Austria: EL-Selbstfaller sorgt für Kater

Nach dem blamablen Out in der Gruppenphase steht die Austria nun in der Liga unter Druck.

Grau in grau. So präsentierte sich in Pilsen am Morgen danach nicht nur das Wetter, sondern auch die Gemütslage bei der Austria-Delegation. Auch ohne Spielrausch beim 2:3 vom Donnerstagabend herrschte am Freitag Katerstimmung.

Hängende Köpfe bei den Spielern, ein Schuss Sarkasmus bei den mitgereisten Fans. "Den Rapidlern muss ich die nächsten Wochen aus dem Weg gehen, sonst kann ich mir wieder was anhören", meinte einer im Fan-Bus nach Wien. Ein Glück, dass man in der Brauerei Budweis Zwischenstation machte, um den Schaum vor dem Mund wegzuspülen.

Alle Violetten waren sich einig: Die Austria schlug sich selbst im Kampf um den greifbar nahen Aufstieg ins Sechzehntelfinale der Europa League. Aus Dummheit.

Erklärungsversuche

Auch wenn Austrias Wirtschaftschef Markus Kraetschmer auf die Jugend und Unerfahrenheit verweist. "Pilsen ist eine Champions-League-erprobte Mannschaft." Diese Zeiten gehören aber der Vergangenheit an, Pilsens Sieg gegen die Austria war der erste seit 14 Europacup-Spielen!

Einige violette Spieler präsentierten sich einfach nicht clever genug, wie auch Kapitän Holzhauser ehrlich zugab: "Das war einfach dumm." Wer sich dermaßen ungeschickt anstellt, hat den Aufstieg auch nicht verdient.

Kraetschmer trat unmittelbar nach Schlusspfiff die Heimreise nach Wien an, weil gestern schon wieder ein Bundesliga-Termin auf dem Programm stand. Beifahrer im Auto war Präsident Wolfgang Katzian. Stundenlang erörterte man das Warum. "Die Enttäuschung war sehr groß. Aber durchs Reden ist es dann besser geworden", sagt Kraetschmer. "Wir haben eine Riesenchance vergeben. Sportlich und finanziell."

Mehr als eine Million Euro stellte die Austria mit der Niederlage nach der 2:0-Führung ins Abseits. "Zum Glück haben wir damit nicht budgetiert. Es wäre eine Zusatzeinnahme gewesen." Die aber dringend nötig wäre bei all den infrastrukturellen Investitionen der Wiener.

Auch finanziell ein Tiefschlag

Auch in Hinblick auf die Kaderplanung wäre der Aufstieg eine willkommene Einkommensquelle gewesen. Trainer Thorsten Fink mit dem Anflug eines Lächelns: "Ich brauche nicht viel Geld für neue Spieler." Dafür aber für Neuzugänge im Betreuerstab. Der Deutsche sprach vom bittersten Moment, seit er die Austria trainiert. "Wir müssen versuchen, jetzt nach oben und nicht nach unten zu schauen."

Auch Kraetschmer hofft auf einen Lernprozess. "Aus solchen Niederlagen sollte man lernen, dann kann man stärker werden." Aus der Heimniederlage gegen Giurgiu hatte die Austria nichts gelernt, sie verjuxte den zweiten Matchball in Pilsen. Mehr als leichtfertig.

Die Dreifach-Belastung des Herbstes ist nun Geschichte, was der Austria bleibt, ist der nationale Alltag mit Liga und Cup. Damit auch der nicht trist vor der Winterpause endet, sollte man die Spiele gegen die beiden Nachzügler St. Pölten und Mattersburg erfolgreich gestalten.

Die Ausgangslage spricht für die Wiener. Doch auch vor den Spielen gegen Astra Giurgiu und Pilsen hatte alles für die Veilchen gesprochen.

Kommentare