Der Ryder Cup kehrt heim
Schottland hat "Ja" gesagt. "Ja" zum britischen Königreich, "Ja" zu den Frauen. Denn: Gleichzeitig mit der Abstimmung über die Unabhängigkeit seines Landes bat am Donnerstag auch Peter Dawson zur Wahl. Er ist Chef des Golf-Clubs in St. Andrews, der selbsternannten "spirituellen Heimat des Golfsports".
Es war eine richtungsweisende Wahl. Der Club existiert seit 1754, und damit nur unwesentlich kürzer als die Union zwischen Schottland und dem Empire (1707), 2400 außerordentlich gut zahlende Mitglieder sind registriert. Eine Frau ist nicht darunter.
Das wird sich ändern: Ab sofort sind weibliche Mitglieder in St. Andrews zugelassen, Peter Dawson sprach von einem "großen Tag" – für den Club, für Schottland.
Die Schotten und Golf – das ist eine für Kontinentaleuropäer etwas eigenartige Beziehung. Die Engländer haben den Fußball entwickelt und Tennis kultiviert, aber die Hoheit über das Golfspiel nimmt den Schotten niemand.
Da verwundert es auch nicht weiter, dass die bevorstehende Sportwoche in Schottland ganz im Zeichen von Putts, Birdies und Sandbunkern steht. Mit dem Ryder Cup der 24 besten Golfer aus Europa und den USA steht der bedeutendste Golf-Bewerb der Welt und eines der meistbeachteten Sportereignisse überhaupt bevor. 2010, bei der letzten Ausgabe in Europa, pilgerten 300.000 Fans zum Schauplatz nach Wales, 180 Länder waren via TV mit von der Partie.
Im Herzen des Landes
Schauplatz des 40. Kontinentalwettstreits ist die prachtvolle Anlage in Gleneagles, im Herzen von Schottland. Man mag es kaum glauben, aber die Schotten sind in der beinahe 80-jährigen Ryder-Cup-Geschichte erst zum zweiten Mal Ausrichter des Bewerbs.
Auch, aber nicht nur deshalb sprechen die Schotten davon, dass der Ryder Cup zurückkehrt. Bereits 1921, sechs Jahre vor dem ersten Ryder Cup, baten die Schotten Amerika zum Vergleich. Die US-Golfer nahmen die Einladung an, stiegen in New York ins Schiff, und keine 16 Reisetage später schlugen sie ab.
Heute reisen die Stars schon einmal im Privatjet an, überhaupt ist beim Ryder Cup nur noch wenig so, wie es ursprünglich war. Bis auf das Preisgeld. Das fehlt nämlich nach wie vor. Beim Ryder Cup geht es um Ruhm und Ehre – und einen kleinen goldenen Pokal.
Die millionenschweren Spieler verzichten in dieser einen Woche sogar auf ihre Privatsponsoren und Ausrüsterfirmen. Beim Ryder Cup herrscht strikte Kleiderordnung. "Es gibt nichts Größeres, als dieses Shirt anzuziehen und den Sterne-Kranz der europäischen Flagge auf der Brust zu sehen", sagt Ian Poulter, einer der besten Ryder-Cup-Spieler der Geschichte. Der Engländer ist auch 2014 am Start und Teil eines Teams aus drei Engländern, zwei Nordiren und je einem Waliser, Franzosen, Schweden, Spanier, Deutschen, Dänen und Schotten. "Ich werde mein Leben lang immer wieder an diesen Moment zurückdenken und meinen Enkeln davon erzählen", sagt der Deutsche Martin Kaymer über seinen siegbringenden Putt beim Ryder Cup vor zwei Jahren. "Ich weiß nun, was der Ryder Cup bedeutet."
In Sachen Integration kann sogar noch die EU vom Ryder Cup lernen. Nicht überall ist Golf so vorbildlich: Bei der Abstimmung über die Aufnahme von Frauen in St. Andrews votierten immer noch 300 der 2400 Mitglieder mit "Nein".
Der Teamwettstreit ist benannt nach dem Trophäen-Stifter Samuel Ryder und findet seit 1927 alle zwei Jahre statt. Zu Beginn traten die USA gegen eine britische Auswahl an, seit 1979 sind auch Kontinentaleuropäer spielberechtigt. Seither führt das Team Europa mit 9:7 Siegen. Gespielt wird im Matchplay-Modus (Lochgewinn), jedes Team stellt zwölf Spieler. An drei Tagen werden 28 Partien (16 Doppel-, 12 Einzel-Matches) gespielt. Für einen Sieg gibt es einen Punkt, für ein Remis je einen halben.
Bei 14:14 bleibt der Pokal beim Titelverteidiger. Preisgeld gibt es keines.
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