Wo Hirsche jetzt brunftig sind
Jetzt ist es wieder so weit. Von Mitte bis Ende September haben die Hirsche ihre Brunftzeit. „Hier herinnen spielt es sich wirklich ab. 14, 15 Hirsche röhren förmlich um die Wette.“ Michael Kirchweger kennt die Blumauer Alm wie seine Westentasche. Wer diesen Ohrenschmaus live erleben will, den lädt der Michl, wie ihn seine Frau nennt, zum „Hirschlos’n“ in den Bodinggraben bei Molln. Am Dienstag, dem 18., am Samstag, dem 22., am Dienstag dem 25., und am Samstag, dem 29. September um jeweils 18 Uhr (Anmeldung unter 07584/3651). Und wenn man Glück hat, kann man auf der Blumauer Alm, die den Bodinggraben abschließt, auch bis zu 40 Stück Rotwild sehen.
Vom Aussehen her könnte Michael Kirchweger mit seinem gegerbten Gesicht und dem Hut im Film einen Wilderer spielen, tatsächlich ist er der Gebietsbetreuer der Bundesforste. Er wohnt im Forsthaus der ehemaligen Grafen von Lamberg, den jahrhundertelangen Besitzern der ganzen Gegend. Sie gingen im Bodingbachteil entweder selbst jagen oder luden Gäste ein. Gegenüber dem Forsthaus ist auf 750 bis 800 Metern Höhe ein Adlerhorst. Steinadler mit einer Schwingbreite von drei Metern steigen auf, um unter anderem Gämsen zu erlegen.
14.500 Arten
Heute ist das Tal Teil des 21.000 Hektar großen Nationalparks Kalkalpen, dem einzigen Waldpark unter den 14 Nationalparks Österreichs. „Man kann hier durchatmen, man findet Ruhe und Erholung, das hat heilende Wirkung“, sagen Franz Sieghartsleitner von der Nationalpark-Leitung und der Ökologe Erich Weigand.
„Man kann aus den Bächen trinken.“ 14.500 verschiedene Pflanzen- und Tierarten haben hier Heimat. Steinadler, Mäusebussarde, Rehböcke, Gämsen, Luchse, Wildschweine, Otter, Zwergschnepfen, Alpenbockkäfer sind ein Teil der Vielfalt. Die einheimische Bachforelle wurde wieder eingesetzt, da sie von der amerikanischen verdrängt wurde. Totholz bleibt liegen, damit sich die Evolution auf natürliche Weise weiterentwickeln kann.
Wandern: Von Brunnbach zur Anlaufalm
Herbstzeit ist Wanderzeit und da hat der Nationalpark einiges zu bieten. Zum Beispiel eine Rundwanderung um die seit 300 Jahre bekannte Anlaufalm im Hintergebirge mit Blick in den Nationalpark. Die rund 12 km lange Strecke ist leicht zu bewältigen. Die Gehzeit beträgt viereinhalb Stunden.
Die Ortschaft Brunnbach erreicht man auf einer zehn Kilometer langen und schmalen Straße von Großraming aus. Noch heute merkt man dieser kleinen Ortschaft ihre Vergangenheit als Holzfällersiedlung an. Von dort aus wandert man auf einer Forststraße geradeaus und folgt der Beschilderung Anlaufalm Richtung Hirschkogelsattel. Anfangs etwas steiler, wird die Forststraße nach ca. 200 Höhenmetern wieder flacher. Dort kommt man an einer Wiese und einem Jagdhaus vorbei. Der Steig führt zu den „drei Bildern“.
Auf der Alm empfiehlt sich eine Rast. Mit einer Speck- oder Topfenjause und frischen Krapfen gelangt man zu neuen Kräften und man tritt den Rückweg an.
Eine Alternative zum Wandern ist das Radeln. Der Hintergebirgsradweg zählt zu den schönsten Radstrecken in Österreich. Der Ausgangspunkt ist Reichraming, die Streckenlänge beträgt 42 Kilometer, die Fahrzeit 3,5 Stunden, die Höhendifferenz 550 Meter. Einkehrmöglichkeit besteht bei der Großen Klaushütte, die von Mai bis Oktober bewirtschaftet wird. Montags ist sie ebenso geschlossen wie bei Schlechtwetter.
Gemütlich geht es auf einem Schotterweg durch die Schluchten und Täler des Nationalparks Kalkalpen. Die Route verläuft auf der ehemaligen Trasse der Waldbahn und ist daher sehr flach. Die Nähe des Großen Baches garantiert durchwegs angenehme Temperaturen.
Insgesamt stehen in der Nationalpark Region Ennstal & Steyrtal 500 km beschilderte Rad- und Montainbikewege zur Verfügung.
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