Porträt: Das ist Jakob Pöltl
Jakob Pöltl ist schon immer eine Ausnahmeerscheinung gewesen. Das ist nicht nur seiner Körpergröße von 2,13 Metern geschuldet. Der 20-jährige Wiener hat es als erster Österreicher in die NBA geschafft. Ob seiner Beweglichkeit, seiner Arbeitseinstellung, aber auch seiner Bescheidenheit wird Pöltl eine lange Karriere in der besten Basketball-Liga der Welt zugetraut.
Geträumt hat Pöltl davon, seit er mit 15 Jahren in der 2. Bundesliga für die D.C. Timberwolves auf Korbjagd gegangen war. Beim Klub in Wien-Donaustadt ist er groß geworden. Ein Schlüsselmoment seiner Karriere war die U18-B-EM im Juli 2013 in Mazedonien, als Assistenzcoach Andy Hill von der Universität von Utah erstmals auf ihn aufmerksam wurde.
In diesem hat sich Pöltl auch Führungsqualitäten angeeignet. Der ÖBV-Teamspieler brachte die Utes mit 17,6 Punkten und neun Rebounds pro Spiel bis ins Finale der Pac-12 Conference und wurde als bester College-Center des Landes ausgezeichnet. "Dieses Jahr war sehr wichtig für mich", meinte Pöltl, der alle seine bisherigen Entscheidungen mit Bedacht getroffen hat.
Ballsport-Talent scheint ihm in die Wiege gelegt worden zu sein. Seine Eltern Martina Pöltl und Rainer Ömer sind beide frühere Volleyball-Nationalspieler. Seine Mutter hält dem künftigen NBA-Millionär im Management-Bereich den Rücken frei, berät ihn von Wien aus in Karrierefragen und hat ihm auch bei der Auswahl eines geeigneten Agenten für die Profikarriere geholfen.
Seit April ist Pöltl bei der Creative Artists Agency (CAA) in Los Angeles unter Vertrag. Dem weltgrößten Anbieter im Sportbereich vertrauen auch NBA-Superstars wie Dwyane Wade, Chris Paul oder Carmelo Anthony. Für ihren Neuling hatte die CAA die Vorbereitung auf den Draft samt Gesprächen mit 14 verschiedenen Teams organisiert.
Geld ist für ihn nie im Mittelpunkt gestanden, sondern die basketballerische Entwicklung. Als Jugendlicher bewunderte er die Boston Celtics, als Lieblingsspieler nannte er Kevin Garnett. Zuletzt wurde Pöltl immer wieder mit Pau Gasol verglichen. Der Spanier, zweifacher Meister mit den Los Angeles Lakers, gilt ebenfalls als vielseitiger "Big Man", der sich bewegen kann, gutes Ballgefühl und ein Auge für den Mitspieler mitbringt.
Seine Verteidigungsqualitäten hat Pöltl bereits in Utah unter Beweis gestellt. Im körperlichen Bereich hat er sich weiterentwickelt. Mittlerweile bringt der "Baum", wie er in Wien genannt wird, mehr als 110 kg auf die Waage.
Auch der Spielstil in der NBA sollte ihm liegen. Er ist oftmals von Pässen der von diesen freigeblockten Spielmacher auf ihre Center geprägt ("Pick and roll"). "Diese gefühlvollen Hände und seine Beweglichkeit sind für einen 2,13-Meter-Mann außergewöhnlich", erklärte Entdecker Hill. "Nur wenige Spieler auf der Welt haben sie."
In den USA ist Pöltl daher längst eine große Nummer. Als erster Österreicher in der NBA wird auch seine Bekanntheit in der Heimat rasant steigen. Problem hat er damit keines, Aufmerksamkeit hat Pöltl schon in jungen Jahren auf sich gezogen. Schon im Nachwuchs war er immer der Größte - und, wie er selbst sagt, "meistens auch eher einer der besseren Spieler".
In die NBA ist er gekommen, um zu bleiben - und Spuren zu hinterlassen. "Es geht darum, dass ich mich dort festsetze. Ich will in der Liga auch einen Einfluss haben." Im Draft am Donnerstag in New York als Nummer neun von den Toronto Raptors ausgewählt, darf Pöltl schon zu Saisonbeginn Ende Oktober mit Einsatzzeit rechnen.
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