Der Grüne mit roten Wurzeln: Peschek im Porträt

Zwei Jahre im Amt: Pescheks Kritiker sind verstummt
Zwei Jahre im Amt: Warum Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek nicht zur SPÖ zurückkehrt

Am Anfang sah Christoph Peschek Rot. Als der eben bestellte Geschäftsführer von Rapid seine Antrittsrede hielt, blickte der damals erst 31-Jährige direkt auf eine Rote Karte. Gezückt von einem empörten Fan, der während der gesamten Rede von Peschek stumm dastand. Mit dem Zeichen des persönlichen Protests in der Hand.

"Ich werde mit Leistung überzeugen", entgegnete Peschek im November 2014 bei der Hauptversammlung. In den Applaus mischten sich Buh-Rufe. Am 1. Februar 2015 übernahm der Wiener den Job, zwei Jahre später sind die Kritiker zum größten Teil verstummt. Warum? Was tut Peschek? Was kann der Kuhn-Nachfolger? Und was läuft da mit der Wiener SPÖ? Ein KURIER-Porträt.

Zahlen gegen Vorwürfe

Keine Erfahrung, keine Ausbildung, ein reiner Parteisoldat – so lauteten die Fan-Vorwürfe gegen den Wunschkandidaten von Präsident Krammer. Das beste Gegenargument sind die Zahlen: Das Geschäftsjahr 2015/’16 endete mit dem Rekordumsatz von 48,7 Millionen und dem Rekordgewinn von 11,6 Millionen. Nie wieder wird ein Rapid-Geschäftsführer so ein Ergebnis unterschreiben. Selbst wenn finanziell noch einmal alles aufgehen sollte, würde das Plus anders verbucht werden. Denn Gewinne sind ab sofort auch für Fußballvereine zu versteuern.

Flotter Quereinsteiger

"Im Verkauf nach außen ist Peschek extrem gut", sagt ein Mitarbeiter über den Ex-SPÖ-Gemeinderat, der immer ein wenig so klingt, als würde Sebastian Kurz über Rapid sprechen. Intern gab es anfangs Bedenken. Würde der Quereinsteiger nach nur einem Jahr als Vizepräsident tatsächlich den behäbigen Tanker flott machen können?

"Er lernt extrem schnell", sagen alle, die öfters mit ihm zu tun haben. "Er wusste, dass er nicht alles weiß und holte Experten für die verschiedenen Sparten." Bei den wöchentlichen Sitzungen will er möglichst viele Meinungen hören, bevor er entscheidet.

Verbindlichkeit zählt

Ungewohnt, aber umso wichtiger ist die bei Rapid eingeführte Verbindlichkeit. Während früher manche Ziele immer wieder diskutiert wurden, gibt es jetzt für jedes Projekt eine Deadline: Bis zum vereinbarten Zeitpunkt muss geliefert werden.

Auf Kritik, dass Peschek ein zu strenges Regiment führen würde, hat der 33-Jährige flott reagiert: In den letzten Monaten fällt auf, wie sehr der Letztverantwortliche die Bemühungen seiner 75 Mitarbeiter auch öffentlich lobt.

Geht alles auf, was Peschek will? "Er hat strukturell viel verändert, aber auch er ist intern an so manche Grenze gestoßen", erklärt ein Begleiter. Sein eigenes Arbeitspensum fällt in die Kategorie Workaholic. Auch wenn Peschek seit der Geburt von Sohn Timo (der im Andachtsraum des Stadions evangelisch getauft wurde) versucht, kürzerzutreten.

Zwischen Fans und SPÖ

Fluch und Segen zugleich ist seine Fan-Nähe. Die von Krammer gewünschte Einbindung des Anhangs ins Vereinsleben funktioniert auf schnellem Weg. Andererseits fällt dem Ex-Abonnenten der Westtribüne Kritik an Verfehlungen schwer. Als Max Entrup von Fans bedroht wurde, fiel Peschek in den Politiker-Sprech zurück: Nur nicht zu viele Wellen.

Viele in der SPÖ wären froh, wenn "die größte Nachwuchshoffnung der Partei" (© Michael Häupl) zurückkehrt. Als eine größere Regierungsumbildung diskutiert wurde, gingen diskrete Avancen an den Stiefsohn von Donaustadt-Bezirkschef Ernst Nevrivy: Wäre Peschek als Stadtrat nicht das gesuchte Zeichen für die Zukunft?

"Es ehrt mich, wenn an mich gedacht wird", sagt Peschek. "Aber ich könnte nach zwei Jahren nicht einfach so gehen. Ich bin viel zu stark mit Rapid verbunden. Ich habe hier noch viel vor."

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