Warum Afrika?

Warum Afrika?
In Afrika nichts Neues. Warum wir Ihnen dieses schwierige Thema dennoch in ungewöhnlich großer Aufmachung zumuten wollen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

normalerweise präsentieren wir Ihnen auf diesem Platz ein buntes Geschichten-Angebot, ein Best of aus allen Themenbereichen. Monothematisch haben wir unser Aufmacher-"Mosaik" bisher nur einmal gestaltet: Am Höhepunkt der Fukushima-Katastrophe haben fast im Minutentakt eintreffende neue Meldungen und das überdurchschnittlich hohe Interesse diese Entscheidung nahe gelegt.

Auf die aktuelle Hunger-Katastrophe in Ost-Afrika trifft beides nicht zu. Seit Wochen können wir Ihnen Tag für Tag nur die gleiche traurige Geschichte bieten: Dürre - Hunger - noch mehr Tote. Wir wussten, dass diese Berichte keine Spitzenwerte in der Zugriffsstatistik einnehmen würden. Wie denn auch?

Afrika ist weit weg. Was kann der Einzelne schon tun? Und schließlich haben wir - vom wackelnden Euro bis zum Massenmord eines rechten Fanatikers - auch genügend eigene Probleme und Sorgen.

Warum wir heute dennoch unsere redaktionelle Planung und alle grafischen Richtlinien über Bord werfen? Warum gerade für Afrika?

Weil wir denken, dass Medien mitunter auch unbequem sein müssen.

Weil sie Fragen stellen müssen. Etwa wie es sein kann, dass die 76 Toten von Oslo, der Tod von Amy Winehouse oder die bevorstehenden 10-Jahres-Gedenkfeiern für 9/11 uns mitunter bis zur Erschöpfung betroffen machen - wir es aber hinnehmen, dass am Horn von Afrika alle sechs Minuten ein Kind verhungert.

Medien müssen Verantwortung einfordern und in Schieflage geratene Relationen aufzeigen. Natürlich ist Hilfeleisten angesichts der politischen Wirren und logistischen Herausforderungen gerade in dieser, uns fremd geblieben Region der Welt nicht immer einfach. Aber wir haben oft genug erlebt, wie schnell und effizient Milliarden Dollar freigemacht, hunderttausende Mann mobilisiert und ganze Flottenverbände mit Gerätschaften aller Art auf den Weg gebracht werden können, wenn es darum geht, Interessen der westlichen Welt zu wahren.

Wir schaffen es mühelos, gar nicht so kleine Wohnsiedlungen im Weltall zu errichten und die dort stationierten Astronauten über Jahre hindurch zuverlässig mit allem was sie brauchen zu versorgen.

Wir schaffen es auch, die Not in Afrika zu lindern.

Christian Skalnik
Chefredakteur KURIER.at

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