Bundesliga: Auf dem Weg zur Red-Bull-Liga

WAC-Neuzugang: Salzburg-Leihgabe Igor
Wie Serienmeister Salzburg die österreichische Bundesliga nicht nur sportlich dominiert.

Mit LASK, SKN St. Pölten und WAC haben sich drei Bundesligisten beim Frühjahrsstart am Samstag auf dünnes Eis begeben. Mit den Neuzugängen Tetteh, Atanga und Igor brachten die drei Klubs je einen Spieler zum Einsatz, der laut FIFA-Transferreglement eigentlich nicht spielen hätte dürfen.

Denn alle drei hatten im Herbst schon für Red Bull Salzburg und – als Kooperationsspieler – für den FC Liefering gespielt. Beide Klub sind aus dem Red-Bull-Stall, vereinsrechtlich aber eigenständig. Nun kamen sie bei einem dritten Verein zum Einsatz. Und das ist nicht erlaubt (siehe Faksimilie).

Bundesliga: Auf dem Weg zur Red-Bull-Liga
Kurier

Für Aufregung bei der Konkurrenz sorgt das nicht. "Ich denke, es ist für alle Vereine eine Bereicherung, wenn sie solche Spieler bekommen", sagte Georg Zellhofer dem TV-SenderSky. Der Altach-Sportchef war direkt betroffen. Die Vorarlberger spielten beim WAC und gegen Igor 0:0, LASK schlug St. Pölten 2:1. Tetteh und Atanga erzielten je ein Tor.

LASK, WAC und St. Pölten fühlen sich auf der sicheren Seite. Die Bundesliga gab ihren Sanktus. Dank der Kooperationsspieler-Regelung sei es in Österreich möglich, für mehr als zwei Klubs pro Saison zu spielen. Laut Sky wurden die Klubs allerdings über das konträre und übergeordnete FIFA-Regulativ informiert.

"Die Kooperationsspielerregelung wurde von ÖFB und Bundesliga gemeinsam beschlossen. Es ist eine sehr gute Regelung für die österreichische Nachwuchsförderung", meinte Salzburg-Sportchef Christoph Freund.

Tetteh, Atanga und Igor sind aber Legionäre und dazu keine Kooperationsspieler. Sie wurden von Salzburg verliehen. Es war auch nur ein Leihgeschäft möglich, denn Kooperationen zwischen Vereinen einer Spielklasse sind nicht erlaubt.

Causa Quaschner

Für einen Klub außerhalb Österreichs hätte keiner aus dem Trio im Frühjahr spielen dürfen. Das ist seit der Causa Quaschner klar. Dessen Transfer von Salzburg nach Leipzig platzte im Jänner 2015. Die FIFA hatte klargestellt, dass Leipzig ihn nicht einsetzen darf, weil er in der Saison 2014/’15 schon davor für Salzburg und Liefering gespielt hatte. Dass er beim Erste-Liga-Klub nur als Kooperationsspieler zum Einsatz gekommen war, machte keinen Unterschied.

Bundesliga: Auf dem Weg zur Red-Bull-Liga
ABD0127_20180203 - PASCHING - ÖSTERREICH: v.l. Samuel Tetteh (LASK Linz), Philipp Maliscek (SKN St.Poelten) am Samstag, 3. Februar 2018, während der tipico-Bundesliga-Begegnung zwischen Lask Linz und SKN St. Pölten in Pasching. - FOTO: APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER

Dass es für die drei Klubs im Frühjahr Nachspiele auf dem grünen Tisch geben wird, ist unwahrscheinlich. Der Großteil der Konkurrenz hat sich mit der Red-Bull-Fußballwelt arrangiert, versucht zu profitieren. Sechs Vereine (WAC, Austria, Mattersburg, LASK, Altach, St. Pölten) haben mittlerweile Red-Bull-Leihspieler.

Ein Vergleich: Salzburg hat innerhalb der Bundesliga derzeit acht Spieler verliehen, die neun anderen Klubs zusammen nur vier. "Red Bull bildet toll aus. Sie haben ein super Angebot an Spielern. Sie beleben die Liga", erklärt Zellhofer. Aber gerade sein Klub ist das Paradebeispiel, was auch passieren kann, wenn man einen Salzburg-Spieler ausleiht.

Fall Oberlin

2016 gingen die Altacher sensationell als Erster in die Winterpause – auch dank der Tore von Red-Bull-Leihgabe Oberlin. Der Schweizer musste im Jänner aber dann ein halbes Jahr vor Ablauf des Leihvertrages nach Salzburg zurück. Das war dank einer Rückholklausel möglich, die mitten in der Saison ungewöhnlich ist.

Die Folgen sind bekannt: Altach fiel auf Platz 4 zurück. Oberlin konnte sich in Salzburg aus den diversesten Gründen nicht durchsetzen. Im Sommer wurde er an den FC Basel verliehen. Der Schweizer Klub kann sich das Gehalt, die Leihgebühr (700.000 €) und die für Saisonende vereinbarte fixe Ablöse (5 Mio. €) leisten.

In Österreich gibt es keinen Verein mit den finanziellen Möglichkeiten der Basler – mit Ausnahme von Red Bull. Die Unterschiede zeigen auch die Gehaltsbudgets. 48 Millionen gab Salzburg 2016/’17 für Gehälter aus. Klubs wie WAC. Admira, Altach oder St. Pölten können gerade einmal zehn Prozent dieser Summe aufbringen.

Die Konkurrenz kann nur Spieler von Salzburg ausleihen, wenn Red Bull den Klubs entgegenkommt – sei es durch die Übernahme zumindest eines Teiles des Gehaltes oder durch den Verzicht auf eine angemessene Leihgebühr.

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ABD0126_20180203 - PASCHING - ÖSTERREICH: v.l. Gernot Trauner (LASK Linz), David Atanga (SKN St.Poelten) am Samstag, 3. Februar 2018, während der tipico-Bundesliga-Begegnung zwischen Lask Linz und SKN St. Pölten in Pasching. - FOTO: APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER

Die Red-Bullisierung der Bundesliga hat längst begonnen. Bei jedem der neun anderen Klubs spielt schon jetzt zumindest ein Spieler, der aus dem Red-Bull-Stall kommt. Und es werden viel mehr werden, denn die Arbeit in der 40-Millionen-Euro teuren Red-Bull-Akademie in Liefering beginnt erst richtig Früchte zu tragen.

Es wird eine Akademiker-Schwemme geben. Für die Mehrzahl der Absolventen wird in Salzburg kein Platz sein. Und auch nicht alle U-20-Spieler, die Red Bull zusätzlich in aller Welt einkauft, werden sich beim österreichischen Serienmeister durchsetzen. In diese Kategorie fallen auch Atanga, Igor und Tetteh.

Fast alle diese zugekauften Talente spielen zunächst in Liefering – zumeist als Kooperationsspieler. Ohne diese Möglichkeit würde es den Red-Bull-Retortenklub in der zweithöchsten österreichischen Liga nicht geben. Liefering ist für das Red-Bull-Ausbildungssystem der wichtigste Klub. Da überrascht es nicht, dass der Fußballkonzern die Kooperationsspielerregelung verteidigt.

Vorbild Upamecano

Der Karriereverlauf von Dayot Upamecano zeigt, wie es im Idealfall laufen soll: Der Franzose wurde 2015 als 16-Jähriger um 2,2 Millionen Euro verpflichtet. Neun Monate durfte sich der Defensivspieler in Liefering an den Profifußball gewöhnen. Nach der Lernphase spielte er ein starkes halbes Jahr für Salzburg, um im Jänner 2017 zu Leipzig zu wechseln. Mittlerweile ist er 19 und Objekt der Begierde der ganz großen europäischen Klubs.

Sturm Graz

Zu: Schrammel (Rapid), Jantscher (Rizespor/TUR), Edomwonyi (NIG, Rizespor/Leihe).

Ab: Lykogiannis (GRE, Cagliari), Luan (BRA, St. Pölten/Leihe).

Salzburg

Zu: Ramalho (BRA, Leverkusen).

Ab: Atanga (GHA, St. Pölten/ Leihe), Tetteh (GHA, LASK/ Leihe), Stangl (Austria/Leihe), Miranda (BRA, Gremio Porto Alegre/BRA), Igor (BRA, WAC/ Leihe), Ashimeru (GHA, WAC/ Leihe), Rzatkowski (GER, New York Red Bulls/Leihe).

Rapid

Zu: keine

Ab: Malicsek (St. Pölten/Leihe), Prosenik (Ried), Schrammel (Sturm), Sobczyk (Wr. Neustadt/ Kooperationsspieler), Keles (SKN St. Pölten).

Admira

Zu: Scherzer (Augsburg II), Merkel (GER, Bochum).

Ab: Knasmüllner (Barnsley/ENG).

Zu: Tetteh (GHA, Salzburg/Leihe)

Ab: Dmitrovic (SRB, St. Pölten/ Leihe), Bruno (BRA, Atromitos Athen/Leihe).

Zu:Stangl (Salzburg/Leihe), Madl (Fulham/ENG), Stronati (CZE, Mlada Boleslav/CZE).

Ab: Tajouri (New York City FC).

Zu: Meilinger (Aalborg/DEN), Otubanjo (NGR, Zilina).

Ab: Tekpetey (GHA, Schalke), Sakic (Atromitos Athen), Dmitrovic (SRB, LASK).

Keine Zu- und Abgänge.

Zu: Igor (BRA, Salzburg/Leihe), Ashimeru (GHA, Salzburg/Leihe), Jovanovic (SRB, Cukaricki).

Ab: keine.

Zu: Atanga (GHA, Salzburg/ Leihe), Malicsek (Rapid/Leihe), Wessely (Septemvri Sofia/BUL), Dmitrovic (SRB, LASK/Leihe), Luan (BRA, Sturm Graz/Leihe), Keles (Rapid).

Ab: Thürauer (Krems), Mehremic (BIH, Zeljeznicar Sarajevo), Sobczyk (Rapid), Doumbouya (GUI, Prachuap FC/INA).

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