Bolt nach Fehlstart disqualifiziert

Achtung, fertig...lost: Favorit Bolt katapultiert sich im 100-Meter WM-Sprint in die größte Enttäuschung seiner Karriere.

Nein, er werde nicht nach links, schon gar nicht nach rechts sprinten. Schnurstracks geradeaus. Direkt zum Weltmeistertitel.

Weltrekordler Usain Bolt gestikulierte kurz vor dem 100-Meter-Finale in Daegu (Südkorea) seine Lockerheit in die TV-Kameras. Mehr oder minder gemütlich war der 25-jährige in diesen Endlauf spaziert. Also, wer sollte ihn jetzt noch schlagen?

Stille. Spannung. Alles ist so wie immer, wenn die Leichtathletik ihren absoluten Höhepunkt zelebriert.

Ein Schuss, unmittelbar danach ein zweiter. Sekundenbruchteile später reißt der Jamaikaner sein gelbes Leibchen vom muskelbepackten Oberkörper. Usain Bolt ist tatsächlich geschlagen. Von Usain Bolt. Fehlstart, Disqualifikation, die Sportwelt erlebte soeben das Missgeschick des Jahres.

Bolt trommelte mit den Fäusten gegen eine Mauer, konnte die Blamage nicht fassen. Und er schaute gar nicht mehr zu, wie Yohan Blake, sein Trainingspartner und Landsmann die Gunst der Stunde nütze und mit einer Zeit von 9,92 Sekunden als Weltmeister 2011 in die Leichtathletik-Geschichte einlief.

Opferrolle

Seit 2010 existiert die Fehlstartregel, die keinen Fehler mehr erlaubt. Eingeführt wurde sie, "um den Fehlstart-Zockern die Chance zu nehmen, um zu pokern." Bolt wollte den ultimativen Katapultstart und wurde das bisher prominenteste Opfer.

Die Reaktionen waren weitreichend. Hart die Annahme der mangelnden Cleverness, viel Mitleid, keine Schadenfreude und an den Haaren herbeigezogen die Spekulation, Bolt habe sich spektakulär einer Dopingprobe entzogen.

Der große Favorit, der vor der WM mit seiner Titelverteidigung "zur Legende" werden wollte, war frustriert. Doch er fand seine Fassung wieder: "Sucht ihr nach Tränen? Ihr werdet sie nicht finden."

Bedauern

Und die Konkurrenz? Keine Spur von Freude über die neue Perspektive, die sich plötzlich eröffnet hatte. "Im ersten Moment tat er mir sehr leid. Aber dann musste ich mich auf das Rennen konzentrieren", meinte etwa der französische Europameister Christoph Lemaitre. Die Begeisterung über die Silbermedaille hielt sich auch beim US-Amerikaner Walter Dix in Grenzen. Er stellt die Fehlstart-Regel in Frage. "Darüber sollte nachgedacht werden, denn die Zuschauer kommen nicht wegen Blake oder mir."

Yohan Blake, ein glücksstrahlender Sieger? Mitnichten. Er versuchte ebenfalls, seinem Landsmann Trost zu spenden: "Ich widme den Titel Bolt, weil ich mit ihm trainiere und er für mich da war. Ich habe gespürt, dass ich für Usain gewinnen muss."

Was übrig bleibt? Bolts Hoffnung jedenfalls, bei dieser Weltmeisterschaft in Südkorea doch noch die von sportlichen Glanzleistungen umrahmte Attraktion zu werden. Bis Freitag hat der Mann aus Jamaika nun Zeit, seine Wunden zu lecken, den Schock zu verarbeiten. Dann stehen die Vorläufe im 200-Meter-Bewerb auf dem Programm. Auch da kann Usain Bolt eigentlich wieder nur von einem geschlagen werden:
Von Usain Bolt.

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