R.I.P-Report: Das Start-up-Sterben

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2013 wurden viele Geschäftsideen zu Grabe getragen. Die Gründungs-Lust lässt nach

Eine schmucklose, weiße Homepage statt der sonst neonleuchtenden Seite lässt auf den ersten Blick erahnen, was los ist. Die Gründer richten darauf noch letzte Worte an ihre Kunden: "Es war eine wunderbare Zeit für uns", schreiben sie. "Trotzdem mussten wir feststellen, dass die Nutzung nicht in dem Maße wuchs, wie wir es uns gewünscht haben – wir können das Projekt nicht mehr wirtschaftlich betreiben." Das deutsche Internet Start-up 7moments stirbt am 1. Dezember 2013. In sanfter Ruhe.

Nicht jede Idee führt zum Erfolg. In Österreich sterben 20 Prozent der Start-ups binnen drei Jahren nach der Gründung. Fünf Prozent überleben das erste Jahr nicht. Besonders kurzlebig ist der Sektor der technologischen Start-ups. Junge Internet- und Mobil-Unternehmen haben nach ihrer letzten Kapitalspritze im Schnitt nur noch eine Lebensdauer von 19,8 Monaten. Das Erstaunliche: bis zum Tod schaffen sie es, 1,3 Millionen Dollar Kapital aufzustellen. Der R.I.P. Report, der das weltweite Start-up-Sterben protokolliert, hat Gründer von gescheiterten Geschäftsideen nach ihrer wichtigsten Lektion gefragt. Das Unternehmen Teamometer schreibt darin: "Multipliziere keine großen Zahlen. 30 Dollar mal 1000 Kunden mal 24 Monate ergibt nicht gleich Reichtum. Du hast keine Ahnung wie schwer es ist, 1000 Menschen dazu zu bringen, über 24 Monate etwas zu bezahlen. Unser Tipp: Finde erstmal einen Menschen der das tut. Und dann siehst du weiter."

Euphorie am Papier

Überschätzte Erwartungen sind einer der Hauptgründe, warum Start-ups scheitern. "Im Businessplan nehmen sich die Menschen zu viel vor, planen zu euphorisch", erklärt Elisabeth Zehetner, Bundesgeschäftsführerin des Gründerservice Österreich. Für hohe Umsatz-Ziele am Papier braucht man in der Praxis auch entsprechende Arbeitskräfte. Das kostet wieder – und die Rechnung geht plötzlich nicht mehr auf. Obwohl auch äußere Einflüsse auf das Unternehmen wirken: Zum Aus kommt es primär durch die eigene Management-Kurzsichtigkeit. "Die meisten Start-ups scheitern an hausgemachten Fehlern. Dinge, die man hätte vorhersehen können und müssen", so Zehetner. Sieht der Gründer das Ende nahen, sollte er es akzeptieren. "Ein Dahinvegetieren kostet nur Geld und Nerven. Es gibt eben Geschäftsideen, die nicht aufgehen wollen."

Die Symptome des Todes

Doch woran erkennen Investoren solche Geschäftsideen – um von vornherein von ihnen abzulassen? Markus Wagner, selbst Gründer mehrerer Unternehmen, Geschäftsführer von i5invest und Business Angel: "Dafür gibt eine Investoren-Checkliste. Ich richte mich aber auch nach meinem Bauchgefühl und meiner Erfahrung." Die Garagen-Gründungsromantik sei für ihn jedenfalls vorbei. Wer heute überleben will, muss ein überaus kompetentes Team und eine noch nie dagewesene Idee haben. Nur zwei von zehn Projekten erfüllen in der Regel dieses Kriterium, so Wagner.

Das Start-up-Sterben und die Angst davor hinterlässt seine Spuren. Die Zahl der innovativen Tech-Gründungen ging im vergangenen Jahr stark zurück (siehe Grafik). Jedoch meint Wagner: "Scheitern ist keine schlechte Referenz." Wer einmal unten war, weiß, was er zu tun hat, um es das nächste Mal nicht so weit kommen zu lassen. "Das Zu-Grabe-Tragen einer Geschäftsidee ist bei den Gründern mit viel Herzblut verbunden. Nach einer kurzen Pause stehen viele aber wieder auf und machen was Neues."

Am öftesten verschwinden technologische Start-ups von der digitalen Bildfläche. In Österreich starben 2013 populäre Ideen wie Lookk, Archify oder Wappwolf. Der Hype um sie war zu Beginn größer als das Bedürfnis, das sie mit ihrer Geschäftsidee bei den Kunden tatsächlich stillen konnten.

Tech-Start-ups haben eine sehr hohe Risiko-Quote. Geht die Idee auf, ist das Gewinnpotenzial enorm. Doch das gelingt nur sehr wenigen.

Warum Tech-Start-ups häufig scheitern, liegt zum einen an der langen Vorlaufzeit der Produktentwicklung: Ist das Produkt nach mehreren Testphasen dann endlich gelauncht, kann sich der Markt und die Konkurrenz bereits anders entwickelt haben. Zum anderen haben Tech-Start-ups eine große, weltweite Konkurrenz. Ein heute innovatives Produkt kann morgen schon vom Mitbewerber am anderen Ende der Welt herausgebracht werden.

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