Wien als bunter Flickenteppich

Zusammengenäht aus vielen bunten Stoffen, die unterschiedliche Ethnien repräsentieren, stellt die Stadt Wien einen Flickenteppich dar, den täglich 1, 8 Millionen Menschen bewohnen. Doch leider hat dieser Teppich im Laufe der Zeit Löcher bekommen, entstanden durch Stereotypen gegenüber einer anderen Ethnie und Abspaltung der einzelnen Gruppen. Es spielt keine Rolle, ob wir nur vorübergehend, während des Studiums oder vielleicht für immer in Wien bleiben, es liegt an uns, was wir aus dieser Stadt machen und wir haben die Macht, etwas zu bewegen. Und dabei dürfen weder Sprache, noch Herkunft ein Hindernis sein. Seit Anfang des Jahres arbeite ich für „Romano Centro- Verein für Roma“, gebe Kindern dieser Volksgruppe Lernhilfe und kümmere mich um Familien, die Hilfe in Sachen Schule und Bildung benötigen. Durch diese Arbeit lerne ich nicht nur unglaublich viel Interessantes über die Volksgruppe, sondern bekomme auch viel über deren Situation in der Schule mit. Roma-Kinder haben es leider immer noch schwer und dem gilt es entgegenzuwirken.

Nachfragen, bitte!

Die Situation an Schulen ist aber oft so: Sobald ein Roma- Kind ein Problem hat, ist das ein Roma- Problem. „Du warst doch schon in Serbien, weil deine Oma gestorben ist!“, lauten die Fragen mancher Lehrer an meine Lernhilfe-Kinder. Dass die Familie aber ein halbes Jahr nach dem Tod eines Familienmitglieds nochmal nach Serbien fährt, weil es die Tradition so verlangt, wissen die meisten nicht und fragen auch nicht nach. Mir ging es genauso: „Warum lebt ihr denn alle fünf bei eurer Oma?“ , war meine Frage an eine Meute serbischer Kinder beim ersten Kennenlernen. Nach serbischer Roma-Tradition kommen die Kinder nach der Scheidung der Eltern zur Mutter des Vaters. Auch das zu Ehren des Familienpatrons abgehaltene Slawa- Fest, welches aus der serbisch- orthodoxen Romagruppe stammt, sorgt an Schulen manchmal für Probleme. Denn dieses Fest kann auf österreischiche Werktage fallen und viele Roma- Familien haben Mühe, ihre Kinder für diese Zeit vom Unterricht zu befreien.

Mein Fazit: Erst wenn man sich mit einer Volksgruppe intensiv und persönlich auseinandersetzt, kann man deren Situation verstehen und Vorurteile überwinden. Und das ist der Stoff, aus dem wir unseren Flickenteppich Wien wieder zusammennähen können.

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