Klingers an der Beachvolleyball-Weltspitze: "...das ist schon gestört"

BEACHVOLLEYBALL - Wien Masters
Dorina und Ronja Klinger können ihren dritten Rang in der Weltrangliste kaum glauben. Vor dem Turnier in Baden sprechen sie über ihren plötzlichen Aufstieg.

Wirft man in diesen Tagen einen Blick auf die Weltrangliste im Beachvolleyball, dann traut man seinen Augen kaum. Hinter Thamela/Victoria aus Brasilien und Müller/Tillmann aus Deutschland stehen da Ronja und Dorina Klinger aus Österreich.

Die 28-jährige Dorina und die 25-jährige Ronja können es manchmal selbst kaum glauben, was ihnen da in den vergangenen Monaten gelungen ist. „Natürlich hast du das immer als Ziel und hast deinen Antrieb, aber dass es dann wirklich einmal Realität ist, dass zwei Schwestern aus Frauental, die eigentlich lange nichts mit Volleyball zu tun gehabt haben, in die Top 3 der Welt kommen, das ist schon gestört“, sagt Ronja.

Die Steirerinnen sind beim Challenger-Turnier der Pro-Tour ab Mittwoch im Strandbad Baden als Nummer eins gesetzt und können es kaum erwarten, am Centercourt mit 2.000 Plätzen für Furore zu sorgen.

Die Schwestern liefen lange Zeit unter dem Radar, die Qualifikation für Olympia 2024 wurde verpasst. Doch heuer im Frühjahr schafften sie den Durchbruch. Die Basis dazu sei schon vor zwei Jahren gelegt worden, sagt Ronja Klinger: „Das Nationalteam hat jetzt einen brasilianischen Coach. Er hat so an uns geglaubt und an unseren Stärken technisch, taktisch, auch physisch gearbeitet. Und man muss auch sagen, das ist die Konsequenz aus jahrelanger, fokussierter, resilienter Arbeit von uns – mit ganz, ganz, ganz vielen Rückschlägen.“

Und natürlich haben sie es auch den Zweiflern aus dem Umfeld gezeigt. Denn beide sind Spätstarterinnen im Beachvolleyball, haben die Technik nicht schon als Kleinkinder erlernt. Ronja war erst beim Skifahren, Dorina Leichtathletin. „Dass manche nicht an uns glauben, macht uns nur stärker“, erklärt Dorina. „Wir haben in unserer ganzen Karriere gemerkt, es wird nichts leicht kommen. Wir müssen uns jeden Punkt, jeden Satz und jeden Sieg selbst erarbeiten. Und jetzt, auf dem höchsten Niveau, gibt es sowieso keine leichten Spiele mehr“, ergänzt Ronja.

Ausbildung in Florida

Dorina Klinger wechselte nach der Matura an ein US-College. „Ich habe so spät begonnen, dass ich nicht gleich Profi werden konnte. Also habe ich erst in Alabama und dann in Florida studiert und trainiert. Im letzten Jahr kam auch Ronja nach.“ 2019 ergab sich die Möglichkeit, Heeressportler zu werden und so den Einstieg ins professionelle Beachvolleyball zu schaffen.

Initialzündung 2013

Die große Bühne, die Veranstalter Hannes Jagerhofer dem Beachvolleyball mehr als zwei Jahrzehnte lang bot, werden sie vermissen, genauso wie einige andere Athleten, denen ebenfalls nach der Absage der Veranstaltung in Wien bzw. Kärnten Sponsoren absprangen.

„Es ist speziell für den Nachwuchs schade. Ich kann mich gut an 2013 erinnern, als ich die Schwaiger-Schwestern in Klagenfurt gesehen habe. Das war meine Initialzündung. Davor habe ich nie Beachvolleyball gespielt“, erinnert sich Ronja an den EM-Titel der Niederösterreicherinnen. Es war nicht leicht, innerhalb kurzer Zeit einen neuen Kopfsponsor zu finden. Doch auch das haben sie gemeistert. Sponsoren, Medien, Reiseorganisation – alles machen die Klingers selbst.

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Eine Kampagne, die sie weit über die Grenzen der Beachvolleyball-Gemeinde bekannt werden hat lassen, war jene von win2day zum Equal Play Day, in der es um eine gerechtere Sichtbarkeit des Frauensports geht. „Wären wir Brüder, würdet ihr uns kennen“, war der Slogan. Und er hat funktioniert. Gleichzeitig schafften die Klingers regelmäßig Top-10-Resultate bei großen Turnieren und waren plötzlich gern gesehene Gäste im TV und bei Interviews.

Mitgemacht haben sie aber gar nicht ihretwegen, wie Ronja betont: „Der Slogan ist sehr provokant. Uns geht es gar nicht so um unsere Sportart oder um unser Team, sondern eher um den Frauensport allgemein. Wir kennen so viele unglaublich ehrgeizige Frauen, die jeden Tag alles geben, teilweise noch Jobs daneben machen, aber trotzdem zu 100 Prozent in ihrem Sport Leistung bringen. Manche bekommen nicht einmal Trainingszeiten vor 22 Uhr.“

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