Boris Becker: Eine Karriere unter dem Hammer

Während in Wimbledon die Titel ausgespielt werden, wurden in der Nähe Erinnerungen Beckers versteigert.

Boris Becker ist Wimbledon. Und Wimbledon ist Boris Becker. Wie immer um diese Zeit sitzt der 51-jährige Deutsche in seinem Wohnzimmer. Boris Becker ist Kommentator für die BBC und erzählt auch von großen Spielen, Siegen und Triumphen des Boris Becker.

Bum-Bum, Roter Baron, Hechtsprung, Becker-Faust. Mitte der 80er-Jahre wurde hier ein Mythos geboren. Und nur 40 Kilometer entfernt vom „All England Lawn Tennis and Croquet Club“ wurden Bruchstücke dieses mythischen Tennislebens verscherbelt.

Boris Becker: Eine Karriere unter dem Hammer

In Hemel Hempstead, eine Kleinstadt nahe Watford am Rande des Speckgürtels von London sind 82 Gegenstände aus dem Leben von Boris Becker eingelagert. Hier befindet sich das Auktionshaus „Wyles, Hardy & Co“, das sich auf Online-Versteigerungen spezialisiert hat.

Becker hat etliche Beweise seiner großen Tenniskarriere verloren. Aber nicht nur das. 30 Millionen Euro hat er an Preisgeldern gewonnen, geschätzte 100 Millionen Euro an Sponsorengeldern eingenommen. Alles hat er verloren, nun fehlen ihm auch die Reliquien seines Ruhms.

Sein Konto, sein Leben – alles ist bei Boris Becker mittlerweile eine Baustelle. Vor zwei Jahren hat ihn ein Londoner Gericht für zahlungsunfähig erklärt, etwas mehr als 60 Millionen Euro an Schulden haben sich aufgetürmt.

Diplomaten-Fauxpas

Becker hat auf dem Tennis-Platz nie aufgegeben, auch wenn er schier aussichtslos zurück gelegen hatte. Dann schlug er eben drei Asse und fand wieder zurück ins Spiel. Im Leben sind seine Konter durchschaubar und lächerlich. Vergeblich wollte er mit einem Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik in die Immunität fliehen. Die erste Zwangsversteigerung hatte er mit einer Finte noch verhindern können, dieser Tage wurde es ernst. Zwei Wochen lang konnte man im Internet die 82 Exponate ersteigern.

Die Schuhe, mit denen er in Australien gewonnen hat, kamen unter den Hammer. Auch vier Uhren, signierte Fotos, Pokale von Jugendturnieren, Schläger, US-Open-Pokal-Replika, ein Bambi für den „Mann des Jahres“ 1985. Es sind Stücke, die die Justizbehörden in seinem Haus in London befunden haben, im Elternhaus in Leimen und aus der Tennis Hall of Fame.

Es wurde versteigert, was gefunden wurde. Aber einiges ist auch verschollen. So erinnert sich Boris Becker nicht mehr, wo sich seine Trophäe für seinen Wimbledonsieg 1985 befindet. „Bei dieser Versteigerung geht es nur darum, mir persönlich wehzutun, weil ich natürlich emotional an den Trophäen hänge“, sagte Becker.

Die meisten Bieter kamen aus Deutschland und Großbritannien, aber auch Interessenten aus Indien und Trinidad haben sich an der Auktion beteiligt. Und es waren nicht nur Freunde wie der Berliner Unternehmer Christian Krawinkel, der die Hälfte der Exponate ersteigerte, um sie Becker zurück zu geben. Auch Oliver Pocher, der mit Becker seit Jahren übers Kreuz ist, ersteigerte zwei Pokale.

Die Versteigerung brachte bis Donnerstagabend rund 765.000 Euro ein. In einem halben Jahr soll das Insolvenzverfahren abgeschlossen sein.

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