Das violette Gastspiel im Fußball-Tempel

Beeindruckende Kulisse: 2016 fand im San Siro das CL-Finale statt.
Die Wiener Austria gastiert heute (21.05 Uhr) beim AC Milan im legendären San-Siro-Stadion.

Offiziell ist es das Giuseppe-Meazza-Stadion, der Volksmund spricht nicht nur in Mailand aber immer noch vom San Siro, benannt nach dem Stadtteil. Die Austria darf dort am heutigen Donnerstag (21.05 Uhr/live auf Puls4, Sky)den großen AC Milan in der Europa-League-Gruppenphase fordern.

In einem Stadion, das von außen betrachtet einem gelandeten UFO gleicht und das bei gut gefülltem Innenraum den Akteuren eine Gänsehaut bereitet. Diese hatte auch Herbert Prohaska, das violetteste aller Veilchen. Er durfte von 1980 bis 1982 im Dress von Inter im "Tempel des Fußballs" aufspielen.

Beide Mailänder Klubs zeigten damals Interesse am Austria-Regisseur, schließlich machte Inter auch deswegen das Rennen, weil der AC Milan in den Manipulationsskandal verstrickt war und in die Serie B absteigen musste. "Daher kam der AC nicht mehr in Frage", erinnert sich der Wiener.

Mailänder Handarbeit

Kurios war dann seine offizielle Präsentation bei Inter. "Wir wollten mit meinem Trikot auf dem Platz Fotos machen, durften den Rasen aber nicht betreten, weil der Platzwart gerade mit einer Gartenschere die Grashalme nachgeschnitten hat." Damals war halt Handarbeit noch etwas wert.

Das San Siro (Fassungsvermögen: 80.018 Zuschauer) war zu Prohaskas Zeiten gut gefüllt. "Im Europacup war das Stadion fast immer voll. Selbst gegen Craiova hatten wir 80.000 Zuschauer, in der Meisterschaft einen Schnitt von 60.000."

Die Steilheit der Tribünen macht die besondere Stimmung aus. Beeindruckt zeigte sich Prohaska ausgerechnet bei einem Spiel, in dem er nur auf der Bank saß nach überstandener Gürtelrose. "Als ein Spieler von uns in den Strafraum geflankt hat, sind hinter dem Tor alle Fans aufgesprungen. Das hat gewirkt, als würde die ganze Tribüne aufs Feld stürzen." Eröffnet wurde das San Siro am 19. September 1926. Mittlerweile wurde es vier Mal renoviert, zuletzt 2014.

Die Linea 5 trägt Violett

Sowohl 1934 als auch 1990 war es Schauplatz von WM-Spielen, 1980 von EM-Spielen. Vier Mal wurde mit dem Champions-League-Finale in der Arena der beste Klub Europas gekürt (1965, 1970, 2001, 2016). Dazu fanden vier UEFA-Cup-Finale im San Siro statt, 1994 mit Beteiligung von Austria Salzburg. Diese Masse an internationalen Highlights beweist den Stellenwert des Stadions in der Fußballwelt.

Prohaska vergleicht das San Siro mit dem Estadio Santiago Bernabeú von Real Madrid, von dem Toni Polster meinte, es würde einen erdrücken. "Das ist ähnlich steil. Aber auch das Camp Nou in Barcelona ist beeindruckend", sagt Prohaska, der seiner Austria heute allerdings nur aus der Ferne die Daumen drücken kann.

Die 2000 mitgereisten Fans der Wiener haben übrigens quasi Heimvorteil, wenn sie mit der U-Bahn zum Fußball-Tempel reisen. Denn die Linea 5 trägt Violett, natürlich nicht der Austria wegen, vielmehr ist es die Farbensumme aus dem Inter-Blau und dem Milan-Rot.

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