Fink: "Ich bin doch nicht der Copperfield"
Die Austria verabschiedete sich am Sonntag mit dem Heimspiel gegen Sturm für zwei Jahre von der Generali-Arena, ehe man in ein ausgebautes Stadion 2018 zurückkehrt. Trainer Thorsten Fink zeigt sich nach seiner ersten Saison bei der Austria durchaus zufrieden.
KURIER: Das Saisonziel ist erreicht, die Teilnahme am Europacup gesichert. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Thorsten Fink: Wenn man seine Ziele erreicht, kann man von einem guten Jahr sprechen. Wir haben eine neue Philosophie erarbeitet, das braucht Zeit. Salzburg und Rapid waren besser, wir waren eben die drittbeste Mannschaft. Während der Saison hatten wir schon Phasen mit Schwierigkeiten. Aber das ist normal. Hätten wir keine Probleme gehabt, wären wir Erster geworden.
Vor allem knapp vor und nach der Winterpause verschenkte man viele Punkte.
Da waren knappe Spiele dabei, die unglücklich gelaufen sind. Da hätten wir an Punkten mehr mitnehmen können. Wir haben Qualität in der Mannschaft, aber das reicht eben nicht für Salzburg. Auch Rapid ist ein Stück weiter als wir, weil sie schon länger so zusammenspielen.
Was stimmte Sie besonders positiv in Ihrer Premierensaison?
Ich bin mit dem Charakter der Mannschaft zufrieden. Am Ende haben wir die wichtigen Spiele gewonnen, um unser Ziel zu erreichen. Da haben wir Leidenschaft gezeigt. Auch wenn wir intern eine Zeit lang natürlich Erster werden wollten.
War dieser Rucksack zu schwer?
Ja. Weil wir noch mehr erwartet haben und von uns noch mehr erwartet wurde. Das war ein Trugschluss, weil wir im Herbst einige knappe Siege gefeiert haben.
Was hat Ihnen noch gefallen?
Wir haben gegen einige Gegner wirklich gut gespielt. Vor allem zuletzt haben wir so gespielt, wie ich mir das vorstelle. Wir bauen eben behutsam unser Spiel auf, das ist unser System.
Was hat nicht geklappt?
In der Defensivarbeit müssen wir uns verbessern, ganz klar. Bei einigen Gegentoren haben wir es den Gegner zu leicht gemacht. Und vielleicht könnten und sollten wir von hinten auch schneller rausspielen. Aber das geht nur, wenn man den Platz dazu hat. Vor allem bei den Heimspielen war das nicht so oft der Fall.
Die Ziele hat man realisiert, mit dem Europacup kommt der nächste Schritt. Wie soll der aussehen?
Ich sehe den nächsten Schritt gar nicht so, weil wir mit Gorgon unseren Torjäger verlieren. Den müssen wir erst einmal ersetzen. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, die Doppelbelastung vom Kader her zu bewältigen. Davor habe ich nämlich Respekt. Wir werden vielleicht nicht zwingend um den Meistertitel mitspielen, aber wir wollen Rapid hinter uns lassen. Das heißt, wir brauchen einen guten Kader, denn die Erwartungen sind wieder hoch.
Ihr Doppelpass mit den Medien war zeitweise recht unterhaltsam. Sie wirkten oft verärgert. Wurden Sie falsch verstanden, waren Sie einfach nur sauer oder doch zu emotional?
Wahrscheinlich von allem etwas. Ich habe unsere Leistungen nicht zu schön gesehen, wie mir vorgehalten wurde. Meine Mannschaft hat immer alles gegeben, aus unseren Mitteln haben wir das Optimum herausgeholt. Wir sind von Platz sieben auf drei geklettert, und ich musste mich dennoch immer wieder rechtfertigen. Ich bin doch nicht der Copperfield, aber ich bin auch kein schlechter Trainer. Ich bin ein emotionaler Trainer. Da kann ich etwas an mir arbeiten.
Aber von den Bayern sind Sie doch einiges gewohnt.
Natürlich. Ich habe auch gelernt von Uli Hoeneß. Wenn es gut läuft, kann man intern dennoch einiges ansprechen und draufhauen. Wenn es nicht läuft, muss man sich vor die Mannschaft stellen. Und mein Team hat mich nie im Stich gelassen.
Sie brauchen für die kommende Saison Verstärkungen. Das Budget ist begrenzt.
Die Mannschaft ist top. Ja, wir müssen an einigen Positionen besser werden.
Vergangenen Dezember gab es ein Angebot von Hannover. Gibt es jetzt auch wieder Lockrufe aus Deutschland?
Mir liegt kein unterschriftsreifes Angebot vor. Wir werden reden. Auch mit den Spielern.
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