Smartphone: Schöne, neue digitale Welt

Smartphone: Schöne, neue digitale Welt
Was Eltern und Kinder über Chancen und Risiken des Smartphones wissen sollten.

Über kaum ein Thema wird in Familien so sehr gestritten wie über das Smartphone. Eltern befürchten, dass ihre Kinder sich zu wenig bewegen oder zu wenig lernen, weil sie dauernd am Bildschirm sind. Im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen forderten Eltern zu Ferienende gar ein temporäres Handyverbot in Schulen auch außerhalb der Unterrichtszeit. Die Sorge: Der Hype um das Spiel "Pokémon-Go" ist zurzeit so groß, dass die Schüler gedanklich mehr bei den Taschenmonstern als beim Einmaleins sind.

Dass Eltern mit ihren Kindern feste Zeiten ausmachen, wann sie online sein dürfen, dazu rät auch die zweifache Mutter Pia Zimmermann in ihrem Buch: "Generation Smartphone" (siehe unten). Den Zugang zum Internet ganz verbieten, davon raten alle Experten ab. Allzu schnell wird ein Kind zum Außenseiter, wenn es nie online ist.

Das erste internetfähige Handy bekommen Kinder heutzutage meist bei der Erstkommunion. Spätestens dann ist es Zeit, dass sich die Eltern mit dessen Vorteilen und Gefahren auseinandersetzen. Marlene Kettinger vom Verein saferinternet.at rät Vätern und Müttern: "Gehen Sie den Weg in die virtuelle Welt mit Ihrem Kind gemeinsam. Begleiten Sie es, wenn es WhatsApp oder Chatprogramme nutzt. Mit der App kann man wunderbar in der Familie kommunizieren und Termine koordinieren. Das ist die gute Seite. Eine Gefahr für Kleinere sind Kettenbriefe mit Horror-Botschaften. Erklären Sie dem Kind, dass das nicht real ist und diese nicht weitersenden soll."

Werden aus Kindern Jugendliche, haben sie meist mehr Ahnung als ihre Eltern: "Lassen Sie sich etwas erklären, fragen Sie nach, was der Sohn auf Facebook oder Instagram macht. Wer Interesse zeigt, schafft damit Vertrauen. Das ist besonders wichtig, wenn es Probleme gibt", meint Kettinger. "Technische Sperren bringen bei Teenagern nichts, weil sie die locker knacken."

Informationskompetenz

Selbst für Erwachsene sind die vielen Falschmeldungen, die über soziale Medien verbreitet werden, eine Herausforderung. Die "Informationskompetenz" muss lange trainiert werden. Dazu gehört, Informationen mit anderen Quellen zu vergleichen; immer zu hinterfragen, wer eine Meldung ins Netz gestellt hat; und welches Ziel derjenige damit erreichen will: "Manchmal sind das bewusste Falschmeldungen. Argwöhnisch sollte man sein, wenn Grammatik oder Rechtschreibung katastrophal sind", sagt Kettinger.

Auch Bilder und Videos können lügen: "Behübschte Werbesujets mit bearbeiteten Fotos suggerieren einen idealen Körper, den es in der Realität nicht gibt", sagt Kettinger. "Oft hilft es, ein Foto auf Google-Images hochzuladen, um zu schauen, in welchem Kontext es schon einmal verwendet wurde."

Das Internet ist aber nicht nur ein Ort der Gefahren, sondern auch eine unerschöpfliche Quelle von Wissen – ein Riesenlexikon: "Neben Wikipedia für Kids gibt es Apps, die beim Englischlernen unterstützen, oder YouTube-Videos, die binomische Formeln erklären. Das kann in der Schule sehr hilfreich sein", sagt Kettinger.

Apropos YouTube: "Es ist verführerisch, Kleinkinder Zeichentrick-Clips zu zeigen – das Handy als kurzer Babysitter. Doch das ist gefährlich. Leicht können sie Filme sehen, die ungeeignet oder verstörend sind."

Eine Mutter und Expertin für Digitales Lernen erklärt, wie Sie Ihre Kinder in der virtuellen Welt begleiten könnenVorbild sein Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Wer ständig nur am Handy surft, braucht sich nicht wundern, wenn einem die Kinder es gleichtun.

Interesse zeigen

Lassen Sie sich von Ihrem Kind in die Welt der Spiele einführen und zeigen Sie Interesse an dem, was es tut. Wer Vertrauen schafft, weiß mehr darüber Bescheid, was Kinder im Netz tun.

Regeln aufstellen

Klingt einfach, ist aber gar nicht so leicht: Machen Sie mit Ihrem Kind aus, wie lange es online sein darf und welche Inhalte, Apps und Programme es nutzen darf. Das ist natürlich immer auch abhängig vom Alter des Kindes bzw. Jugendlichen.
Diskutieren Sie Sprechen Sie früh über ethische und technische Themen, über mögliche Konsequenzen der digitalen Datenflut und über gesetzliche Regeln. Machen Sie deutlich, dass das Netz nichts vergisst – egal ob Text oder Bild, das man postet. Zeigen Sie ein altes Führerscheinfoto von sich und zeigen so augenzwinkernd, dass es besser ist, dass so ein Bild privat bleibt.

Seien Sie neugierig

Was steckt hinter den Programmen? Lesen Sie Impressum und Datenschutzbestimmungen und überlegen Sie, was die Nutzung in der Praxis heißt.

Aus: Pia Zimmermann: Generation Smartphone. Verlag Fischer & Gann, 16,40 Euro.

Nachhilfe, Sprache lernen oder gemeinsam ein Referat vorbereiten – neue Medien bieten viele neue Tools, um besser zu lernen

Gemeinsam lernen

Schüler nutzen WhatsApp oder Skypen nicht nur zum Tratschen, sondern auch zum Lernen: Gemeinsam ein Referat vorbereiten, fehlende Unterlagen weiterschicken oder eine schwierige Formel gemeinsam lösen, ist heute selbstverständlich.

Online-Nachhilfe

Viele Institute bieten heute Online-Nachilfe – meist kostenpflichtig. Daneben gibt es noch viele Seiten, die sich auf ein Fach spezialisieren.

Mathematik

Eine österreichische Website, die im deutschen Sprachraum als vorbildlich gilt, ist GeoGebra. Geometrie, Algebra und Analysis wird auf völlig neue Weise verbunden. Und das kostenlos.

Lust auf Lesen und Schreiben

Antolin heißt ein Programm, das besonders Volksschüler animieren will, auch dickere Bücher zu lesen. Für ältere Schüler finden sich Programme auf der Webseite von digitale-schule-bayern.de. Ein gutes Rechtschreibtraining auch für ältere Schüler finden Sie unter diktat-truhe.de. Auf udoklinger.de/ Deutsch sind einige nette Grammatikübungen.

Fremdsprachen

Auf sprachenstudio.net finden sich viele Übungen für Latein. Vokabellisten und Übungen gibt es häufig auf Seiten der Schulbuchverlage. Wer sich auf die Matura vorbereiten will, der findet auf der Seite des Bildungsinstituts www.bifie.at alle Prüfungen zum Download.

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