Nora von Waldstätten: "Da ist nichts lauwarm"

Matthias Koeberlin (Micha Oberländer) und Nora von Waldstätten (Hannah Zeiler) ermitteln am Bodensee Seite an Seite.
Die ROMY-Nominierte Nora von Waldstätten über ihre Rollen, Raubkatzen und Berlin.

Die in Wien geborene, seit Jahren in Berlin lebende Schauspielerin Nora von Waldstätten im Interview.

KURIER: "Sie hat Augen wie eine Raubkatze. Ein Biest, sagen Männer", schreibt Die Welt über Sie. Wie finden Sie solche Zuschreibungen?
Nora von Waldstätten: (lacht) Ein bisschen absurd.

Mit welchen Attributen würden Sie sich dann beschreiben?
Selbstironisch, manchmal schüchtern und kreativ.

Nora von Waldstätten: "Da ist nichts lauwarm"
"Altes Geld", "1. Folge: Buschtrommeln." Rauchensteiner wird sterben. Bald, wenn er keine neue Leber bekommt. Der Milliardär lässt sein korruptes Beziehungsnetz spielen und doch bewegt sich sein Name auf der Transplantationsliste keinen Millimeter nach oben. Für seine Sippschaft ein deutliches Signal, die eigenen Erbansprüche zu regeln. Kralicek, Rauchensteiners Mann fürs Grobe, macht sich an die Besorgung eines geeigneten Organs. Koste es was es wolle.Im Bild: Nora von Waldstätten (Jana). SENDUNG: ORF eins - MO - 02.11.2015 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Superfilm. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
In "Altes Geld" spielten Sie Jana, eine verwöhnte Göre, die 14 Selbstmordversuche hinter sich hat. Als Zuseher hat man regelrecht Angst vor Ihnen. Ist Ihnen diese Rolle entgegengekommen?
Jana ist eine reichlich unverfrorene Figur, mit jeder Aktion, jedem Satz will sie provozieren. David Schalko kreiert extreme Figuren, da ist nichts lauwarm. Und so wusste ich schon beim ersten Lesen des Drehbuches, dass das eine Arbeit wird, bei der ich weit über meine Grenzen gehen muss. Aber auch, dass das eine Hammerrolle ist – und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie mir anvertraut wurde. Es war genial, mit David und all den großartigen Kollegen zu drehen.

Wie sehr kommen Ihnen solche "unterkühlten" Rollen entgegen?
Mich interessiert dabei, was hinter der "unterkühlten" Distanzierung liegt. Ist es eine große Verletztheit, Unsicherheit, Schmerz? Aber natürlich freue ich mich sehr, im Laufe der letzten Jahre auch ganz andere Rollen gespielt zu haben. Gerade eben habe ich "Nachtschicht – Ladies First" abgedreht. Da spiele ich eine alleinerziehende Krankenschwester mit Stand-up-Comedy-Ambitionen.

Sie haben kürzlich im dritten Fall von "Die Toten vom Bodensee" als Hannah Zeiler ermittelt. Was sind die Besonderheiten in diesem Fall, was macht diese Krimireihe aus?
Diese zwei grundverschiedenen Kommissare – er der komplette Bauchmensch, sie Kopfmensch durch und durch. Dann die österreichisch-deutschen Unterschiedlichkeiten und sprachlichen Hoppalas, das hat Charme. Wie die zwei miteinander umgehen, sich gegenseitig auch mal frotzeln und den anderen trotzdem von Grund auf respektieren, das hat was. Und der Bodensee ist dann auch noch eine tolle Verortung für eine Krimireihe.

Als welchen Charakter würden Sie Hannah Zeiler beschreiben?
Hannah Zeiler ist eine Einzelgängerin, die sich nur auf sich und die Logik verlässt. Ihr Leben hat sie so geprägt und das war ihre Überlebensstrategie. Aber hinter der Maske „Ich brauche nichts und niemanden“, verbirgt sich eine große Sehnsucht nach dem Leben in all seinen Facetten. In dieser Folge merkt Hannah auch mehr und mehr, dass sie so nicht mehr weiterkommt. Sie stagniert und ahnt, dass sie sich ändern muss. Sie muss anfangen aufzumachen, sich anzuvertrauen, zu vertrauen.

Wird es weitere Fälle geben?
In diesem Spätsommer werden wir gleich zwei neue Episoden drehen. Inhaltlich darf ich natürlich noch nichts verraten, aber ich hoffe, dieses Jahr endlich im Bodensee schwimmen zu können. Bei den bisherigen Folgen war es dafür schlicht zu kalt. Es sei denn, man macht gerade eine Kneipp-Kur. Ich freue mich sehr darauf, wieder mit Matthias Koeberlin zu arbeiten – er ist einfach ein ganz toller Kollege.

Welche anderen Projekte stehen an?
Gerade drehe ich mit Paul Harather, dem Regisseur eines meiner absoluten Lieblingsfilme, nämlich "Indien". Wir verfilmen das Theaterstück "Die Firma dankt" in Baden-Baden.

Sie nehmen Interviews immer auf und wollen die Gespräche stets gegenlesen. Warum diese Vorsicht?
Es geht mir darum, dass ich richtig wiedergegeben werde, da sich durch Kürzungen von Antworten manchmal auch der Sinn verändert. Außerdem kommt hinzu, dass sich Zitate heutzutage wie ein Flächenbrand im Internet verbreiten und es natürlich besonders ärgerlich ist, wenn man dann falsch zitiert wurde. Für mich hat das etwas mit Professionalität zu tun.

Sie leben nun seit Jahren in Berlin? Was gefällt Ihnen? Was vermissen Sie an Wien?
Ich mag Berlins Weite, die direkte Art, die Geschwindigkeit und den Groove. Und jedes Mal, wenn ich den Alexanderturm sehe, freue ich mich. Aber Wien ist meine Heimat. Da komme ich her, da ist meine Familie, mein Lieblingskaffeehaus, das Anzengruber, mit dem herrlichsten Gulasch.

Muss man als österreichische Schauspielerin nach Deutschland gehen, damit man groß rauskommt, was weitergeht?
Natürlich nicht. Für diesen Beruf gibt es kein Patentrezept. Egal wo, hofft man doch als Schauspieler, tolle Rollenangebote zu bekommen und mit spannenden Regisseuren zu arbeiten.

Werden Sie zur ROMY-Gala nach Wien kommen?
Na, aber sicherlich! Ich freue mich sehr auf den Abend und über meine zweite ROMY-Nominerung. Es ist wirklich schön, mit diesen tollen Kolleginnen nominiert zu sein.

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