Goran Djuricin/Martin Bernhard

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