Astana - die Stadt, die niemals schläft.

Astana - die Stadt, die niemals schläft.

Astana ist eine pulsierende, lebendige Stadt, die es genießt, ausgiebig betrachtet und erkundet zu werden.

von Harry Gangl & Sieglinde Spanlang

über die Stadt, die nie schläft.

Wir fahren - sagen wir - wir wollten eigentlich sehr zeitig vom Yssykköl abfahren, aber das Frühstück von und mit Sveta und Sasha erlaubt es dann doch nicht...;-))) also geht's erst mal um 11:30 weg vom See, dann noch zu Vladimir ins 300km weit entfernte Konsulat, wo wir uns bis halb fünf "verplaudern", die kirgisisch - kasachische Grenze - die wir zum Glück rasch passieren, erreichen wir um halb sieben- dort geht's zu, wie am Basar in Kairo zur Stoßzeit (wenn du dich dort anstellen musst, wartest du bis zum "Nimmerleinstag" vor geschlossenen Toren). Und mein daneben gefasster Entschluss als das berühmte "Tüpfelchen" gereicht ebenfalls nicht gerade zur Freude von Linde, denn ich will die Nacht nach Astana durchfahren.

Und das bedeutet 1300 weitere Kilometer, davon gut die Hälfte auf den "Kratern" der Mondstrassen in Kasachstan. Jeder, der mich kennt, weiß jetzt, dass - ist mal so ein Gedanke in meinem Kopf, lässt sich der schwer wieder raus bekommen und so steht der rechte Fuß entschlossen am Gas und das wird für die nächsten Stunden auch so bleiben. Gott sei Dank gibt's den roten Bullen aus Fuschl hier auch in jedem noch so kleinem Kaff - ohne ihn wär's nie und nimmer gegangen - ich deck mich mal damit ein - Ein paar hundert Tassen Kaffee also und der Zuckervorrat der Welt sind gesichert und werden mich hoffentlich wach halten. Und es wird sicherlich - wie drückt es der geniale Mike Supancic in seinem " ÖBB Train aus: "a launge Foahrt". Und ned ganz ungefährlich... Linde bevorzugt dagegen alle Arten von Melonen von den Händlern, die bei ihren Fackeln die ganze Nacht verkaufend vor ihren Hütten auf der Straße zubringen. 4 Stück gemischt um knapp einen Euro wiedermal. Vitamine zwar, aber wach halten tun die dich nicht. Wir glauben unseren Ohren nicht zu trauen, als um 21:00 aus dem Radio eine Sondersendung des kasachischen Senders zum Thema Österreich und Robert Musil (der Mann ohne Eigenschaften) kommt und zwar in deutscher Sprache na ja ein wenig "gebrochen", aber sehr vertraut mit Musik - Zwischenuntermahlungen - na ja musikalisch nicht ganz so mein Geschmack ;-)) ! 20 Minuten dauert das Spektakel, in dem Musil und seine Werke gewürdigt werden, der Unterschied zwischen "Ösi-" und "Piefkedeutsch" sehr ansehnlich erläutert und am Ende festgestellt wird, dass die Kasachen nicht mehr wirkliches Interesse an der deutschen Sprache zeigen, wie halt an allem...Dafür bekommen wir wieder einmal einen Exklusivritt auf den hiesigen Straßen - teilweise im Schritttempo" nach dem Motto: "Willst die Reifen dir ruinieren und dazu die Achse brechen, musst auf's Kasachstan Straßen du nur in See zu stechen..." Und da ist's egal, aus welcher Richtung man kommt...dazu gibt's komplett !!! unbeleuchtete KFZ, Pferde und Kühe mitten auf der Fahrbahn, manchmal Steppenwege und allerlei Wölfe, Füchse und kleine Nager. Die Autobahn - also der "Semmering im Bau" - beginnt erst kurz vor der Stadtgrenze und hier machen bereits wieder überfleissige Ordnungshüter ihren Dienst und spähen nach Körberlgeld.

Also kurz und gut - Es kommt, wie es kommen muss, einen herrlichen Sonnenuntergang mit Tschingis Khan am hohen Ross und 1300km (insgesamt am heutigen Tag also 1600km, Entfernungen haben hier eine andere Dimension ;-)) später, etwas geschlaucht - um es sehr milde auszudrücken - passieren wir mit Sonnenaufgang die rauchenden Fabriken der uns schon bekannten Kohle - Städte Temirtau und Karaganda und weitere zwei Stunden danach erreichen wir endlich die Hauptstadt- spätestens jetzt weiß man, wohin das ganze Geld Kasachstan's. fließt - die Bremsenbacken des Touareg sind quasi nicht mehr vorhanden und wir bleiben jetzt nach 48h mit knappen 6 Stunden Schlaf dazwischen auch gleich wach, "...is eh scho wurscht..." weil schlafen kann man ja dann sicherlich auch noch später...

Jetzt geht's erstmals in die Stadt zum Erkunden - Linde kennt, wie sollte es anders sein, schon jeden einzelnen Ziegel hier - und den Abschied unserer unglaubliche Reise - mir fällt Nils Holgersson aus meiner Jugend gerade ein, den ich schon als Kind um seine Abenteuer beneidet habe - einzuläuten. Es ist eine pulsierende, lebendige und am Abend illuminierte Stadt, die scheinbar niemals schläft und es genießt, ausgiebig betrachtet und erkundet zu werden.

Alte Gebäude wird man in Astana vergeblich suchen, außer die eingezäunten, noblen Villen der Botschafter mitten in der Stadt gleich direkt neben dem berühmten Rixos Hotel, welche aber auf Dauer neuen "höheren Weihen" weichen werden müssen. Die Stadt wird zum einen von Gebäuden der Sowjetzeit (Zuckerbäckerhaus etc.) geprägt – hier herrscht der Baustil der 1960er und 1970er Jahre vor –, zum anderen von Stadtvierteln, die entweder in den letzten Jahren entstanden sind oder eben schon umgebaut wurden. Das betrifft die Viertel südlich des Ischim, die im Rahmen des Regierungsumzuges entstanden sind.

Nahezu alle großen Bauwerke der Stadt wurden erst ab 1998 erbaut, dem Jahr, als Astana die Hauptstadt Kasachstans wurde. Die bekannten und sehenswerten Bauwerke der Stadt befinden sich überwiegend im neuen Regierungsviertel der Stadt und wurden vom kasachischen Präsidenten in Auftrag gegeben. Im Zentrum dieses neuen Stadtteils befindet sich der Water-Green-Boulevard, in dessen Mitte der Bajterek Turm mit seiner goldenen Kuppel steht, der bei Einbruch der Dunkelheit in allen Farben changiert. Am Ende des Boulevards befindet sich ein riesiger, runder Platz mit dem Transport Tower und vorbei an der wuchtigen Oper durch das Riesentor des Hauptsitzes des staatlichen kasachischen Mineralölunternehmens Kazmuneygas sieht man rüber zur großen Jurte.

Seit 2000 gibt es in Astana einen Bauboom für Wolkenkratzer. Das älteste Hochhaus der Stadt ist der 2001 vollendete Astana Tower. Das Railways Building ist mit 175 Metern Höhe das derzeit höchste Gebäude des Landes und nach Vollendung der 210 Meter hohen Emerald Towers, werden diese den Titel als höchstes Gebäude Kasachstans einnehmen. Mit Hilfe der VAE soll bis 2015 der Abu Dhabi Plaza errichtet werden. Es wäre mit 382 Metern Gesamthöhe eines der höchsten Gebäude der Welt.

Die Pyramide des Friedens und der Eintracht - also die "Riesenjurte" ist ein 77 m hohes pyramidenförmiges Bauwerk, das vom britischen Architektenbüro Foster entworfen wurde. Mit dem Khan Shatyr-Zelt ist damit ein riesiges transparentes Zelt entstanden, dass schon von weithin ins Auge sticht.

Wir treffen darin - auf Janina, eine 17 jährige Schülerin aus Kassel, die mit ihrem Vater Kai - seines Zeichen Mathe- und Informatik Professor eine Reise über Nürnberg - Prag - Nowosibirsk - Pavlodar - Astana - Minsk - Baku - Tiflis - Jerewan und Abu Dabi unternimmt. Diese Woche müssen aber beide wieder zu Hause sein, weil Janinas Opa "Teddy" an diesem Tag den 71. Geburtstag hat! Von Linde und mir dazu natürlich auch alles, alles Gute!!!

Wir gehen noch in der Jurte im riesigen EKZ shoppen, man findet hier alles, was das Herz begehrt - auch Swarowski funkelt in allen Farben - und beenden dann schließlich unsere Erkundungstour bei der neuen russisch-orthodoxen Maria Entschlafens Kathedrale, die Anfang 2010 vom Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I. - hihi, na ja wahrscheinlich in windeseile eingeweiht wurde. Die goldene Nur Astana Moschee - von weitem sichtbar - ist die größte Moschee Kasachstans und die Beit Rachel Synagoge die größte Zentralasiens. Man sieht also. Größer - höher - schöner - that's Astana. Na ja, bei den Straßen in die Stadt rein müssen sie den Superlativ noch lernen...;-)))

Astana wird 2017 außerdem die Weltausstellung Expo 2017 ausrichten, wie man alle 100m auf Plakaten nachlesen kann.

Um knapp 2:30 früh geht's dann endlich ins Bett, aber um 4:30 steht das Taxi bereits wieder vor der Haustür von Lindes Wohnkomplex gleich vis a vis von der Botschaft.

Der Schlaf "verfliegt" aber bald im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gibt wohl nichts schöneres, als am frühen Morgen schon strahlende Gesichter zu sehen. Wenn es dann dazu noch fesche Damen in ihren schicken, roten Kostümen und zwei sehr charmante Herren in schmucken Anzügen mit goldenen Streifen drauf sind, die uns freundlich voran mit einem "Hallo, ich bin der Markus" die Hand reichen, dann bekommt man wohl ein weltweites feeling von "homecoming" der ganz besonderen Art. So treffen wir nämlich am Flughafen von Astana - nachdem wir bereits von dem uns gut bekannten Stationsleiter herzlich empfangen wurden, auf die tolle Crew des AUA Fluges OS 698 von Astana nach Wien - allen voran Kapitän Markus Loew, Kopilot Lasse Möller und die Damen Andrea Schwantner, Silke Kreimer-Paar, Michaela Schuller, sowie Nina Stattmann.

Den Flug selbst dauert knapp 5 Stunden und vergeht mir beinahe zu schnell, zumal man mit Fug und Recht behaupten kann - und ich bin schon sehr oft mit unzähligen Fluglinien in der Luft gewesen - dass AUA nicht umsonst zweimal den König des Alphabets im Namen hat! Das Service war perfekt, die Flugbegleiterinnen verloren trotz manch anstrengender "Gäste" nie ihr bezauberndes Lächeln und die Conntainance und der Kapitän brachte uns ohne jegliches "Gewackel" nach Wien und landete die Maschine bravourös! An dieser Stelle ein großes Hoch und Chapeau der AUA - gerichtet an den Generaldirektor - sie können wirklich stolz auf ihre fantastischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Sie sind ein glänzendes Aushängeschild Österreichs in der ganzen Welt!

Weniger erbaulich dagegen verlief dann die Zugfahrt mit den ÖBB. Denn im ÖBB Zug IC 584, der um 9:56 von Wien abfährt, stand die Österreichische Bürokratie und Mentalität wieder einmal vor Menschlichkeit und Verständnis ganz im Vordergrund. Der Zugbegleiter Walter H. - er war durchaus höflich, hat mich aber in keinster Weise ernstgenommen und mir nur dauernd nervend wie einem Kleinstkind ohne jegliches Gehör gegenüber mit "jaja" geantwortet - er hat mich - und hier tut sich ein déja vu mit den Beamten in Kirgistan auf - scheinbar nicht verstanden oder auch gar nicht verstehen wollen - vielleicht spreche aber schon zu sehr russisch und nicht mehr Deutsch (oder hatte ganz einfach die unpassende Kleidung für die ÖBB an), dass ich die ÖBB Vorteilskarte nicht unbedingt auf Reisen in die Wüste Gobi mitnehme (oder gibt's dort die ÖBB?) und verrechnete mir daher ohne mit der Wimper zu zucken, nochmals fast den doppelten Preis (7 Euro 80) auf das Ticket drauf. Benötigt die ÖBB denn im Moment wirklich soviel Geld, um ihre Finanzen in den Griff zu bekommen? Es ist wirklich sehr schade, denn ich war den ÖBB - beste Grüße an dieser Stelle ebenfalls an die Generaldirektion - jetzt mit der Vorteilscard 22 Jahre treu und habe bis heute auch an das Unternehmen als menschenfreundliche Institution geglaubt. Aber - Welcome back to Austria - ein eiskalter Wind in der Sommerhitze - und wieder Supancics' ÖBB Train...;-)) aber es gibt ja Gott sei Dank hierzulande Alternativen...und bitte wertes Unternehmen - vor allem an die Presseabteilung, die jetzt ans Überlegen geht, wie sie dem denn begegnen könnten, tut mir einen Gefallen und erfindet jetzt nicht eine Ausrede nach dem Motto "er hat nur nach Vorschrift gehandelt", denn das habt ihr nun wirklich nicht notwendig...

Aber das kann mich nicht aus dem Gleichgewicht bringen, denn es ist kaum zu glauben. In fünf einhalb Wochen fast 20.000km gefahren, dann steigst du in einen Flieger und bist in 5 Stunden zu Hause...klein ist die Welt geworden und in einer Wüste allein erscheint sie dir endlos gross und weit.

Unserer Touareg hat unglaubliches - wäre er aus Fleisch und Blut, würde ich sagen "übermenschliches" geleistet, 19.500km hat er uns ohne jedes "meckern" treu zur Seite gestanden und uns zuverlässig und vor allem sicher hierher an unser Ziel gebracht. 7 Zeitzonen haben wir dabei durchquert, die siedendheisse Zentral - Gobi bis ins eisige und steile Hochgebirge Kirgistan's, Steppen durchfahren und Flüsse "durchschwommen", die Straße der "Haifischzähne" in der Mongolei mit einem Notreifen über 1000km überwunden und Geröllhalden erklommen. Wir zelteten an den schönsten Seen dieser wunderbaren Erde - geschaffen vom Baumeister aller Welten - zwischen Wildpferden, Kamelen, Wölfen, Wildkatzen, Adlern, Schafen, Kühen, Ziegen und vielen anderen Tieren, haben dabei unzählige, unglaublich interessante Menschen aller Religionen kennengelernt und neue, liebe Freunde gefunden, mit denen wir in Kontakt bleiben werden, die wir auch sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen haben und von denen uns das Verabschieden so unendlich schwer gefallen ist!

Aber wir sagte schon Schiller: "Kurz ist der Abschied für eine lange Freundschaft" und ich möchte hinzufügen -dass jeder Abschied auch eine Tür in die weitere Zukunft öffnet.

So wollen wir uns an dieser Stelle von ganzem Herzen beim Kurier - an erster Stelle bei meinem lieben Freund, Chefredakteur Helmut Brandstätter, der uns diese Tür in die Öffentlichkeit geöffnet hat für sein Engagement und seinen Freigeist bedanken, bei Laila Daneshmandi und Caroline Kaltenreiner für ihre Geduld und ihren unermüdlichen Arbeitseinsatz, mit dem sie manche Nacht mit uns geteilt haben, und natürlich bei all den Leserinnen und Lesern des Kurier, die geduldig meinen nicht immer sehr prägnanten Ausführungen gefolgt sind, bei unseren Freunden und Bekannten, die uns auf unserer spannenden Reise begleitet und mit uns mitgefiebert haben! Es war uns eine Freude und Ehre, Euch alle mit dabei gehabt und das eine oder andere vielleicht Neue gezeigt zu haben! Und seid versichert - es wird sicher nicht die letzte Reise dieser Art gewesen sein, denn es warten weitere, wunderschöne Plätze auf dieser Erde, die es zu er-fahren und zu erforschen gibt und es würde uns wieder freuen, darüber berichten zu dürfen!

Und so werden wir dann wieder mal frei wie der Wind sein, mit offenen Armen über den Meeren wohnen und und im Morgenrot über die Bergkuppen ziehen,

Mit den Wolken im Gleichklang schweben,

über weite Felder und Steppen treiben,

Die endlosen Wüsten durchqueren,

wo am Ende all dieser Reisen uns der Abendwind betten wird....Irgendwo...an einem Ort, den wir nicht kennen...

Dazu am Abschluss als russische Antwort des "Time to say goodbye" zwei wirklich unglaubliche, wunderschöne Lieder - eines mit den treffenden Text: Ich kann ohne dich nicht mehr sein".

So verlassen wir Welten, die an Schönheit - trotz aller Strapazen, die wir gemeinsam er-lebten, nicht zu übertreffen sind, doch eines ist gewiss. Wir kommen wieder! Alles Erdenklich Gute!

Eure beiden Weltenbummler Sieglinde "Linde" Spanlang & Harry Gangl

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Ja ne magu bjes tjebja! - Ich kann ohne Dich nicht mehr sein! Und - Небеса - Njebjesa - der Himmel

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