Das flauschigste Stück des Mannes

Ilya Sovtsov und sein Bruder Ivan Perevarin in ihrem "Brother's Barbershop" in der Neubaugasse.
Im Oktober finden die “World Beard Championships“ in Salzburg statt, außerdem ist bald Movember. Hier einige nützliche Informationen für den überzeugten Bartträger.

Auch Österreich wurde eindeutig vom weltweiten (Voll-)barttrend erfasst. Auch hier finden sich mittlerweile so einige Bartträger, die sich stolz von ihrem glattrasierten Umfeld abheben. Haben sie den Bart als uraltes Symbol für Kraft und Männlichkeit wiederentdeckt, oder sind sie eine Begleiterscheinung der Hipsterbewegung? Wie sehr Bärte auch in Wien boomen und wie viel Geld sich mit ihnen machen lässt, beweisen Ilya ind Ivan aus Russland.

„Brothers' Barbershop“.

Etwa fünf Monate ist es her, dass ein russisches Bruderpaar in der Neubaugasse einen „Barbershop“, einen Friseur für Haar und Bart, eröffnet hat. Die Besitzer, Ilya und Ivan, haben nach ihrem Jura- und Wirtschaftsstudium nach einer Marktlücke gesucht und diese im Geschäft mit den Bärten gefunden. In Wien gibt es kaum vergleichbare „Männeroasen“ und die Nachfrage ist sehr groß: Das Geschäft scheint gut zu laufen, ständig werden hier Bärte getrimmt, frisiert und abrasiert. Um seinen Bart gestylt zu bekommen, muss man(n) hier etwa einen Monat vorher einen Termin vereinbaren. Derzeit werden die Kunden von zwei Barbieren betreut, ein dritter befindet sich in Ausbildung. An den Wänden reihen sich die Bartpflegeprodukte: Bartwachs, Bartshampoo, Bartbalsam und die vielen anderen Kosmetikprodukte für den Mann kommen aus Irland, Deutschland, England, den Niederlanden, Schweden und Italien. Die Männer, die sich hier Haar und Bart stylen lassen, sind sehr unterschiedlich: Der Großteil ist jung (zwischen 20 und 30 Jahre alt), manche fallen wohl in die Kategorie der „Hipster“. Doch auch Politiker, Größen aus dem Sport und ältere Herrschaften zählen zu den Kunden. Was sie alle gemeinsam haben? Sie nehmen ihren Bart sehr ernst.

Mein Bart, mein Markenzeichen

Der 21- jährige WU-Student Jakob hat sich ebenfalls eine Behandlung im „Brothers Barbershop“ gegönnt. Er hat sich in „sehr kompetenten Händen“ gefühlt und empfindet auch die Atmosphäre als „entspannt und professionell“. Jakobs Vollbart, der aus Rasierfaulheit und einer Wette mit einem Schulkollegen entstanden ist, ist über die Jahre zu seinem Markenzeichen geworden. „In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sticht mein Bart schon sehr heraus, aber glücklicherweise gefällt er meiner Freundin“, sagt er. Der Vollbart hat viele Vorzüge, nur beim Reisen macht er manchmal Schwierigkeiten: „Bei der Passkontrolle am Flughafen haben sie mir einmal nicht geglaubt, dass der bartlose 12-Jährige auf dem Passfoto und ich dieselbe Person sind. Mein Bart hatte damals eine stattliche Größe und sowas kann einen Menschen ja richtig verwandeln.“ Allerdings schätzt Jakob gerade diese Wandlungsmöglichkeit, die ihm sein Bart bietet, am meisten.
Jakob hat auch die australische Band „The Beards“ für sich entdeckt. Diese 2005 gegründete Folk-Rock-Gruppe besingt in ihren Liedern (die allesamt das Wort „Beard“ im Titel haben) die Vorzüge, einen Bart zu haben. Ihr bekanntester Song “If Your Dad Doesn’t Have a Beard, You’ve Got Two Mums“ hat mittlerweile über 2,5 Millionen Klicks auf YouTube erreicht.

Bärte für den guten Zweck und für einen Titel

Beim alljährlichen Charity-Event „Movember“ sind Bärte ebenfalls gefragt. Aber nicht irgendwelche Bärte, nur Schnurrbärte sind erlaubt. Das Kunstwort „Movember“ setzt sich nämlich aus den Worten “Mo“ (moustache für Schnurrbart) und “November“ zusammen. Anfang November rasieren sich die Teilnehmer glatt, um sich bis Ende des Monats einen Schnurrbart wachsen zu lassen. Mit dem Schnurrbart als Erkennungszeichen treiben sie Spenden ein, die Initiativen zur Vorbeugung von Prostatakrebs und Hodenkrebs zugute kommen.

Auch die Bärte der Teilnehmer des weltweit größten Bartwettbewerbs müssen einen Zweck erfüllen. Bei den „World Beard Championships“ müssen sie möglichst lang, buschig, kunstvoll gezwirbelt, geflochten oder originell geformt sein, um den Titel „Bester Bart der Welt“ zu bekommen. Von 2. bis 4. Oktober findet der haarige Wettbewerb in der Gemeinde Leogang in Salzburg statt. Auch der Vorjahressieger, der 30-jährige Madison Rowley aus Portland, wird unter den Gästen erwartet.

Links

Barbershop: www.facebook.com/barbershopwien

Movember: https://at.movember.com/

The Beards: www.thebeards.com.au/

World Beard Championship: www.worldbeardchampionships.com/

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