Ruth Moschner: "Gnadenlos optimistisch"
Die gebürtige Münchnerin Ruth Moschner gehört zu den erfreulichsten Erscheinungen des deutschsprachigen Privatfernsehens. Ihr Kennzeichen: gute Laune, Schmäh und Schwung. Die 41-Jährige im Mail-Interview über "Grill den Profi", Social Media, Bodyshaming und ihren Studien-Abschluss.
KURIER: Gratulation zur Romy-Nominierung. Gab es zur Feier des Tages vielleicht gleich mal Schnitzel oder Kaiserschmarrn?
Ruth Moschner: Haha, nein! Wobei die Sache mit dem Kaiserschmarrn in unserer Familie tatsächlich sehr ernst genommen wird. Jeder behauptet von sich, er würde den Besten machen. Aber sind wir mal ehrlich, meiner ist es auch tatsächlich! ;-)
Ich hab mich dennoch gefreut wie ein Schnitzel, weil ich mit dem österreichischen Fernsehen groß geworden bin.
Sie sind Viertel-Österreicherin, erklärten Sie auf Facebook. Wie dieses? Gibt es (weitere) Bezüge zu Österreich?
Ich habe jüdische Wurzeln. Das heißt, die väterliche Familie stammt aus dem einstigen K.u.K. Gebiet. Und ein Teil ist nach dem 2. Weltkrieg auch wieder dorthin zurück. Deshalb nutze ich natürlich immer, wenn ich in Wien bin, die Gelegenheit, meine Cousins zu treffen und Großtante und Onkel. Außerdem habe ich viele Freunde in Wien, und liebe diese Stadt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dort zu wohnen. Es gibt nur ein Hindernis. Das Essen! Ich würde wahnsinnig zunehmen, weil in Österreich alles einfach so wahnsinnig lecker ist! Schon als Kind bin ich mit meiner Großtante Suse immer zum Meinl zum Schlemmen.
Außerdem fahre ich im Winter immer in ein wunderschönes Örtchen am Hochkönig zum Langlaufen. Da ist es traumhaft schön und nicht so überlaufen. Alle sind so nett und familiär, dass man sich immer sofort wohl fühlt und entspannen kann.
In " Grill den Profi“, wofür Sie für die ROMY nominiert sind, sorgen Sie für gute Laune, wenn den anderen gerade der Schmäh ausgeht. Sind Sie auch privat so?
Ja, ich bin gnadenlos optimistisch. Ich bin für meinen Humor aber auch sehr dankbar, da er mir schon so manche tragische Situation gerettet hat.
Was hat sich für Sie dadurch verändert, dass in der Show "Grill den Profi" nun wechselnde Köche sind und nicht mehr der Solist Steffen Henssler aufkocht? Und welche Erinnerung haben Sie an den Auftritt des Österreichers Alex Kumptner?
Eigentlich hat sich nicht viel verändert und doch irgendwie alles. Es wird nicht mehr so viel mit Ingwer und Sternanis gekocht. Haha... ansonsten ist es natürlich eine neue Herausforderung, sich auf die unterschiedlichsten Charaktere einzustellen. Aber im Grunde sind Köche ja doch alle ziemliche Platzhirsche. Und mit sowas arbeite ich liebend gerne. Unsere Köche leisten da alle Großes. Daher dürfen sie auch mal etwas rumjammern. Ist doch irgendwie auch niedlich.
Der Alex ist ein riesen Schatz! Wir kannten uns schon vorher und es ist immer toll mit ihm zu arbeiten. Ich hatte ihn schon zu Steffen's Zeiten als Kochcoach vorgeschlagen, was leider nicht geklappt hatte. Für "Grill den Profi" muss man ehrgeizig und emotional sein, und Kumpti hat gekämpft wie ein Löwe. Aber gegen die Tricks seines DanceDanceDance-Kumpels Mario Kotaska und die starken Promis hatte er einfach keine Chance. Meine Freundinnen würden den Alex dennoch allesamt gerne kennenlernen. Ich schätze, es gibt keinen anderen, der bei uns jemals so charmant verloren hat. ;-)
Was sind die nächsten TV-Einsätze, wann kommt Grill den Profi wieder?
Wir gehen im Frühjahr wieder bei Vox sonntags 20:15 Uhr auf Sendung. Das heißt, wenn ich mit der hübschen Romy im Gepäck ankäme, wäre das für alle natürlich eine doppelt tolle Motivation für unser gesamtes Team. :-)
Sie haben einen recht offenen Umgang mit ihrem "Team Ruth“, ihren Fans, via Social Media. Eine Pflicht heute oder ist das sowieso für Sie ein natürliches Kommunikationsmittel? Haben Sie schon negative Erfahrungen gemacht, Äußerungen dort bereut?
Ich bin, was Socialmedia angeht, eine absolute Spätzünderin und erst seit zweieinhalb Jahren dabei. Aber, wenn ich mich dann für etwas entscheide, dann mit ganzem Einsatz. Was mir gefällt, ist der direkte Umgang mit den Fans, das macht richtig Spaß und inzwischen hat sich wirklich ein tolles #teamruth gebildet, wo die Leute sich auch untereinander kennen und teilweise sogar treffen oder gemeinsam Shows besuchen. Sowas freut mich riesig, ich verkupple doch so gerne Menschen.
Ein weiterer Vorteil: Das, was ich dort schreibe, wird weder gekürzt, noch mit Bildmaterial versehen, welches mir nicht gefällt. Ich darf hier alles selbst bestimmen und merke, dass Authentizität und Herz bei den Leuten auch gut ankommt. Und wer glaubt, nur schicke Bildchen ziehen, täuscht sich. Ich bin immer besonders begeistert, dass meine Fans auch meine ellenlangen Texte genau lesen und teilen und sich eben auch für tiefergehende Themen interessieren. Was nervt, sind die Interna, die Algorithmen, die Facebook und nun auch Instagram an den Tag legen und die Reichweite beschneiden, und einen regelmäßig dazu auffordern, Geld zu bezahlen, damit wirklich auch alle Follower die Inhalte gezeigt bekommen. Eine Entwicklung, die mir nicht gefällt.
Immer wieder gibt es im Netz Geschichten, dass man Ihnen mit Bodyshaming u. ä. gekommen ist. Wie ist die Realität im TV-Geschäft? Pfeifen Sie aufs Diktat, wenn es das denn gibt?
Es gibt kein offizielles Diktat. Ich schätze, wer dem Geschmack der Entscheider nicht entspricht, wird einfach nicht mehr angerufen. Wobei ich immerhin das "Glück" hatte, dass mir öfters schon ins Gesicht gesagt wurde, ich sei zu dick. Mit acht Jahren zum ersten Mal. Mit 21 zum Letzten. Später habe ich einen Job nicht bekommen, weil ich zu dünn war. Inzwischen ist das für mich zum Glück kein Grund mehr auszuflippen. Das Aussehen eines Menschen ist vermeintlich leicht zu beurteilen, insbesondere, wenn es ums zweidimensionale TV-Geschäft geht. Auf Dauer zählen hinter den Kulissen aber durchaus auch die inneren Werte, Fleiß, Talent, Leidenschaft für den Job und Höflichkeit hilft auch manchmal. Der Zuschauer merkt sowieso, wer das Herz am rechten Fleck hat. Nächster Schritt wäre dann in Würde öffentlich zu altern. Mal sehen, ob unsere Gesellschaft das auch erträgt.
Welches (TV-)Format würden Sie sich selbst auf den Leib schreiben?
Mein Traum ist es, ein Format wie "Alfredissimo" zu moderieren. Quatschen und kochen in einer Küche ist für mich einfach ein tolles Mittel, ungewöhnliche Informationen aus Menschen herauszubekommen. Format Nummero zwei wäre was mit Kindern, weil ich deren unverfälschte Art toll finde und ich grundsätzlich auf Augenhöhe mit ihnen kommuniziere. Und Format Nummer 3 – mein Allzeitfavorit – wäre etwas wie "Lass Dich überraschen" (damals moderiert von Rudi Carrell), Helden des Alltags auf die Bühne zu holen, für diesen einen besonderen Moment finde ich persönlich wesentlich schöner, als in Castingshows die große Karriere zu versprechen.
Wenn es mit dem Fernsehen nicht geklappt hätte oder einmal nicht mehr sein soll – gab/gibt es einen Plan B?
Ich habe vor kurzem via Fernstudium eine Ausbildung zur ganzheitlichen Gesundheits- und Ernährungsberaterin in der Schweiz abgeschlossen. Das war ein großer Traum von mir, da mich das Thema Medizin schon immer interessiert hat. Ich wollte als Kind Chirurgin werden. Heute finde ich die ganzheitliche Medizin wesentlich spannender und halte für eine Kombination beider Methoden für sehr sinnvoll.
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