Vanessa Sahinovic: "Sportler geben einfach nie auf"

Strahlefräulein: Bereits wenige Wochen nach dem Unfall ist Vanessa Sahinovic wieder im Wasser aktiv. Mehrmals pro Woche nutzt sie das Therapiebecken im Krankenhaus
Nach ihrem Unfall blickt die gelähmte Synchronschwimmerin nach vorne.

Hallo", sagt Vanessa Sahinovic und lächelt schüchtern. Die 16-Jährige liegt in ihrem Krankenhausbett flankiert von Mama Azra und ihrer besten Freundin Linda. Vor wenigen Minuten ist sie vom Schwimmen im Therapiebecken zurückgekommen, ihre Haare sind noch etwas feucht. "Mir geht es gut", sagt Sahinovic und man glaubt ihr jedes Wort. "Ich versuche jetzt alles zu sehen, wie es ist. Sportler geben nie auf, das liegt uns im Blut."

Am 11. Juni, im Vorfeld der Europaspiele in Baku, hat sich das Leben der Synchronschwimmerin schlagartig geändert. Die 16-Jährige wurde von einem Bus überfahren und schwer verletzt. Sie erlitt unter anderem einen Bruch des 12. Brustwirbels und ist seither querschnittsgelähmt. Nächste Woche soll die 16-Jährige ins AUVA-Rehabilitationszentrum Bad Häring verlegt werden, wo Sahinovic die ebenfalls querschnittsgelähmte, ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg treffen will.

Hoffen auf Wunder

Die Prognosen bezüglich der Langzeitfolgen sind noch unklar. "Wir hoffen auf ein Wunder. Und wir werden die Hoffnung nicht aufgeben", sagt Mutter Azra.

Energiebündel Vanessa hat nun einen langen Weg vor sich, doch ihr Ziel ist klar: "Ich will wieder ins Wasser können, mit den anderen", sagt sie und deutet auf ein großes Plakat, das an der Wand gegenüber hängt. Dort sind Fotos ihrer Teamkolleginnen abgebildet. "Für Vanessa, in Gedanken sind wir bei Dir! Synchro Österreich" steht geschrieben. Nadine Brandl hat es vorbei gebracht.

Schwimmen steht aber bereits jetzt wieder auf Sahinovic’ Programm. Drei Mal pro Woche nutzt sie das Therapiebecken im Spital. "Beim Tauchen habe ich es schon geschafft, 58 Sekunden lang die Luft anzuhalten", erzählt sie stolz. Auch in den Rollstuhl kann sich die 16-Jährige bereits selbstständig setzen. So durfte sie vor drei Wochen erstmal ihr Zuhause in Wiener Neudorf besuchen. "Das war der schönste Tag in meinem Leben", strahlt Sahinovic. Den ersten Schultag verbrachte sie im Unterricht in der Liese-Prokop-Privatschule. Die Einrichtung für Hochleistungssportler kann die 16-Jährige nach Ende ihrer Rehabilitation jedenfalls weiter besuchen.

Mit dem Unfall selbst will sie sich nicht mehr beschäftigen. "Ich denke viel mehr an die Zukunft", sagt sie. Manchmal suchen sie dennoch Flashbacks heim. "Zuerst war es wie in einem Film. Um mich herum waren Leute, die haben geschrien. Ich habe zuerst gar nicht gewusst, was passiert ist", erinnert sich die 16-Jährige an die Momente nach dem Unfall. Zu ihrer Trainerin habe sie dann gesagt: "Beruhige dich. Ich lebe, ich atme, ich bin okay." Im Spital in Baku habe sie erstmals gemerkt, dass sie ihre Beine nicht spüre. Dass sie querschnittsgelähmt ist, habe sie erst später im Wiener Spital realisieren können.

Die Besucher wechseln aktuell im Minutentakt. Die Unterstützung ihrer Familie, Freunde und Teamkollegen ist enorm. Diese wird trotz Zahlungen des ÖOC sowie Projekten der Österreichischen Sporthilfe auch dringend benötigt.

Denn die Familie muss in eine neue Wohnung übersiedeln. Aktuell leben sie im 1. Stock ohne Lift. Vanessa kann ohne Hilfe die Wohnung nicht verlassen. Zudem hat die Schwimmerin einen großen Wunsch: ein Schwimmbecken im Garten.

Die Hilfe für Vanessa Sahinovic und ihre Familie ist in ihrem Heimatort Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) voll angelaufen. Bürgermeister Herbert Janschka setzt sich dafür ein, dass sie im Heimatort – im gewohnten Umfeld Vanessas und bei ihren Freunden – ein neues Zuhause finden.

Aktuell fungiert er als Vermittler bei einem möglichen Verkauf eines Grundstücks an die Familie, auf dem sie ein behindertengerechtes Zuhause mit Schwimmbecken für Vanessa bauen könnten.

Gemeinsam mit dem Anwalt der Familie, Nikolaus Rosenauer, wurde ein Spendenkonto für Vanessa Sahinovic eingerichtet. Selbst die Zahlungen aus der Versicherung würden nicht ausreichen, um die neue Lebenssituation bestmöglich zu gestalten. "Daher ist jeder Euro dringen notwendig", so Rosenauer.

Info:
"Spendenkonto Vanessa Sahinovic"
IBAN: AT98 1200 0100 1437 3954
BIC: BKAUATWW

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