Jakob Pöltl erster Österreicher in der NBA

Jakob Pöltl erster Österreicher in der NBA
Die kanadischen Toronto Raptors wählen Center Jakob Pöltl an neunter Stelle des NBA Drafts.

"Ich bin nur da gesessen und habe auf die Uhr geschaut", schilderte Jakob Pöltl die Minuten bis zur Entscheidung der Toronto Raptors. Es sei ein "Mix aus Freude, Anspannung," aber auch "ein komisches Gefühl", wenn man sitzen und warten müsse, ehe "der Traum des Lebens mehr oder weniger in Erfüllung geht". Jetzt sei er "superglücklich", sagte der 20-Jährige im Interview nach dem Draft.

"Bin superglücklich"

Der erste Gedanke sei "endlich ist es so weit, jetzt fängt das neue Leben an". Dass er heimische Sportgeschichte geschrieben habe, sei ihm klar, betonte Pöltl. Er wiederholte, "superglücklich" darüber zu sein, "dass ich der erste Österreicher in der NBA bin". Er hoffe, dass noch mehr nachkommen.

Zum neuen Team geht es für den Wiener bereits am (heutigen) Freitag. Pöltl sieht bei den Kanadiern eine "perfekte Situation" für sich. Die Raptors seien "eine der besten Mannschaften in der NBA". Es gebe viele talentierte und erfahrene Spieler, von denen er "einiges lernen" könne. Dazu hätten die Coaches in der vergangenen Saison "ein unglaubliches Team" zusammengestellt. Toronto war erst im Finale der Eastern Conference am späteren NBA-Champion Cleveland Cavaliers gescheitert.

Pöltl wird die Nummer 42 tragen

Als "unglaublich cool" bezeichnete Pöltl die Begeisterung, die in Österreich um ihn herrsche. Er verwies dabei etwa auf die "Anzahl der SMS", die er schon vor dem Draft erhalten habe. "Danach" habe er noch gar nicht nachgeschaut, was ob der zahlreichen Interview-Wünsche nicht verwunderlich war. Er finde keine Worte, was er zu dem "Hype" sagen soll, der in der Heimat herrsche. Nach zahlreichen Gratulationen (u.a. auch vom NBA-"Rookie der Saison" 2015/16, Karl-Anthony Towns) ging es für Jakob noch zu einer eigens organisierten Feier im "Big Apple". Dort könnten schon die Würfel fallen, ob der erste Österreicher in der stärksten Basketball-Liga der Welt wie zuletzt am College mit Nummer 42 spielen wird. Das werde er mit seinen Freunden besprechen, die mitentscheiden dürften, betonte Pöltl.

Geboren: 15. Oktober 1995 in Wien
Größe/Gewicht: 2,13 m/113 kg
Familienstand: ledig, Eltern Martina Pöltl und Rainer Ömer (beide frühere Volleyball-Nationalspieler), Schwester Miriam (17 Jahre)
Position: Center, Power Forward
Nummer im NBA-Draft: 9 im Jahr 2016
Künftiger NBA-Klub: Toronto Raptors
Bisherige Klubs: BC Vienna bzw. Red Panthers Wien (2002-2006), Vienna D.C. Timberwolves (2006-2013), Traiskirchen Lions (2013-2014), University of Utah (2014-2016)

Länderspiele für Österreich: 5 Statistiken in der abgelaufenen College-Saison für Utah: 17,6 Punkte, 9,0 Rebounds und 1,6 Blocks pro Spiel; 66 Prozent Trefferquote aus dem Feld

Größte Erfolge:
* Achtelfinale der US-College-Meisterschaft 2015 mit den Utah Utes
* Finale der Pac-12 Conference 2016 mit den Utah Utes

* College-Spieler des Jahres in der Pac-12 Conference 2015/16
* Bester College-Center 2015/16 (Kareem Abdul-Jabbar Award)
* Pete Newell Big Man of the Year Award 2016
* All-American Second Team 2016

* Rookie des Jahres in der österreichischen Bundesliga 2013/14
* Österreichischer Bundesliga-All-Star 2013/14
* Center des Jahres 2012/13 in der zweiten Basketball-Bundesliga

* Wahl in All-Tournament-Teams bei U18-B-EM 2012 und 2013
* Österreichischer Meister und wertvollster Spieler U16 (2011) und
U18 (2013) mit den D.C. Timberwolves

Dass Jakob Pöltl seit der Nacht auf Freitag (MESZ) der erste Österreicher in der NBA ist, sorgt naturgemäß für Begeisterung in Basketball-Österreich. Reaktionen:

Hubert Schmidt, langjähriger Trainer Pöltls bei den Vienna D.C. Timberwolves: "Dass er ein großes Talent ist, hat man schon immer gesehen. Wirklich augenscheinlich ist es in den Nachwuchs-Nationalteams geworden. Im Endeffekt hat Jakob sehr zielstrebig gearbeitet, er ist geerdet und hat sich nie verrückt machen lassen. Er ist eine großartige Persönlichkeit, auf seine Art bescheiden, hat aber Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen. Dass er es in die NBA geschafft hat, ist letztlich nicht überraschend, aber doch etwas Besonderes. Jakob hat gezeigt, dass es auch als Österreicher möglich ist, wenn man gut arbeitet. Unser Verein darf ebenso stolz sein wie die heimische Basketball-Gemeinde."

Rony Bachtrögler, erster Basketball-Trainer Pöltls bei den Red Panthers Wien: "Es freut mich, dass Jakob sein Ziel erreicht hat, aber auch, dass es mir gelungen ist, ihm die Liebe zum Basketball ab dem ersten Training mitgegeben zu haben. Wir hätten ihn ja auch 'verlieren' können, zumal seine Eltern Volleyball-Nationalteamspieler gewesen sind."

Raoul Korner, heimischer Basketball-Trainer-Export, kommende Saison in Bayreuth (GER): "Das ist eine tolle Sache für Jakob und den österreichischen Basketballsport. Wir mussten sehr lange darauf warten, einen Österreicher in der NBA sehen zu können. Jetzt ist es endlich Realität geworden. Ich bin mir sicher, dass Jakob Österreichs Farben gut vertreten wird. Er ist nicht nur basketballerisch, sondern auch vom Typ und vom Charakter her ein Aushängeschild. Wir dürfen uns glücklich schätzen, ihn in der Auslage zu haben."

Moritz Lanegger, Nationalteam-Kollege: "Es ist wichtig für den österreichischen Basketballsport, dass wir jetzt auch einen Spieler in der und damit mehr Bezug zur NBA haben. Jakob hat sich bisher überall durchgesetzt. Er wird es auch in der NBA schaffen."

Hubert Schreiner, ÖBV-Präsident: "Wir freuen uns sehr. Jakobs Weg kann nachahmenswert für junge Basketballer in Österreich sein. Wir erhoffen uns dadurch einen gewissen Boom vor allem im Nachwuchsbereich."

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