Platin-ROMY für Iris Berben

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Im Interview spricht die Schauspielerin über spannende Rollen, ihre Liebe zu Österreich und die Machtdiskussion im Filmbusiness.

Von Gabriele Flossmann

Energisch, erfolgreich, charmant, charismatisch – und zeitlos attraktiv. Iris Berben.

Nicht von ungefähr lauten die Titel von zwei Büchern, die sie unter anderem über sich geschrieben hat: „Älter werde ich später: das Geheimnis, schön und sinnlich, fit und entspannt zu sein“ (2001) und „Frauen bewegen die Welt“ (2009). Wer ist nun die Frau hinter dem schon Qualitätsmarke gewordenen Namen Iris Berben? In jedem Fall eine vielschichtige Persönlichkeit: eine Schauspielerin im Spagat zwischen Boulevard und Feuilleton, zwischen Image und Inhalt, zwischen Glamourauftritt und gesellschaftskritischer Haltung. Die Schauspielerin hat dem eigenen facettenreichen Erscheinungsbild und dem Begriff für weibliche Star-Power noch eine weitere Bedeutungsebene hinzugefügt: „ Deutschlands schönes Gewissen“, lautet das Etikett, das auf ihr gesellschaftspolitisches Engagement und auf ihr Auftreten gegen Antisemitismus und Fremdenhass anspielt.

Darüber hinaus gilt Iris Berben bis heute als Sex-Symbol – womit die 68-Jährige ebenso wenig Probleme hat, wie damit, bisweilen auch Großmütter-Rollen zu spielen. Dabei hatte Iris Berben zumindest früher ein eher distanziertes Verhältnis zu ihrem Körper. Bei den Nonnen des katholischen Internats, in dem sie erzogen wurde, sei „das Fleisch Sünde“ gewesen, sagte sie einmal im Interview.

Selbstbewusst und zum Teil mit Augenzwinkern inszeniert sie ihr Bild in den Medien: Etwa nach dem Motto: „Intelligenz ist sexy“. Da sie vor allem auch ein Publikumsliebling ist, dreht Iris Berben immer noch pro Jahr rund zwei Filme - nach inzwischen beinahe fünf Jahrzehnten im Film- und Fernsehgeschäft. Sie war dabei, als das deutsche Autorenkino mit den 1968ern auf den Straßen demonstrierte und spielte sich von den „Buddenbrooks“, über die „Krupps“ bis zum „Wagner-Clan“ durch alle Themen der deutschen Geschichte und Kultur. Kritiker bescheinigen ihr eine hohe Glaubwürdigkeit und Wandlungsfähigkeit.

KURIER: Sie haben im Laufe Ihrer Karriere mehr als 150 Kino- und Fernsehfilme gedreht. Wie geht sich daneben noch so etwas wie ein Privatleben aus?

Iris Berben: Über diese große Anzahl an Filmen habe ich mich auch schon gewundert. Aber dann wurde ich darauf aufmerksam, dass wir ja das Jahr 2018 haben und ich 1968 meinen ersten Film gedreht habe. Das bedeutet, dass ich schon 50 Jahre in diesem Metier arbeite. Jedenfalls ist mir daneben genug Zeit für mein Privatleben geblieben und die vielen, so unterschiedlichen Geschichten, die ich erzählen durfte, haben mich neugierig, offen und wach bleiben lassen.

Nach welchen Kriterien suchen Sie Filme aus?

Es gibt ja nicht viele Vorteile am Älterwerden, aber positiv daran ist auf jeden Fall, dass die Rollen, die mir in den letzten zwanzig Jahren angeboten wurden und immer noch werden, eine immer größere Tiefe und eine größere Bandbreite an Charakteren bieten. Und glücklicherweise werden auch Rollen für mich geschrieben. Ich habe auch eine Zeit erlebt, in der man Frauen um die 40 nahegelegt hat, sich langsam zurückzuziehen. Oder sie sind, unerbittlich gegen sich selbst, mit einer möglichst unauffälligen, beige-grauen Kleidung in der Menge untergetaucht und haben es aufgegeben, Blicke auf sich ziehen zu wollen. Da hat sich inzwischen vieles verändert, obwohl wir noch lange nicht dort sind, wo wir hinwollen. Aber man hat inzwischen erkannt, dass mit dem Alter Charaktere immer vielschichtiger werden und das merke ich auch an den angebotenen Rollen.

Sie haben ein wechselvolles Leben hinter sich: Erziehung im katholischen Internat, die Auswirkungen der 1968-Revolution und den Kampf für mehr sexuelle Freiheit. Jetzt, viele Jahre und Filmrollen später, sieht es so aus, als würde der Weg über die #MeToo-Debatte in eine neue Prüderie führen.

Ja genau das ist die große Gefahr. Aber das Thema ist viel zu komplex, um in einen großen Topf geworfen zu werden. Sie haben recht: Ich bin als Teil der 68-Generation mit auf die Straße gegangen, um gegen die falsche Moral und die Verkrustung der damaligen Zeit anzutreten. Es ging uns um mehr Freiheit, wozu natürlich auch die sexuelle Freiheit gehörte. Ich war mir sicher, dass die jungen Frauen heute davon partizipieren können. Aber es gibt – und da muss man sehr vorsichtig in der Formulierung sein – immer noch einen starken Mangel an Selbstbewusstsein. Wenn man selbst einmal gegen allzu strenge gesellschaftliche Normen und für mehr Freiheit gekämpft hat, dann ist man immer bereit weiterzukämpfen, wenn jemand diese Freiheit in Frage stellen will. Die jungen Menschen heute haben diese Erfahrung nicht und daher muss man aufpassen, dass uns diese #MeToo-Debatte nicht in ein ganz falsches Fahrwasser bringt. Wir haben für die weibliche Freiheit gekämpft, wir haben für die sexuelle Freiheit gekämpft und für die künstlerische Freiheit. Wenn heute über Bilder in Museen diskutiert wird, die abgehängt werden sollen, über Filme, die man nicht mehr anschauen soll, dann geht diese Diskussion in die falsche Richtung.

Soll die künstlerische Freiheit nur für Werke oder auch für die Menschen gelten, die dahinterstehen?

Diese Frage reicht sehr weit in die Geschichte zurück. Seit Jahrhunderten gibt es große Kunst, die von Menschen geschaffen wurden, die charakterlich eine Katastrophe waren. Sehr oft auch von Männern, die man heute als „Drecksäcke“ bezeichnen würde. Trotzdem müssen wir die Kunst aus dem Voyeurismus herausbringen. Wir dürfen das wahre Problem nicht aus den Augen verlieren – und das ist der Machtmissbrauch. Dabei geht es nicht nur um den Geschlechterkampf, sondern auch um ethnische Fragen. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen – die wir noch lange nicht erreicht haben – und die Gleichheit aller Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und Religion, sollte das Ziel unserer gesellschaftlichen Bestrebungen sein.

Sie sind zur Präsidentin der deutschen Filmakademie gewählt worden. Wollen Sie auch in diesem Bereich für Gleichberechtigung und gegen Machtmissbrauch auftreten?

In erster Linie geht es mir darum, dass wir aus dieser Hysterie herauskommen und uns mit mehr Ruhe auf die Probleme konzentrieren, die dahinterstecken. Ich bin dagegen, dass meine gesamte Branche in Verruf gerät. Denn im Film geht es auch um Kunst und die Kunst setzt sich unter anderem mit der Sexualität auseinander. Sex kann ja auch etwas Schönes sein. Wir müssen nur jede Form von Missbrauch bekämpfen. Ich wehre mich auch dagegen, mich "gegen die Männer" zu stellen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir wesentliche gesellschaftliche Veränderungen nur gemeinsam erreichen können. Das war schon bei der Emanzipation so. Wenn man auf Augenhöhe sein will, dann muss man die Männer mitnehmen. Der Weg sollte in eine bessere Zukunft führen und nicht in die muffigen 1950er Jahre.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren jungen Jahren gemacht?

In diesen Jahren habe ich mit jeder Form von Regisseur gedreht. Mit verkorksten Machos und mit Weicheiern, mit leisen und lauten Typen, mit Intellektuellen und Proleten. Und das ist auch heute noch so. Wir Schauspieler müssen uns auf alle einstellen und bewegen uns da oft auf sehr dünnem Eis – und das Eis ist inzwischen nicht dicker geworden. Damit komme ich wieder auf den Punkt: Ich bin gegen jede Form von Machtmissbrauch, aber unkonventionelle Methoden, die in einem wechselseitigen Einverständnis zu Kunst führen können, sollte man zulassen.

Es gibt Regisseure, die behaupten, man müsse Schauspieler und Schauspielerinnen „brechen“, um die maximale Leistung aus ihnen herauszuholen. Soll man die auch zulassen?

Das muss jeder und jede für sich selbst entscheiden. Das ist ja das Spannende an unserem Beruf, dass wir uns auf andere Menschen einlassen müssen, um gemeinsam wenn möglich etwas Großes zu schaffen. Aber die Grenze zum Missbrauch darf dabei nie überschritten werden. Über Machtmissbrauch, über sexuelle Übergriffe, über Vergewaltigung – darüber müssen wir ja gar nicht diskutieren. Das ist alles strafbar und soll auch geahndet werden. Wenn Übergriffe passieren und sogar ein Fernsehsender das deckelt, dann muss das in aller Klarheit angesprochen und in Zukunft verhindert werden. Auch wenn es dabei „nur“ um Mitwisser geht. Für mich sind sie Mittäter.

Sie vertreten die Ansicht, dass Intelligenz sexy ist. Glauben Sie, dass Männer das auch finden, wenn die weibliche Intelligenz nicht mit Schönheit gepaart ist?

Ich glaube, dass es immer mehr Männer gibt, die das finden. Es ist ja auch langweilig, wenn von den Medien das immer gleiche, stromlinienförmige Aussehen vorgegeben wird, dem wir uns gefälligst anpassen sollen. Das muss ja für denkende Männer auf Dauer langweilig werden und für denkende Frauen sowieso. Ich wollte in meiner Jugend immer anders sein und aussehen als andere und ich habe daher jede durch irgendeine Mode vorgegebene Uniformierung vermieden. Ich träume vielleicht nur davon, aber ich hänge trotzdem der Überzeugung nach, dass Individualität attraktiv ist und dass ein Mann eine Frau sehr sexy finden kann, weil sie klug, witzig und gebildet ist – auch wenn sie nicht in die herkömmlichen Schönheitsnormen passt. Schönheit liegt ja bekanntlich immer im Auge des Betrachters. Und ein "schräger Typ" zu sein ist ja durchaus ein Kompliment.

A propos: Sind die Österreicher so "schräge Typen", wie es in deutschen Medien gerne behauptet wird? Sie haben ja gerade in Österreich "Alt aber Polt" gedreht, den – angeblich letzten – Fall des Kult-Kommissars Simon Polt, gespielt von Erwin Steinhauer.

Ich mochte immer schon den eher schwarzen, österreichischen Humor, der oft sehr nahe an Melancholie grenzt und mit überspitzten Formulierungen eine tiefere Bedeutungsebene eröffnet. Außerdem habe ich durch diesen "Polt" ein Stück Österreich kennengelernt, das ich vorher gar nicht kannte: das Weinviertel. Im Novembernebel ist das so, als würde man eine ganz andere Welt betreten – dabei ist es nur eine Stunde von Wien entfernt. Ich mochte auch den gnadenlosen Humor von Julian Pölsler und die langsame Erzählweise, mit der er uns in die Geschichte hineinzieht und dabei nicht vor Abgründen haltmacht. Die Kellergassen im Weinviertel geben dem Ganzen auch visuell einen ganz eigenen Reiz. Da möchte man gar nicht wissen, was für Abgründe in diesen Kellern lauern – abgesehen vom guten Wein (lacht). Und dazu kam noch Erwin Steinhauer, mit dem ich vorher noch nie gearbeitet habe. Was für ein wunderbarer Mensch und Schauspieler.

„Alt aber Polt“ ist eine Fernsehproduktion und als Präsidentin der deutschen Filmakademie möchte ich Sie fragen, wie Sie zur Grenzziehung zwischen TV und Kino stehen?

Früher gab es diese Grenze viel stärker. Da habe ich oft den Satz gehört: Ich mache kein Fernsehen, sondern nur Kino. Als Schauspielerin kann man von einer möglichst vielfältigen Koexistenz nur profitieren, aber ich liebe das Kino als Ort einer Zusammenkunft von Gleichgesinnten. Wenn Menschen sich quasi in einem Raum verabreden, um sich gemeinsam auf eine Phantasiereise zu begeben, von der sie nicht wissen wo sie hingeht, dann ist das ein kostbares Erlebnis. Und wir haben nicht mehr viele Orte, an denen so etwas möglich ist. Das kann kein noch so großer Flatscreen erreichen und daher werde ich immer für das Kino als Institution kämpfen. Andererseits bietet das Fernsehen – vor allem durch die Serien – eine völlig neue Form des epischen Erzählens, wie es früher nur in Romanen möglich war.

Fast so lang wie die Liste ihrer Filme ist auch die Liste der Preise, die Sie dafür erhalten haben….

… aber erst in den letzten zwanzig Jahren. Vorher hab‘ ich nie was gekriegt. Aber es tut gut (lacht).

Welche Bedeutung hat nun die Ehren-ROMY für Sie?

Auch wenn man schon viele bekommen hat – Preise können nie zur Routine werden. Preise sind ein großer Antrieb, warum wir diese Arbeit so gut wie möglich machen wollen. Denn natürlich wollen wir geliebt werden. Natürlich wollen wir gesehen und gehört werden. Und jetzt die Ehren-ROMY als Zeichen der Wertschätzung in Österreich zu bekommen, tut sehr gut! Und ich kann nur sagen: Diese Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Die Arbeit, die ich in Österreich machen konnte, die Menschen, die ich dort kennengelernt habe - beruflich wie auch privat – haben mich bereichert und ich fühle mich wirklich geehrt. Außerdem bin ich nicht unbeeindruckt von den Räumlichkeiten, in denen das stattfindet. Die Hofburg. Das ist doch etwas! Ich freue mich unsäglich darauf!

Große Künstlerin und politischer Kopf

Sie war dabei, als das deutsche Autorenkino mit den 1968ern auf den Straßen demonstrierte und spielte sich von den „Buddenbrooks“ über die „Krupps“ bis zum „Wagner-Clan“ durch die deutsche Geschichte und Kultur: Iris Berben – erfolgreich, geschätzt und vielfach ausgezeichnet.

1950 in Detmold geboren, wuchs Berben in Hamburg auf. Seit 50 Jahren ist sie im TV- und Fernsehgeschäft. Zu ihren vielen Kino- und TV-Produktionen zählen „Zwei himmlische Töchter“ (1978), „Sketchup“ (1984 –1986), „Das Erbe der Guldenburgs“ (1986-1990), die „Rosa Roth“-Reihe (1994 – 2013) oder „Krupp – Eine deutsche Familie“ (2009), das ihr eine Emmy-Nominierung brachte. Im Kino war die Filmakademie-Präsidentin eben in „Traumfrauen“ (2015), „Eddie the Eagle“ (2016) und „High Society“ (2017) zu sehen. Neueste Projekte sind „Die Protokollantin“ (2018), „Hanne“ (2018) sowie Sönke Wortmanns „Der Vorname“ (2018). Am 31. 3. hat „Alt, aber Polt“ die ORF-Premiere.

Unter ihren Auszeichnungen finden sich mehrfach der Grimme-Preis, die Goldene Kamera, Bambi, die ROMY sowie der Bayerische Fernsehpreis für ihr Lebenswerk.

Für ihr Eintreten für Toleranz und Mitmenschlichkeit erhielt Berben u.a. das Bundesverdienstkreuz, den Leo-Baeck-Preis und den Preis für Verständigung und Toleranz. Sie ist die Mutter des Film-Produzenten Oliver Berben.

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