Weil er nach einem schwachen Sprung die Materialkontrolle verweigert hatte, wurde Gregor Schlierenzauer am Mittwoch in Bischofshofen disqualifiziert. „Auch in der Niederlage braucht es Stärke. Dazu gehört, dass man zur Materialkontrolle geht“, rügte Mario Stecher, der Sportliche Leiter Nordisch des ÖSV. Schlierenzauer selbst entschuldigte sich am Donnerstag-Abend auf seiner Homepage: "Natürlich habe ich mir mit der gestrigen Aktion keinen Gefallen gemacht und selbstverständlich tut mir das heute sehr leid. Sport ist Emotion, trotzdem hätte ich mich nicht von der Enttäuschung verleiten lassen dürfen."
Die Disqualifikation war ein weiterer Tiefpunkt für den Tiroler, der seinen bisher letzten von 53 Weltcupsiegen im Dezember 2014 feierte und seither vergeblich den Anschluss sucht. An diesen glaubt allerdings Stecher noch. „Sonst würden wir ihn nicht weiter fördern.“
Zu wünschen wäre es dem 30-Jährigen, wenngleich es scheint, als hätte er den Absprung verpasst. Sicher nicht haben dies sechs andere Sportgrößen. Ein Überblick:
67 Weltcupsiege, acht große Kristallkugeln für den Gesamtweltcup, sieben Weltmeistertitel und zwei olympische Goldmedaillen müssen reichen, dachte sich Marcel Hirscher und trat im Alter von 30 Jahren am 4. September 2019 vor 150 Journalisten zurück. „Es ist die Summe vieler Gründe, die mich zu der Entscheidung bewegt hat“, sagte der Ski-Star und strich dennoch einen heraus: „Der Akku lädt nicht mehr so schnell.“
Nico Rosberg
Am 2. Dezember 2016, exakt fünf Tage nachdem Nico Rosberg seinen ersten WM-Titel gewonnen hatte, verkündete der damals 31-jährige Deutsche in Wien mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt aus der Formel 1. Im Moment des größtmöglichen Triumphes zog sich Rosberg zurück.
Die Entscheidung bereute er nie: „Es geht nicht perfekter als dieser Moment. Das war der beste Abschied aus dem Sport, von dem ich je träumen konnte.“
Petra Kronberger
Aufgrund ihrer Dominanz im Skiweltcup schaffte es „Petra The Great“ 1992 als erste Österreicherin auf das Cover des Time Magazine. In Albertville war sie Doppel-Olympiasiegerin geworden, am Ende der Saison gewann sie zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup. Mitten in der neuen Saison trat sie im Dezember 1992 zurück – mit 23 Jahren. „Das war meine mutigste Entscheidung“, sagte sie zwei Jahrzehnte später.
377 Wochen an der Weltspitze, 22 Grand-Slam-Titel – die Deutsche ist die erfolgreichste Tennisspielerin der Geschichte. Unter Tränen trat sie am 13. August 1999 zurück, nachdem sie ein paar Wochen zuvor noch die French Open gewonnen und in Wimbledon das Finale erreicht hatte. „Danach habe ich zum ersten Mal den Spaß und die Freude vermisst. Ich hatte das Gefühl, dass nichts mehr kommen konnte, was ich noch erreichen kann.“
Philipp Lahm
Nichts Größeres hat der Fußball zu bieten, als Weltmeister zu werden. Philipp Lahm schaffte es 2014 mit Deutschland. Als erste europäische Mannschaft auf südamerikanischem Boden, nach Triumphen über die Brasilianer und Argentinier. Und das als Kapitän. „Meine Rolle, mein Wirken sind ausgereizt“, sagte er und trat im Alter von 30 Jahren im Nationalteam ab und blieb bescheiden: „Ich glaube, die Mannschaft braucht mich nicht mehr.“
Jens Weißflog
Als einziger Skispringer gewann der Mann aus dem Erzgebirge olympische Einzelmedaillen in Parallel- und V-Stil, und das für zwei verschiedene Länder – 1984 Gold von der Normalschanze für die DDR, 1994 Gold von der Großschanze für das wiedervereinigte Deutschland. Nach dem vierten Sieg bei der Vierschanzentournee trat er 1996 zurück. „Ich habe mich auf den Moment gefreut, an dem Schluss sein würde.“
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