Die große Erste-Liga-Vorschau

Um diesen Teller geht es.
Am Freitag geht's los mit einer Saison, die viel Neues mit sich bringt.

Es ist ein besondere Saison, die am Freitag in der Sky Go-Erste Liga angepfiffen wird. Im kommenden Jahr erlebt die Bundesliga eine Reform. Die höchste Spielklasse wird dann auf zwölf Teams aufgestockt, in der Ersten Liga dürfen ab 2018/’19 16 Vereine mitwirken.

Für ehemalige Bundesligisten wie Ried, Innsbruck oder Austria Lustenau ist die Chance damit groß, ins Oberhaus zurück zu kehren. Denn heuer gibt es gleich zwei direkte Aufsteiger, und auch der Dritte darf sich über die Relegation (gegen den Zehnten der Bundesliga) noch Aufstiegshoffnungen machen. Der Letzte der Ersten Liga steigt heuer nicht direkt ab, sondern muss in die Relegation gegen einen Regionalligisten. Was verspricht die neue Saison? Wer sind die Favoriten? Wer hat das Zeug zum Überraschungsteam?

SV Ried

Wenn man’s nicht besser wüsste, dann könnte man fast meinen, Ried liegt plötzlich im Ländle. Über den Sommer ist im Innviertel Vorarlbergerisch zur Amtssprache geworden. In Ried steckt mittlerweile schon beinahe mehr Austria Lustenau als im Original aus Vorarlberg. Trainer Lassaad Chabbi, der vor einem Jahr noch in Lustenau auf der Bank saß, hat gleich fünf Spieler von seinem Ex-Verein geholt. Überhaupt wurde die Mannschaft nach dem Abstieg notgedrungen runderneuert, um sofort in die Bundesliga zurück zu kehren. Das prominenteste neue Gesicht nach dem Facelifting: Marko Stankovic.

KURIER-Prognose: Normalerweise kann sich Ried auf dem Weg zum Aufstieg nur selbst stoppen.

FC Liefering

Das Farmteam von Meister Red Bull Salzburg ist noch jünger geworden. Ramir Tekir ist mit 20 Jahren bereits der Senior in der Talenteschmiede, die im Sommer eine neue sportliche Führung bekommen hat. An Stelle von Thomas Letsch, der zu Erzgebirge Aue wechselte, übernahmen Gerhard Struber(Teamchef) und Janusz Góra (Cheftrainer) die Leitung. Die Ära der Brasilianer ist mittlerweile beim FC Liefering vorbei, heute stehen Talente aus acht Nationen im Kader. Besonderes Augenmerk gilt den beiden Afrikanern Patson Daka undEnock Mwepu (Sambia).

KURIER-Prognose: Die Partien mit Lieferinger Beteiligung werden wieder höchsten Unterhaltungswert bieten. Ob sich diese junge, neuformierte Mannschaft aber ähnlich gut schlägt wie in der Vorsaison bleibt abzuwarten.

Austria Lustenau

Streng genommen müssten die Vorarlberger in dieser Saison unter einem anderen Vereinsnamen auflaufen. Brasilia Lustenau trifft’s dann schon eher. Gleich sechs Brasilianer stehen im Kader des Traditionsvereins, der wieder einmal einen Anlauf in Richtung Bundesliga unternimmt. Seit dem Jahr 2000 ist die zweithöchste Spielklasse nun bereits die Spielwiese der Austria, die in Vorarlberg die einstige Vormachtstellung längst an Altach verloren hat. Auch bei der Elf von Andreas Lipa herrschte im Sommer ein reges Kommen und Gehen, als letzte prominente Neuverpflichtung wurde Christopher Drazan präsentiert.

KURIER-Prognose: Nach den vielen verpassten Chancen hat die Austria mittlerweile schon ein Aufstiegs-Trauma. In dieser Saison sollte zumindest der Relegationsplatz möglich sein.

Wacker Innsbruck

Die vierte Saison in Folge, und damit so lange wie noch nie in der Vereinshistorie, krebst der zehnfache österreichische Meister nun bereits in der Ersten Liga herum. Der Traditionsverein hat sich im Sommer von den Altlasten befreit – und das in jeglicher Hinsicht. Die Routiniers im Kader (Grünwald, Hauser, Säumel, Pichlmann) erhielten keine neuen Verträge, der Verkauf von Goalgetter Eler (Nancy) stopfte die Finanzlöcher, die Wacker nach der missratenen letzten Saison schon wieder geplagt hatten. Die Mannschaft wurde verjüngt, einzige Ausnahme: Der 48fache slowenische Ex-Teamstürmer Dedic, der mit 33 der Oldie ist. Ob der Stürmer für den Aufstieg ein gutes Omen ist, wird sich erst weisen. In den vergangenen Jahren stieg Dedic mit seinen Vereinen FSV Frankfurt und Paderborn sportlich ab.

KURIER-Prognose: Wacker ist in dieser Saison zum Aufstieg verdammt. Sollte es auch diesmal nicht klappen, könnten in Sachen Profifußball am Tivoli die Lichter ausgehen.

Wattens

Die Tiroler haben sich in der vergangenen Saison als Aufsteiger erstaunlich wacker geschlagen und drei der vier Duelle mit dem Lokalrivalen Innsbruck gewinnen können. Die Wattener haben den Kader optimiert, der neue Abwehrchef Pellizzari kommt dank der Verbindungen von Präsidenten Diana Langes-Swarovski aus dem Nachwuchs von Juventus Turin. Die Saison begann freilich mit einem Dämpfer: Im Cup setzte es gegen die Amateure von Bad Gleichenberg eine 1:5-Abfuhr.

KURIER-Prognose: Ein Mittelfeldplatz sollte Wattens abermals sicher sein. Insgeheim träumt man in der Kristallgemeinde von mehr. Die engagierte Präsidentin will mittelfristig Wacker den Rang ablaufen.

Kapfenberg

Bei den Steirern blieb im Sommer kein Stein auf den anderen. Mit Frieser und Flecker (beide WAC) verlor Kapfenberg zwei wichtige Stützen, auch die Tore des brasilianischen Topscorers Joao Victor, der einen positiven Dopingtest ablieferte, werden der Mannschaft abgehen. Das offizielle Erste Liga-Motto "Heute für Morgen" wurde in Kapfenberg außer Kraft gesetzt: Auf der Trainerbank sitzt mit Robert Pflug ein 72-Jähriger.

KURIER-Prognose: Die Kapfenberger sind wie jedes Jahr eine Wundertüte. Mehr als ein Mittelfeldplatz wird sich mit diesem Kader allerdings nicht ausgehen.

Blau-Weiß Linz

Günther Gorenzel-Simonitsch tritt beim Traditionsverein als Nachfolger von Klaus Schmidt (Altach) ein schweres Erbe an. Mit Goiginger (LASK) und Renner (Mattersburg) kamen den Linzern im Sommer die zwei wichtigsten Offensivspieler abhanden. Immerhin konnte mit Hartl (SKN St.Pölten) ein Routinier verpflichtet werden. Dazu stehen einige aufstrebende Talente im Kader.

KURIER-Prognose: Das starke Frühjahr sollte den Linzern Mut und Sicherheit gegeben haben. Der souveräne Ligaerhalt sollte mit diesem Kader möglich sein.

Wiener Neustadt

Bei den Niederösterreichern sind seit Sommer zwei alte Bekannte am Ball: Roman Mählich löste Rene Wagner als Cheftrainer ab, mit Hamdi Salihi kommt der frühere Torgarant von Ried und Rapid. Allerdings ist der 50fache albanische Teamspieler mit seinen 33 Jahren nicht mehr der Jüngste.

KURIER-Prognose: Man sollte sich durch das Cup-Aus gegen Amstetten (0:1) nicht täuschen lassen: Für einen gesicherten Mittelfeldplatz ist der Kader allemal gut genug.

FAC

Totgesagte spielen länger. Auch in der vergangenen Saison gelang den Wienern durch ein starkes Finish wieder der Klassenerhalt. Der FAC gab im Sommer zahlreiche Routiniers ab: Spielmacher Sahanek und Verteidiger Kreuzriegler wechselten etwa nach Malta, im Gegenzug wurden bisher fast ausschließlich Talente verpflichtet.

KURIER-Prognose: Das Abstiegsgespenst wird auch heuer in Wien-Floridsdorf spuken.

Hartberg

Swete, Sprangler, Tadic, Kröpfl, Rasswalder – im Kader des Aufsteigers aus der Steiermark tummeln sich einige bekannte Namen . Von allen zehn Mannschaften der Liga war der Meister der Regionalliga Mitte im Sommer am zurückhaltendsten auf dem Transfermarkt.

KURIER-Prognose: Mit der Aufstiegseuphorie könnten die eingespielten Steirer vor allem zu Saisonbeginn gegen die neuformierte Konkurrenz punkten. Trotzdem geht es für Hartberg um den Klassenerhalt.

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