Am Ende geht es für Österreichs Handballer fast nur um die Ehre

Die beste Mannschaft seit Jahren, keine Verletzten, keine Corona-Ausfälle – die Stimmung im österreichischen Herren-Handballteam war richtig gut, die Zuversicht groß. Sogar von einer Verbesserung der bisher besten Platzierung war vor der EM die Rede.
Doch 120 gespielte Minuten später bei der EURO 2022 sieht alles anders aus. Für Österreich ist der achte Platz von der Heim-EM 2020 außer Reichweite, am Dienstag geht es im beinahe bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Belarus (20.30, ORF Sport +) gegen den vierten und letzten Platz in der Vorrundengruppe. Deutschland und Polen stehen schon nach zwei Runden als Aufsteiger in die Hauptrunde fest. Und mit Lukas Herburger lieferte am Montag nun auch ein Spieler einen positiven Corona-Test ab. Der Vorarlberger ist in Quarantäne.
Rückblickend betrachtet, war der Ausfall der Testspiele gegen die Slowakei doch ein Nachteil. Die Österreicher kamen zum Auftakt gegen die durch mehrere Corona-Fälle geschwächten Polen schlecht ins Spiel und verloren 31:36.
Gemischte Bilanz
Somit wurde die Partie gegen die Weltmacht Deutschland schon zum Entscheidungsspiel, und Österreich spielte auf Augenhöhe. Teamchef Ales Pajovic bilanzierte: „Wir sind richtig super gestartet. In der Abwehr haben wir viel besser gespielt und dann auch erfolgreiche Gegenstöße gemacht.“ Zur Pause führte Österreich 16:15. „Dann haben wir aber leider zu viele Fehler gemacht. Fünf, sechs Fehler in einer Hälfte gehen gegen die Deutschen nicht“, sagte der Teamchef. Nach 50 guten und 10 schlechten Minuten verlor Österreich 29:34.
Dass die Deutschen an diesem Sonntag zu besiegen gewesen wären, dachte sich auch Routinier Robert Weber: „Ich hatte auch das Gefühl, dass wir sie schlagen können. Wenn man Gründe nach der Niederlage sucht, dann haben wir am Ende ein wenig unsere Positionen verlassen. Dadurch sind Fehler passiert und dann sind schnelle Gegentore gefallen. Da hat uns die Erfahrung gefehlt, um ihnen den Todesstoß zu geben.“
70 Gegentore
Österreich ist nach zwei Runden dieser EURO das einzige der 24 Teams, das zumindest 70 Tore kassierte. Bei einem Schnitt von 35 Gegentoren ist es schwer, ein Handball-Spiel zu gewinnen.
Ales Pajovic glaubt dennoch, dass am Dienstag die Weißrussen zu besiegen sind. „Wenn wir so spielen wie in der ersten Hälfte gegen Deutschland, dann habe ich um die Zukunft keine Sorge.“
Die Partie hat für den ÖHB mehr als nur statistischen Wert. Sportdirektor Patrick Fölser erklärt: „Der 15. Platz bei dieser EURO würde reichen, damit wir direkt im WM-Play-off sind.“ Die schlechteren Teams werden in eine Vorqualifikation müssen.
Sebastian Frimmel, im Alltag Legionär bei ungarischen Champions-League-Klub Szeged und bei der EURO zweitbester Scorer hinter dem dänischen Star Mikkel Hansen, fordert gegen Belarus: „Wir wollen alles reinhauen, es geht nicht nur um die goldene Ananas.“
Kein Jausengegner
Womöglich müssen die Österreicher dafür aber über sich hinaus wachsen. Teamchef Pajovic scherzte: „Wenn du die Weißrussen beim Frühstück siehst, dann schaust du zuerst einmal, weil die sind alle zwei Meter groß.“
Der 1,79 Meter große Robert Weber weiß daher: „Wir müssen diese Situation bewältigen und willensstark herauskommen.“
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