Wo bleibt die Sachlichkeit?

Der öffentliche Diskurs über Schule und Bildungspolitik ist von Neid und Untergriffigkeit geprägt.

Eigentlich ist es nicht überraschend: Artikel über das Bildungswesen erregen Aufsehen. Schreibt man über Schule, lassen die selbsternannten Experten nicht lange mit ihren Kommentaren auf sich warten. „Ich kenne eine Lehrerin und bei ihr war das ganz anders“, ist ein beliebtes Argument. Scheinbar qualifiziert ein Pädagoge im Bekanntenkreis zu fundierten Aussagen über Bildungspolitik.

Oder noch besser: Zu denken, man kenne sich aus, weil man schließlich selbst einmal in der Schule war. Wir waren auch alle schon einmal in einer Bankfiliale; die wenigsten werden sich deshalb aber dazu berufen fühlen, Bankchef zu werden.

Noch heftiger sind die Reaktionen, wenn man nicht bloß über Schule, sondern über mögliche Reformen schreibt. Von Reformverweigern („Wozu brauchen wir Neuerungen? Zur Zeit unserer Großväter war das System doch auch gut genug“) bis hin zu jenen, die ohnehin schon alles verloren sehen („Die Jugend wird eh immer dümmer“) reichen die Diskutanten.

Und dann gibt es die Neider. Der Spruch: „Zwei Gründe, Lehrer zu werden: Juli und August“ mag überstrapaziert sein, trifft aber nach wie vor das Bild, das die meisten Österreicher von den Pädagogen haben. Man ortet Freizeitstress und unberechtigtes Burn-Out. Eine sachliche Debatte ist bei derartigen Anschuldigungen längst vergebens. Und hier soll nicht wieder das Argument herhalten, „Ich kenne einige Lehrer…“ (was übrigens nicht gelogen wäre). Es soll nur an Fairness erinnert werden. Keine Berufsgruppe hat sich solch untergriffige Kommentare verdient. Keine.

Auch die Journalisten nicht. Denn auch wenn die Medien die Öffentlichkeit und damit die Wirklichkeit bis zu einem gewissen Grad prägen, muss eines in Erinnerung gerufen werden: Wir erfinden die Nachrichten nicht. Wir machen die Politik nicht. Wir berichten darüber.

Es bleibt die Frage: Wo sind die wirklichen Experten? Was denken die Lehrer und Direktoren über die neuen Pläne? Was fehlt, ist eine sachliche Diskussion über die Inhalte der Reform - und das sowohl hier im Forum als auch in der breiten Öffentlichkeit. Eine Diskussion ohne Neid, ohne Rückständigkeit und ohne Untergriffigkeit: Dazu sind Sie eingeladen.

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