Ein Pass-Foto geht um die Welt

Muhammad sitzt am Strand, und in der Hand hält er etwas, um das ihn viele seiner Landsmänner und -frauen beneiden. In seinen Augen erkennt man Stolz - der Syrer hat einen österreichischen Konventionsreisepass bekommen.

Dank dem Fotografen und Inhaber des Blogs "Humans of New York", Brandon Stanton, gehen Geschichten wie diese um die Welt. Seit 2010 spricht er fremde Menschen auf der Straße an, fotografiert sie und zitiert ihre Aussagen unter dem Bild. Heraus kommen berührende Stories wie diese:

"Nach einem Monat kam ich in Österreich an. Am ersten Tag ging ich in eine Bäckerei. Dort lernte ich einen Mann namens Fritz Hummel kennen. Er erzählte mir, dass er vor 40 Jahren in Syrien war und gut behandelt wurde. Schließlich gab er mir Kleider, Essen, alles Mögliche. Er wurde wie ein Vater für mich. Er nahm mich mit zum "Rotary Club" und stellte mich der ganzen Gruppe vor. Er erzählte ihnen meine Geschichte und fragte: "Wie können wir ihm helfen?" Ich fand eine Kirche und sie gaben mir eine Unterkunft. Sofort nahm ich mir vor, die Sprache zu lernen. 17 Stunden am Tag lernte ich Deutsch. Den ganzen Tag las ich Kindergeschichten, schaute fern und versuchte, so viele Österreicher wie möglich zu treffen. Nach sieben Monaten war es an der Zeit, den Richter aufzusuchen, um meinen Status zu bestimmen. Ich konnte zu dem Zeitpunkt bereits so gut sprechen, dass ich den Richter fragte, ob wir das Gespräch auf Deutsch führen könnten. Er konnte es nicht glauben. Er war so beeindruckt, dass ich schon Deutsch gelernt hatte, dass das Gespräch nur zehn Minuten dauerte. Dann zeigte er auf meinen syrischen Ausweis und sagte: "Muhammad, den wirst Du nie wieder brauchen. Du bist jetzt ein Österreicher!"

Muhammad erhielt zwar nicht die Staatsbürgerschaft, aber einen österreichischen Konventionsreisepass. Asylberechtige können diesen beantragen, Asylwerber jedoch nicht. Der Konventionsreisepass gilt für alle Staaten weltweit mit Ausnahme des Herkunftsstaats. Er ist für maximal fünf Jahre gültig. Jedensfalls darf sich Muhammad nun in Österreich aufhalten.