So machen Sie Ihr Kind fit fürs neue Schuljahr
Jetzt gehen die Ferien ihrem Ende zu. Neun Wochen Pause vom Arbeitsalltag zwischen Tafel und Heften sind vorüber. Doch das neue Schuljahr beginnt für manchen Schüler mit Zweifeln und Ängsten: Was kommt in der neuen Schule auf mich zu? Werde ich in der Klasse Freunde finden? Werde ich in Mathe wieder versagen? Wird die Lehrerin nett sein?
Um gut durch das Schuljahr zu kommen, brauchen Kinder die Hilfe ihrer Eltern. KURIER-Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger verrät, wie Schule besser gelingen kann. Ein Wegweiser – für Volksschüler bis zu Maturanten.
1. Besonders für Volksschüler gilt: Spätestens in der letzten Ferienwoche sollten sie sich an den neuen Zeitrhythmus gewöhnen. Das allabendliche Vorlesen wird als Ritual beibehalten. Es gibt den Kindern nämlich Sicherheit, wenn sie wissen, wie der Tag strukturiert ist. An diese Struktur sollten sich Kinder schon vor Schulbeginn gewöhnt haben: Gehen sie regelmäßig den Schulweg mit dem Buben oder Mädchen ab. Auch mit der Schultasche machen sich Kinder bereits vor der Einschulung vertraut: Wo gehört das Federpennal hin, wo die Stifte? Wie wird eine Jausenbox geöffnet? Mit dem Alltäglichen vertraut zu sein – das nimmt dem Kind die Angst vor dem, was jetzt auf es zukommt.
2. Kinder, die in die Schule kommen, brauchen die Eltern besonders. Taferlklassler sind noch in vielen Bereichen unerfahren. "Falls es möglich ist, nehmen Sie sich während der ersten Schulwoche Urlaub", rät der KURIER-Familycoach Eltern. "Ihr Kind muss jetzt langsam selbstständig werden. Das heißt nicht, dass der Sohn oder die Tochter alles alleine machen muss. Helfen Sie zu Beginn mit. Schauen Sie sich gemeinsam an, ob alle Buntstifte gespitzt sind, im Turnsackerl alles drin ist. Erst wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind schafft das ohne Ihre Hilfe, reicht es, wenn man fragt, ob die Schultasche gepackt ist."
3. Eltern sind jetzt als Zuhörer gefordert: Schulstarter erleben so viel Neues, das wollen sie mit der Mama, dem Papa oder den Großeltern teilen. Auch über ihre neuen Beziehungen zur Lehrerin und zu Mitschülern wollen sie sprechen. "Für Volksschüler ist es ganz besonders wichtig, dass die Lehrerin das Kind mag", weiß Leibovici. "Reden Sie deshalb viel mit Ihrem Kind über die Pädagogin oder den Pädagogen." Auch, was die Mitschüler vom Kind denken, ist von Bedeutung. Gibt es zum Beispiel Streit mit dem besten Freund, weinen sich Kinder gerne bei den Eltern aus. Aus der Praxis weiß der Familycoach, dass manche Eltern überreagieren und viel zu früh eingreifen. "Sie sagen dem Kind: ,Wenn das noch einmal passiert, gehe ich in die Schule und kläre das."" Anstatt die Situation zu beruhigen, entstehen erst recht Konflikte. "Machen Sie Ihr Kind stark", rät Leibovici. "Sagen Sie ihm: ,Wenn der Markus nicht mit dir spielen will, spiel’ halt mit dem Jonas."" Morgen sieht die Welt vermutlich schon wieder ganz anders aus.
4. Kinder müssen jetzt fast jeden Nachmittag lernen. "Die Hausübungen sollten für das Kind zur Routine werden, sie täglich am gleichen Ort zur gleichen Zeit zu machen", rät der Familycoach. "Am Anfang hilft es dem Kind, wenn die Mutter oder der Vater dabei sitzt. Mit der Zeit muss das Kind die Rechnungen und Schreibübungen alleine bewältigen. Oma oder Eltern sollten aber in der Nähe sein, falls das Kind irgendwo nicht weiterweiß." Geht das Kind in eine Nachmittagsbetreuung, sollten Eltern darauf bestehen, dass Hausaufgaben auch dort gemacht werden. "Leider gibt es Nachmittagsbetreuer, die mit den Kindern ausschließlich basteln und spielen wollen und sich weigern, mit ihnen zu lernen. Dann muss das Kind am Abend sich noch hinsetzen, wenn alle müde sind. Das ist ein denkbar schlechter Start in das Schulleben", meint Leibovici. Das Lesen müssen die Eltern allerdings mit dem Kind regelmäßig üben. Doch da reichen jeweils zehn Minuten am Tag.
5. Ein komplexer Lebensabschnitt ist der Übergang von der Volksschule ins Gymnasium oder die Hauptschule. "Für ein Kind ist das eine große psychologische Herausforderung", sagt Leibovici. Die Änderungen im Schulalltag sind gewaltig: Jede Stunde steht ein anderer Lehrer vor der Klasse. Das Schulhaus ist riesig und für Fächer wie Biologie und Musik gibt es eigene Unterrichtsräume. "Viele Kinder sind da zu Beginn unglücklich, weil sie sich ganz fremd fühlen", sagt der Familycoach. Auch hier sind die Eltern eine wichtige Stütze. "Das fängt bei der Organisation des Schulalltags an. Fragen Sie jeden Abend, welche Gegenstände morgen auf dem Stundenplan stehen: Ist der Zirkel eingepackt? Das Englischbuch in der Tasche? Oder ist ein Ausflug geplant?" Am Anfang haben die Schüler noch wenig Bezugspersonen in der neuen Schule. "Statt der Volksschullehrerin ist nun der Klassenvorstand für Fragen da. Das Kind sollte sich an ihn wenden, wenn es nicht weiterweiß", rät Leibovici-Mühlberger. Der Umstieg ist eine Herausforderung: "Machen Sie Ihrem Kind die neue Schule schmackhaft." Schließlich ist es jetzt kein "kleines" Volksschulkind mehr, sondern gehört schon zu den Großen.
6. Der nächste große Schritt im Leben eines Schülers ist der Übertritt in die Oberstufe. „Viele Kinder sind jetzt noch in der Pubertät. Und da wird die Schule nicht als Ort wahrgenommen, an dem man lernt. Schule wird jetzt zur großen Bühne: Wer ist der Star, wer der Mitläufer? Wer trägt die trendigste Jeans, wer das älteste Leiberl? Diese Fragen sind für die Jugendlichen in diesem Alter enorm wichtig.“ Doch den Schülern muss klar sein: Schule ist nicht nur ein sozialer Raum. Schule hat einen Bildungsauftrag. Lernen gehört deshalb zu den Aufgaben der Jugendlichen. "Eltern müssen das auch jetzt noch von ihren Kindern einfordern, und sie dürfen auch immer noch ab und zu die Schultaschen kontrollieren", meint der KURIER-Familycoach. Jugendliche, die die Pubertät hinter sich haben, sollten schon gelernt haben, selbstständig zu lernen. "Vielen hilft jetzt,wennsie sich vor Schularbeiten mit Mitschülern zusammensetzen, um den Stoff dann gemeinsam durchzuarbeiten. Davon profitieren sowohl die guten als auch die schwachen Schüler. Denn: Jemand hat etwas erst dann ganz verstanden, wenn er es auch erklären kann", ist Leibovici-Mühlberger überzeugt.
Was sonst noch gesund macht
Sportlich bewegen Körper und Geist im Gleichgewicht: Für eine gute Entwicklung ist nicht nur Lernen, sondern auch sportliche Betätigung wichtig. Der Großteil der Kinder tut dies ohnehin gerne – meist aber nur mit anderen. Haben Kinder keinen Spielplatz in der Nähe, wo sie sich austoben können, können sie in Sportvereinen aktiv werden. Ob Ballspiele, Turnen oder Tanzen – einerlei: Probieren Sie mit Ihrem Kind einfach aus, was ihm Spaß macht. Besonders beliebt bei Buben ist immer noch der Fußball, bei Mädchen im Volksschulalter steht Ballett hoch im Kurs. Das ist nicht nur gesund und trainiert Koordination, Motorik und Teamfähigkeit – auch das Selbstbewusstsein wird durch Erfolgserlebnisse außerhalb der Schule gestärkt. Besonders Schüler mit Lernschwächen können davon profitieren.
Gesund jausnen Wer morgens ausgewogen isst, startet fit in den Tag. Ballaststoffe wie Brot oder Müsli, Milchprodukte und Obst ergeben eine ideale Mischung. Auch für Frühstücks-Muffel gibt es gute Alternativen: Ein Kakao oder ein Smoothie geben den Kindern Energie, bis in der Schule der Hunger kommt. Die Jause selbst sollte ebenfalls aus Brot, Milchprodukten und Obst oder Gemüse bestehen. Apfelspalten, Karottenstifte sowie ungeröstete Nüsse sind ein gesunder Knabberspaß für Zwischendurch. Weniger geeignet ist fast alles, was als "Kinderlebensmittel" verkauft wird: Milchschnitte und Co. enthalten viel Fett und Zucker. Ebenso tabu: Eistee, Cola und Energy-Drinks. Sie enthalten so viel Koffein wie zwei starke Tassen Kaffee. Der Wirkstoff macht Kinder im Volksschulalter unruhig und reizbar.
Genügend schlafen Wer gut schläft, lernt besser. Wie viel Schlaf ein Kind tatsächlich braucht, ist unterschiedlich. Den individuellen Bedarf kann man in den Ferien feststellen, indem man das Kind morgens schlafen lässt, bis es von selbst aufwacht. An diese Zeit sollten sich Eltern auch im Schuljahr halten. Ein Erstklässler braucht in der Regel neun bis elf Stunden Schlaf. Etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen sollten Fernseher und Videospiele ausgeschalten werden. Die Zubettgeh-Zeit sollte immer die gleiche sein – auch am Wochenende. Tägliche Rituale wie Vorlesen bringen das Kind zur Ruhe und verbinden etwas Positives mit dem Ende des Tages. Daher ist auch dringend davon abzuraten, bei schlechtem Benehmen damit zu drohen, die Kinder ins Bett zu schicken. So ist Schlafen negativ besetzt.
Sicher ankommen Der Schulweg bietet jede Menge Ablenkungen. Damit das Kind trotzdem sicher in der Schule ankommt, sollte die tägliche Route mit den Eltern trainiert werden:
Die schnellste Strecke ist nicht immer die sicherste: Gefährliche Kreuzungen umgehen die Kinder besser, trotz kleinen Umwegs.
Auch wenn die Ampel grün zeigt: Nicht gleich losgehen! Kinder sollen davor immer nach rechts und links schauen.
Eile macht unvorsichtig. Geht das Kind rechtzeitig aus dem Haus, achtet es genauer auf Gefahrenquellen.
Unübersichtliche Kreuzungen und fehlende Zebrastreifen sollten unbedingt gemeldet werden.
Kinder unter 12 Jahren müssen in Begleitung eines Erwachsenen radeln. Ausnahme: Das Kind hat einen Fahrradführerschein. In jedem Fall gilt: nie ohne Helm!
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