Ö-Tour: Belgier Hermans gelingt die Titelverteidigung
Riccardo Zoidl hat am Schlusstag der 71. Österreich-Rundfahrt nochmals alles versucht. Doch der Gewinner von 2013 ging nach einer Soloflucht im Schlussanstieg zum Kitzbüheler Horn mit fliegenden Fahnen unter und landete an siebenter Stelle. Der Belgier Ben Hermans hielt beim Etappensieg des Russen Alexander Wlasow seine Rivalen in Schach und wiederholte seinen Gesamt-Erfolg von 2018.
Zoidl ließ auf der finalen Klettertour die negativen Erfahrungen des vergangener Jahre auf dem 7,1 km langen und bis zu 22 Prozent steilen Anstieg zum Alpenhaus (1.670 m) hinter sich. Als Sechster gestartet, wollte der Oberösterreicher in der Gesamtwertung noch auf das Podest. Er attackierte 3,5 km vor dem Ziel und holte auch einen Vorsprung auf die besten Kletterer heraus. Doch nach der steilsten Stelle wurde der Profi des CCC-Teams eingeholt, er war mit seinen Kräften am Ende und fiel nach dem achten Etappenrang mit 38 Sekunden Rückstand im Ziel völlig erschöpft vom Rad.
Zoidl: "Habe mich super gezeigt"
"Ich hatte zum ersten Mal am Horn gute Beine, aber auf dem letzten Kilometer hat mir das Finish gefehlt", sagte Zoidl. "Aber ich bin zufrieden, ich habe mich super gezeigt. Wenn man nichts probiert, kann man nichts erreichen", meinte der Familienvater, der die Rundfahrt mit 1:10 Minuten Rückstand auf dem siebenten Rang abschloss. 32 Sekunden fehlten ihm auf den dritten Rang, den Stefan de Bod (Südafrika/+38 Sek.) einnahm. Zweitbester Österreicher war der Vorarlberger Daniel Geismayr als 18.
Auf der letzten Etappe (116,7 km) verlor Zoidl noch einen Platz an den Russen Alexander Wlasow. Der Landesmeister aus dem Team Gazprom gewann zwei Sekunden vor dem Schweizer Patrick Schelling von Vorarlberg Santic. "Ich habe gesehen, dass die anderen Probleme hatten und habe attackiert. Ich liebe die Berge, das ist ein schöner Sieg", erklärte der 23-Jährige nach seinem ersten Sieg außerhalb der Heimat. Der Dritte der jüngsten Slowenien-Tour will seine Karriere in einem WorldTour-Team fortsetzen. "Es gab schon Gespräche, ich will auch in der WorldTour um die Gesamtwertung fahren." Wlasow wurde Gesamt-Fünfter (+52 Sek.).
Eine emotionale Titelverteidigung
Hermans' größte Rivalen Ben O'Connor (AUS) und Winner Anacona (COL) waren schon bei der Hälfte des Schlussanstiegs aus der Spitzengruppe zurückgefallen. Im Vorjahr hatte der Belgier aus dem Team Israel Cycling Academy auf dem Horn gewonnen, diesmal genügte dem 72 kg schweren Athleten im Kampf gegen die Leichtgewichte der siebente Etappenrang.
14 Sekunden hinter Eduardo Sepulveda (Etappen-4.) ins Ziel gekommen, triumphierte der 33-Jährige mit 20 Sekunden Vorsprung auf den Argentinier. Als erster ausländischer Fahrer überhaupt und als erster seit Gerrit Glomser 2002/03 wiederholte er seinen Vorjahressieg.
"Der erste Sieg war noch spezieller, weil er unerwartet war", betonte Hermans, "aber dieser ist sehr emotional." Der Flame, der 2012 und 2013 Teamkollege von Thomas Rohregger bei Radioshack gewesen war, erinnerte an seine Ende April erlittene Knieverletzung und die folgende sechswöchige Zwangspause. "Jetzt bin ich zum ersten Mal wieder in Form und habe gleich gewonnen", freute sich Hermans.
Eine Rückkehr 2020 sei nicht ausgeschlossen, sagte der Teamkollege des nach einem Schlüsselbeinbruch ausgeschiedenen Matthias Brändle. "Eigentlich möchte ich zum ersten Mal die Tour die France fahren, aber diese Chance ist nicht sehr groß."
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