Tourismusboom in Spanien spaltet die Geister

Tourismusboom in Spanien spaltet die Geister
Durch die in diesem Jahr erwarteten 72 Millionen Touristen wächst bei der Bevölkerung auch der Wunsch nach einer Regulierung.

Die iberische Halbinsel gilt als Urlaubermagnet- auch dieses Jahr lassen die Touristenströme nicht nach. Der Tourismus, der stolze 16 % des BIP in Spanien ausmacht, erlebt ein Hoch. Grund zur Freude gibt es damit auch für den Arbeitsmarkt, denn im vergangen Monat wurde ein Rückgang der Arbeitslosenquote um 3,2 Prozent verzeichnet. Man spricht vom besten Juni seit 2008.

Konkret werden 2016 rund 72 Millionen Touristen erwartet- 4 Millionen mehr als 2015. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sieht den Tourismussektor als „Motor“ für die Wirtschaft, die sich nach vielen Jahren der Krise langsam erholt.

Der Touristenansturm begründet sich unter anderem in der aktuellen politischen und sozialen Instabilität konkurrierender Urlaubsdestinationen wie Nordafrika und Türkei. Außerdem zieht der billigere Euro in Spanien zahlreiche Reisende aus Asien, Afrika, USA und Lateinamerika an.

Wirte und Hoteliers haben damit alle Hände voll zu tun, denn auf den Balearischen-und Kanarischen Inseln, in einigen Metropolen und weiten Teilen der Mittelmeerküste ist man zu 90 Prozent ausgebucht, wie der Hoteldachverband Cehat mitteilte. Allein am Flughafen Mallorca sollen bis Oktober 26,4 Millionen Passagiere abgefertigt werden- 4,3 Millionen mehr als im Vorjahr. Alleine die Flugreservierungen der Deutschen stiegen nach Angaben des Tourismusministeriums im Monat Juni und Juli im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 13,2 Prozent bzw. 15,9 Prozent. Spätentschlossene haben wenig Chance. Dieses Jahr bieten wir weder Rabatte noch Last-Minute-Angebote an, warnt Cehat-Chef Juan Molas.

Regulierung durch eingeführte Touristensteuer ?

Biel Barcelo, in seiner Funktion Tourismus-Minister der Balearischen Inseln, ist mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. „Wir können auf keinen Fall so weiterwachsen.“ Von der am 1. Juli eingeführten Touristensteuer, die sich pro Kopf und Nacht auf bis zu zwei Euro beläuft, erhofft er sich eine regulierende Wirkung.
Der Groll gegen die Besucheranstürme geht in erster Linie von der Bevölkerung aus. Im Frühjahr zierten Schriftzüge wie „Tourists go home“ oder „Tourists, you are the Terrorists“ die Altstadt von Palma. Zudem wurden auf Vorschlag einer Nachbarschaftsinitiative in Playa de Palma schwarze Flaggen an Balkone gehängt. Die Aussage scheint klar: Randalierende Urlauber unerwünscht. Nach Jose Luis Zoreda, dem Vizepräsidenten des Reiseverbandes Exceltur, dürfe man sich nicht “totwachsen“. „Wir haben inzwischen so viele Besucher, dass wir wählerisch sein können-Touristen, die sich eine Woche lang betrinken brauchen wir nicht.“

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