Spitzenpolitiker auf Freuds Couch

Der ORF hat sich für die Sommergespräche 2015 wieder etwas Neues ausgedacht um die Sendung abzuschließen: den Wordrap „Ausgesprochen“.

Komplett neu ist die Idee ja nicht. Trotzdem bietet es dem Zuschauer die Möglichkeit, professionelle Politiker in einem persönlichen Moment zu erwischen.

Ein äußerst plakatives Beispiel dafür, lieferte Frank Stronach im zweiten Sommergespräch am fünften August. Sein Sager „Frauen sind Menschen wie wir.“ gibt tiefe Einblicke in Stronachs Wertesystem.
Offensichtlich ist der Wordrap ein Versuch der Redaktion, das Format aufzufrischen. Er hat die Funktion spontane Antworten zu generieren um dann vielleicht besser verstehen zu können, was diese Personen antreibt. Schaut man sich nicht gerade dafür diese Gespräche an? Alsbald erntete der ORF jedoch dafür Häme. In einem Standard-Kommentar wurden gar die armen Politiker bemitleidet, die sich diesem Infotainment-Programm aussetzen müssen. Der Politiker müsse sich in aller Öffentlichkeit auf Freuds Couch legen und seine Seele offenbaren, heißt es dort sinngemäß. Mediengeschulten Erwachsenen ist aber durchaus zuzutrauen, intime Details nicht unvorsichtig zu offenbaren. Und immerhin werden Studiogäste hier mit einer Situation konfrontiert, auf die sie sich nur schwer vorbereiten konnten.

Gerade deswegen ist der Wordrap von Bedeutung. Und wenn die Antworten noch zusätzlich Unterhaltungswert haben, ist das zum einen zu begrüßen und zum anderen wahrscheinlich auf den Interviewten rückzuführen.

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