Friedrich von Thun und seine Hosen-runter-Rolle

Friedrich von Thun: "Einfach einmal alles anders machen"
"Unglaublicher" Friedrich von Thun: Der Schauspieler ist für "Die Hölle" erstmals ROMY-nominiert.

Man kennt ihn als properen Gentleman – aber in Stefan Ruzowitzkys neuem Kinofilm "Die Hölle" überrascht Friedrich von Thun in einer ungewöhnlichen, verstörenden Glanzrolle. Er spielt Tobias Morettis dementen Vater. In einer Szene sieht man etwa, wie der Sohn dem Vater bei der Intimhygiene hilft, also beim Popschabwischen.

Von Thun spielt das völlig angstfrei; voller Lust, sich auf die schauspielerische Grenzerfahrung einzulassen. Im Interview anlässlich seiner ROMY-Nominierung zum besten Schauspieler in einem Kinofilm erzählt der 74-Jährige, dass er sogar im Pflegeheim recherchiert hat.

Wie konnte Stefan Ruzowitzky Sie für die Rolle gewinnen?

Er hat mir einen Brief geschrieben und gesagt, er würde mich bitten, diese Rolle zu übernehmen. Ich habe ihn gleich angerufen und gesagt, das mache ich wahnsinnig gerne. Und dann habe ich mich in einer Klinik für Demenzkranke entsprechend vorbereitet.

War es eine besondere Herausforderung, sich dieser Problematik zu stellen?

Es ist natürlich ein bedrückendes Thema. Aber es weckt auch besonderes Interesse, wenn man in so einem Heim ist, und weiß, dass die Leute in verschiedenen Graden ihr Gedächtnis verloren haben. Nicht, dass es mir die Angst vor dieser Krankheit genommen hätte, aber was mir am meisten geblieben ist, ist der Friede in diesem Haus. Es herrscht ein tiefer Friede. Wenn ich in ein Krankenhaus gehe, spüre ich Leid und Schmerz. In diesen Häusern ist sehr still, die Leute starren in eine Ferne, aus der man sie nicht zurückholen kann.

Braucht man viel Mut, um so eine Rolle zu spielen?

Ein Schauspieler sehnt sich danach, Rollen zu spielen, die Mut verlangen. Einfach einmal alles anders machen. An den Rand der Gefühle gehen. Dann ist es auch egal, ob man eine Hose anhat oder nicht.

Aber man braucht Vertrauen zum Team?

Das braucht man schon. Man hat gerne ein Ensemble, bei dem man sich gegenseitig hochschaukeln kann und sich aufeinander verlassen kann. Wenn man einen Partner hat, wo nichts zurückkommt, ist es schwer.

Sie sind für diese Rolle sehr gelobt wurden, in der KURIER-Kritik etwa war von einem "unglaublichen Friedrich von Thun" die Rede. Bedeuten Ihnen solche Komplimente noch etwas?

Gelobt zu werden ist doch etwas sehr Schönes. Es freut mich und bedeutet mir natürlich was. Es spornt einen auch an. Ich zähle nicht zu den Leuten, die sagen, ich lese keine Kritiken und das ist mir egal. Ich habe es schon gerne, wenn das, was ich mache, ankommt. Auch wenn ich selber weiß, dass ich gut war. Es ist einfach ein schönes Gefühl.

Danke für das Gespräch.

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