Käfer erzählen: Auf der Suche nach Urwäldern
„Er ist bunt und glänzend“, sagt Sandra Aurenhammer über ihn und meint damit den Goldstreifigen Prachtkäfer, ihren Lieblingskäfer und Forschungshelfer.
Der 14 bis 22 Millimeter große Krabbler aus der Familie der Prachtkäfer gehört zu den sogenannten „Urwaldreliktkäfern“. Von schwarz bis kunterbunt, von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern variieren Farbe und Größe – trotzdem haben sie eines gemeinsam: Sie alle sind ein deutlicher Hinweis auf Urwälder. Denn die Käfer erzählen quasi die Geschichte des Waldes: Sie geben Aufschluss über sein Alter, die klimatischen Gegebenheiten und wie der Wald in der Vergangenheit genutzt wurde. Genau das macht die Krabbeltiere auch zu Sandras wichtigsten Forschungspartnern. Die Absolventin der Uni Graz sucht derzeit die letzten verbliebenen Urwälder in Österreich. Nur Gebiete, die über Jahrhunderte hinweg völlig unberührt waren fallen in diese Kategorie.
Wie die Gämse
Die Suche erweist sich als nicht einfach: In Österreich werden die meisten Wälder bewirtschaftet. Die wenigen unberührten Flächen sind schwer zu erreichen. „Man kraxelt in Steilhängen herum und über einem spazieren die Gämse“, beschreibt die Käferforscherin ihre Arbeit. Insgesamt über 70 Flächen hat sie untersucht, immer mit Orientierung am Käfervorkommen. Die Ergebnisse wertet sie derzeit aus. Auf jeden Fall fündig geworden ist sie aber in den Gailtaler Alpen. Der Rothwald in den Niederösterreichischen Kalkalpen ist ebenfalls ein bekannter Urwald.
Die Faszination vor der Haustür
Die Forschungen sind der Mühe wert: Urwälder sind intakte Ökosysteme und jedes Ökosystem funktioniert in sich. Durch die Nutzung des Waldes durch den Menschen verlieren viele Lebewesen ihre Heimat, was die Biodiversität verringert. Auch gäbe es in den intakten Urwäldern keine größeren Probleme mit Schädlingen, wie es in Monokulturen häufig der Fall ist. Von der Forstwirtschaft wünscht sich Aurenhammer eine nachhaltige Bewirtschaftung mit Schwerpunkt auf Mischwäldern.
Bedenkt man die Artenvielfalt ist die Forschung ein Fass ohne Boden, sagt Sandra. Trotzdem ist ihre Begeisterung ungebrochen: „Urwälder gibt es nicht nur im Dschungel - Die Faszination liegt vor der Haustür.“
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