100 m Brust auch in Gedenken an Oen geschwommen

100 m Brust auch in Gedenken an Oen geschwommen
Das olympische Schwimm-Finale der Herren über 100 m Brust am Sonntagabend im Londoner Aquatics Centre ist auch im Gedenken an Alexander Dale Oen gestanden.

Der Norweger hätte in diesem Bewerb als absoluter Goldanwärter gegolten, erlag aber Ende April unter der Dusche einem Herztod. Sein Erbe trat Cameron van der Burgh an, der Südafrikaner gewann den Titel in der Weltrekordzeit von 58,46 Sekunden.

Dale Oen hatte die davor beste in einem Textil-Anzug geschwommene Zeit in 58,71 bei seinem Goldlauf vor einem Jahr bei der Shanghai-WM hingelegt. Den bisherigen Weltrekord hatte der Australier Brenton Rickard 2009 bei der Rom-WM in einem Ganzkörperanzug fixiert. "Alex hat mich unter seine Flügel genommen, er hat mich definitiv inspiriert", sagte Van der Burgh. "Als ich meine Zeit gesehen habe, habe ich gefühlt, als würde er runtersehen und sagen 'Wie hast du diese Zeit bloß geschafft?'."

Auch der nur fünftplatzierte Titelverteidiger Kosuke Kitajima dachte selbst im Moment der Niederlage an den vor drei Monaten verstorbenen Skandinavier. "Er hätte heute eine tolle Leistung gebracht", sagte der Japaner. "Ich glaube, Cameron, ich und jeder denkt so. Ich vermisse ihn. Er hat mich vor vier Jahren zum Sieg getrieben (Anm.: Dale Oen holte 2008 Silber), daher wollte ich heute auch für ihn schwimmen. Aber meine Leistung war leider schlecht."

Kitajima vergab die große Chance, als erster männlicher Schwimmer auf einer Einzelstrecke dreimal in Serie Gold zu holen. Das hatte am Vortag auch Michael Phelps mit Platz vier über 400 m Lagen nicht geschafft. Die nächste Chance hat nun wieder der US-Superstar, wenn es am Dienstag in den Endlauf über 200 m Delfin geht. Nur wenn der 14-fache Olympiasieger erneut auslässt, darf Kitajima noch hoffen, hat er doch über 200 m Brust noch eine weitere Chance auf ein Gold-Triple.

Während der Australier Christian Springer mit Silber in 58,93 und und der US-Amerikaner Brendan Hansen mit Bronze in 59,49 zufrieden waren, kam Kitajima hinter dem ungarischen 200-m-Cofavoriten Daniel Gyurta (59,53) nur auf 59,79. "Mehr konnte ich heute einfach nicht", meinte der vierfache Olympiasieger. "Ich hatte in den Tagen davor Zweifel an meiner Leistung. Ich hatte keine Technik, auf die ich vertrauen konnte. Aber 58,4 hätte ich niemals geschafft, meine Bestzeit steht bei 58,9."

Hansen war mit seinem dritten Rang hingegen überglücklich. 2004 in Athen hatte er hinter Kitajima Silber und Bronze geholt, 2008 in China Gold in der Lagenstaffel. Danach war er zurückgetreten, wagte später aber ein Comeback. "Diese Medaille zählt für mich am meisten. Es ist mein bester olympischer Moment, ich habe so hart dafür gearbeitet." Für Kitajima hatte Hansen Respekt über, aber kein Mitleid. "Er war schon zweimal ganz oben. In Peking bin ich ohne Einzelmedaille geblieben."

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