ATP-Finale: Thiem landet historischen Sieg

Dominic Thiem bleibt in London im Rennen um den Aufstieg.
Dominic Thiem setzt sich in drei Sätzen gegen den Franzosen Monfils durch. Es ist der erste Österreicher-Sieg beim ATP-Finale seit 20 Jahren.

Vielleicht war es nicht die ganz große Prüfung: Der Franzose Gaël Monfils spielte schon mal ein bisserl besser. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, war es beeindruckend, wie sich Dominic Thiem im zweiten Gruppenspiel beim ATP-Finale in London den 6:3-1:6-6:4-Sieg erspielte. Der 30-Jährige war zuletzt aufgrund einer Rippenverletzung außer Gefecht gesetzt, konnte kaum trainieren, wirkte am Dienstag aber wieder pumperlg’sund.

Und es ist schwierig, gegen ihn zu spielen, weil er, wie Thiem sagt, "einen unorthodoxen Spielstil" verwendet. Der machte ihm in zweiten Satz auch zu schaffen. "Da habe ich leider etwas die Kontrolle verloren", sagt der Ranglisten-Neunte. Österreichs bester Sommersportler fand im Gegensatz zum ersten Spiel gegen Novak Djokovic zurück und sorgte wie schon über weite Strecken am Sonntag für sehenswerte Winner. "Der dritte Satz war sehr ausgeglichen, da hat er mir glücklicherweise ein bisschen geholfen am Ende."

Die Aufstiegschance für Thiem lebt. Wenngleich die Aufgabe am Donnerstag ungleich schwieriger wird: Da geht es gegen den Kanadier Milos Raonic um den Aufstieg ins Semifinale. "Ich bin froh, dass noch was geht. Er ist aber ein großartiger Gegner. Ich kann es kaum erwarten, hier wieder rauszukommen."

Einzel-Fall

Im Semifinale stand im Einzel noch kein Österreicher, Thomas Muster scheiterte bei seinen vier Versuchen und gewann auf dem für ihn zu schnellen Teppich nur zwei Spiele: 1990 gegen Andrés Gómez aus Ecuador, sechs Jahre später gegen Michael Chang. Alle Herren machen wohl alles lieber auf Teppich als Tennis zu spielen. Heutzutage wird auf Hartplatz gespielt.

Nebensächlich bei Thiem: Der Lichtenwörther hat heuer auf jedem Untergrund gewonnen, egal, was mit ihm hinlegte. Auf Sand in Buenos Aires und Nizza, auf Hartplatz in Acapulco und als erster Österreicher überhaupt auf Rasen in Stuttgart. "Der Titel war sensationell, weil ich damit nie gerechnet hatte", sagt Thiem. Trainer Günter Bresnik: "Da wie bei den French Open war er in einem Flow."

In-Thiem

Bresnik ist freilich gerade in London – und erstmals seit Ewigkeiten auch die Eltern Wolfgang ("Das konnten wir uns nicht nehmen lassen") und Karin. "Das motiviert mich zusätzlich, dass sie da sind", sagt Thiem. Wichtig: Auch Alex Stober ist beim ATP-Finale. Es ist bei Weitem nicht sein erstes. Der Deutsche, der Thiem seit genau einem Jahr Beine macht, betreute schon Größen wie Pete Sampras, Andre Agassi, Michael Stich, Li Na sowie zuletzt auch Petra Kvitova. "In diesem Punkt haben wir den Besten ausgewählt", sagt Bresnik.

Ein Mentaltrainer kommt dem 55-jährigen Niederösterreicher hingegen nicht in Haus. "Absoluter Unsinn. Wenn Dominic einen Ball im Training 40 Mal trifft, kommt er im Match auf 15 Mal. Das Training macht es aus. Wenn du gut bist, weißt du es auch."

Thiem und sein Team werden ab 4. Dezember zum jährlichen Trainingslager nach Teneriffa aufbrechen.

In der Warteschleife

Lob kommt auch von Österreichs Nummer eins bei den Damen. "Wahnsinn, er pusht uns alle noch einmal nach vorne", sagt Tamira Paszek, die sich vor vier Wochen einer Kiefer-, Nebenhöhlen- und Mandel-Operation unterziehen musste. "Ab Dezember beginne ich mit dem Training für 2017."

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