Karl Markovics
Es ist ein (ORF-Land-)Krimi, der gegen alle Regeln der Kunst verstößt: Karl Markovics begibt sich in Daniel Kehlmanns „Das letzte Problem“ als geheimnisvoller Ermittler auf die Suche nach dem Täter in einer mysteriösen Mordserie. Markovics erspielt sich als „Kriminalist“ Jonas Horak auf verwirrenden Spuren in einem eingeschneiten Hotel nach und nach eine, im wahrsten Sinn des Wortes, verrückte Geschichte. Wie gut, dass der Regisseur Markovics dem Schauspieler Markovics den Platz dazu ließ.
Den hatte der Wiener auch in der aufwendigen, gefeierten ARD-Sky-Serie „Babylon Berlin“, die Ende der 20er Jahre spielt. Darin mimt er Samuel Kattelbach, einen österreichischen Journalisten und Bohemian. Angelehnt ist die Figur an Autoren und Feuilletonisten wie Alfred Polgar, Joseph Roth oder Anton Kuh. Eine Zeit und ein Umfeld, mit dem Markovics ganz offensichtlich viel anfangen konnte.
Der Vorsteller
Karl Markovics
Markovics ist aber längst nicht mehr „nur“ Schauspieler. Sein Regie-Debüt „Atmen“ (2011) wurde vielfach preisgekrönt. Nach seinem zweiten Film, der Tragikomödie „Superwelt“ (2015) legte er jüngst mit dem Flüchtlingsdrama „Nobadi“ nach.
Wobei die Bezeichnung „nur“ Schauspieler etwas seltsam klingt bei einem, der einen wesentlich Anteil an einem Oscar-Gewinn hatte: Markovics gab den Salomon Sorowitsch im NS-Drama „Die Fälscher“, das 2008 den ersten österreichischen Auslands-Oscar verliehen bekommen hat.
Als was immer er nun gesehen - Markovics hat im Begriffs-Wirrwarrr eine Bezeichnung für sich gefunden: Er nennt sich „Vorsteller“.
Der gebürtige Wiener ist ein Ausnahme-Künstler – ob Film, Fernsehen oder Bühne. Der Sohn einer Verkäuferin und eines Buschauffeurs schaffte es nicht ans Reinhardt-Seminar, aber ans Serapionstheater (1982). 1987 wechselte er zum Wiener Ensemble. Seine erste kleine Filmrolle übernahm er in „Hund und Katz“ von Michael Sturminger. Neben Julia Stemberger in Houchang Allahyaris Politsatire „Geboren in Absurdistan“ konnte er erstmals in einer Hauptrolle sein Können zeigen.
Dem breiten Publikum wurde Markovics mit „Kommissar Rex“ (ab 1994) und dem Spin-off „Stockinger“ bekannt, das er trotz großem Erfolg nach einer Staffel beendete. Später spielte er u. a. in Elisabeth Scharangs mit der ROMY bedachten Spiegelgrund-Drama „Mein Mörder“ (2005) und „Franz Fuchs - Ein Patriot“, wofür er 2008 für einen Emmy in der Kategorie „Bester Schauspieler“ nominiert wurde. Im gleichen Jahr gab es dann den Oscar für Stefan Ruzowitzkys „Die Fälscher“. Das ebnete den Weg auch zu internationalen Produktionen wie „Süskind“ oder „Grand Budapest Hotel“.
Regelmäßig trat und tritt er auch auf der Bühne (Volkstheater, Josefstadt) auf und führt auch dort Regie. Bei den Bregenzer Festspielen 2018 inszenierte er die Uraufführung der Oper "Das Jagdgewehr" des Komponisten Thomas Larcher und gab damit sein Debüt als Opernregisseur.
Markovics ist vielfach preisgekrönt, darunter finden sich auch ROMYs.
Er war Gründungspräsident der Akademie des österreichischen Films.
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