Bühne frei für die stille WM

A skier runs on a cross-country track during a training session for the FIS Nordic Skiing World championships in the northern mountain resort of Tesero in Val di Fiemme February 19, 2013. REUTERS/Yves Herman (ITALY - Tags: SPORT SKIING)
Das beschauliche Val di Fiemme ist ein willkommener Kontrast zu Schladming.

Jetzt aber. Hier muss es nun aber sein. Irgendwo in diesem Fleimstal wird das WM-Fieber dann ja wohl doch grassieren müssen. So wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier. Wieder Fehlanzeige. Auch das riesige Norweger-Zelt mitten im Hauptort Cavalese gleicht noch einem stillen Örtchen. Hysterie und Halligalli sind offenbar wie die meisten Anhänger des Nordischen Skisports noch auf der Anreise.

Was für ein Kontrast, was für ein Kulturschock, welch eine willkommene Abwechslung und Wohltat nach dem Tamtam und dem Tohuwabohu der vergangenen zwei Wochen namens Ski-WM. Das Val di Fiemme, der Austragungsort der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft, präsentiert sich dieser Tage als Anti-Schladming.

Charme

Massenhysterie? Keine Spur. Feudale, supernoble VIP-Areas? Fehlanzeige. Schlüpfrige Party-Mottos? Aber wo. Ete, Petete und andere Wichtigtuer? Nicht in Sicht. Ein italienischer Andreas Gabalier? Nicht zu vernehmen.

Diese Nordische Weltmeisterschaft in Val di Fiemme will augenscheinlich nicht mit Gigantismus und Superlativen punkten, sie setzt vielmehr auf Tradition, Charme und die ganz spezielle Holzhaus-Romantik des Fleimstals, die mittlerweile immer mehr Ski-Touristen aus Polen, Tschechien und Russland anzieht.

Zwischen Cavalese und Predazzo scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Und zwar seit mehr als zwei Jahrzehnten. "Es ist immer noch der gleich nette, beschauliche WM-Ort wie 1991", sagt Ernst Vettori, der Sportdirektor des Österreichischen Skiverbandes. Im Val di Fiemme wurden keine 400 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert, wie etwa in Schladming. Neue Straßen und moderne Hotels sucht man hier ebenfalls vergebens. Im Fleimstal ist schlicht alles beim Alten.

Hattrick

Es sind nach 1991 und 2003 nun schon die dritten Titelkämpfe binnen 22 Jahren, die im Nordischen Zentrum im Norden Italiens in Szene gehen. Fast alle zehn Jahre grüßt hier nicht das Murmeltier, sondern ein putziges Eichhörnchen. "Skiri", die italienische Antwort auf Hopsi, heißt auch das WM-Maskottchen schon zum dritten Mal. Skiri ist ein ziemlich scheues Wappen-Tier, auf den Straßen ist das Maskottchen nirgends zu erblicken.

Und wären da nicht die holzgeschnitzten Langläufer und Skispringer an den Kreisverkehren und die kleinen, bunten Fahnen, die einige Fenster zieren – fast nichts würde daraufhin deuten, dass hier im Fleimstal für die nächsten elf Tage der Nabel der Nordischen Sportwelt ist.

In der italienischen Sportbibel Gazzetta dello Sport dreht sich am Tag der WM-Eröffnung alles um die Fußball- Champions League und die Formel 1. Sogar über die nordamerikanische Basketballliga wird ausführlicher berichtet als über die Titelkämpfe im eigenen Land. Selbst im offiziellen Rennbüro in Cavalese ist’s um die Aufbruchstimmung noch nicht so gut bestellt: Auf den riesigen Monitoren läuft eine Aufzeichnung von einer Snooker-Partie.

Abseits

Es ist nur die Ruhe vor dem Sturm, versichern die WM-erprobten Fleimstaler. Immerhin sind bereits 100.000 Eintrittskarten verkauft, immerhin werden in Summe ähnlich viele Zuschauer erwartet wie bei der Ski-WM zuletzt in Schladming – mehr als 250.000.

Bei der Eröffnung gingen die Norditaliener gestern jedenfalls schon einen unkonventionellen Weg. Die Zeremonie fand nicht etwa im Fleimstal statt, sondern in der Provinzhauptstadt Trento, knapp 70 Kilometer von den WM-Stätten entfernt. Vielleicht hat sich das WM-Fieber ja genau dort versteckt.

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