Schluss, aus, vorbei: Die 71. Österreich-Rundfahrt ist nach 878 Kilometern und 22:31:22 Stunden Geschichte – und wie schon im vergangenen Jahr kommt der Sieger erneut aus Belgien. Mit einer taktisch reifen Leistung gewann Titelverteidiger Ben Hermans abermals.
Der russische Meister Alexander Wlasow holte sich am Kitzbüheler Horn die Tageswertung, Riccardo Zoidl attackierte 3,5 Kilometer vor dem Ziel – doch bei der 1.000-Meter-Marke konnte der Oberösterreicher nicht mehr mithalten und fiel noch vom sechsten auf den siebenten Gesamtrang zurück. „Ich hatte so gute Füße wie noch nie am Kitzbüheler Horn – aber im Finish ist mir die Kraft ausgegangen. Aber gut, wenn man es nicht probiert, kann man auch nichts erreichen“, resümierte der 31-Jährige vom Team CCC.
Was war heuer gut, was war ausbaufähig?
Ben Hermans
„Es war kein leichter Tag für mich, weil ich doch einer der schwereren Fahrer bin“, sagte der 33-Jährige. „Bei der Hälfte des Schlussanstiegs lagen O’Connor und Anacona schon hinter mir, dann musste ich nur noch auf Sepulveda aufpassen – ich war mir aber nicht ganz sicher, wie weit er im Klassement zurücklag. Dieser Sieg ist speziell, weil ich ja sechs Wochen nur Rehabilitation machen konnte nach meinem Sturz bei der Flèche Wallonne.“
Die Rankweiler unterstrichen, wie stark sie sind: Der 23-jährige schwäbische Sprinter Jannik Steimle gewann den Prolog und die fünfte Etappe und wurde in Wiener Neustadt Zweiter. Platz zwei in der Teamwertung – hinter Dimension Data und vor CCC und Movistar – ist ein starkes Ergebnis.
Die drei Gamper-Brüder wussten sich gut zu präsentieren, und die Tiroler krönten ihren Auftritt mit dem Gewinn des Bergtrikots durch ihren deutschen Teamkollegen Georg Zimmermann. Beachtlich, was die junge Mannschaft von Thomas Pupp zeigte – nicht nur, dass alle sieben ins Ziel kamen, sondern auch, dass drei von ihnen die Plätze zwei bis vier in der U-23-Wertung belegten.
Stürze
Die schweren Stürze auf der vorletzten Etappe wären vermeidbar gewesen: Die Gefahrenstellen waren im Roadbook eigens ausgewiesen, allerdings hätte Sicherheitspersonal an den fraglichen Stellen postiert werden müssen. Eine fatale Kombination, die glücklicherweise gerade noch halbwegs glimpflich abging. Der Crash von Matthias Brändle (Schlüsselbeinbruch) auf der ersten Etappe nach Freistadt erwies sich als Kombination unglücklicher Umstände.
Pannen
Dass auf der ersten Etappe auch drei Stunden nach dem Zieleinlauf in Freistadt noch keine Ergebnisse vorlagen, war ein mittleres Desaster. Die Veranstalter hatten einen anderen Zeitnehmer als in den letzten Jahren, was sich als eher nicht so gute Idee erwies. Tags darauf war wieder die bewährte Firma der letzten Jahre engagiert. Irrtümer können passieren, sollten sie aber nicht. Auch nicht jener, dass der KURIER den Anstieg von der Mautstelle Ferleiten aufs Fuscher Törl um 7,8 Kilometer länger machte als er ist (21 statt 13,2, wie Leser W. per eMail anmerkte).
Movistar
Die Spanier stellten nominell die stärkste Mannschaft, sorgten aber vor allem für Rätselraten: Mit welcher Taktik fahren sie eigentlich? Gibt es überhaupt eine? Fast schien es, als sei die Gruppe, die es nicht zur Tour de France geschafft hatte, zu irgendetwas zwischen Nachzipf und Straflager verdonnert worden.
Pechvögel
Speziell Felbermayr-Simplon Wels war kein Glück beschieden. Schon vor dem Start zum Prolog fiel Florian Kierner mit einer Angina aus, beim Prolog brach sich Matthias Mangertseder auch noch das Kahnbein. Die verblieben fünf Mann taten, was sie konnten, hatten aber keine Chance, sich wie in den vergangenen Jahren ins Rampenlicht zu fahren.
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