Umwelt: Wie vertretbar ist eine Kreuzfahrt in der Antarktis ?
„Ihr seid doch überhaupt keine Kreuzfahrt-Typen. Warum macht ihr so eine Reise?“ Wir haben lange überlegt. Hält man das aus mit 150 fremden Menschen drei Wochen auf beschränktem Raum in eine abgelegene Region zu fahren? Ja. Die Antarktis zieht ein spezielles Publikum an. Alle interessieren sich für dasselbe und niemand fiel unangenehm auf. Nicht im Zodiac, nicht am Buffet, nicht im sozialen Umgang. Und das Schiff ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen.
Und die zweite Frage, die ich oft hörte, war: „Hast du keine Bedenken wegen der Umweltverschmutzung?“ Eine berechtigte Frage. Einerseits gibt es keine bessere Umwelt-Schulung als einmal in der Antarktis gewesen zu sein. Kaum woanders wird einem so schnell klar, wie rasch ein natürlicher Kreislauf aus dem Ruder laufen kann. Die Walfänger haben die Wale fast ausgerottet, die Robbenjäger haben Seerobben, Seeleoparden und Seeelefanten so dezimiert, dass es Jahrzehnte dauerte bis sich der Bestand erholte.
Reine Luft, rußige Schlote
Erst zahlreiche internationale Abkommen sicherten den Schutz der Region. Die Gletscher schmelzen aber leider auch hier rapide. Doch eine Gefahr ist zumindest bis 2041 gebannt: Einzelne Staaten, die Interesse an den vermuteten Bodenschätzen der Antarktis haben, können keine Gebietsansprüche stellen.
Andererseits ist ein Schiff eine Dreckschleuder. Die MS Bremen verbraucht auf der dreiwöchigen Kreuzfahrt rund 430 Tonnen Diesel. Das sind täglich zwischen 17 bis 20 Tonnen je nach Wetterlage. Zwar wird in der Antarktis sogenannter Marinediesel verwendet mit einem geringeren Schwefelgehalt (0,3 satt 1,5 %), aber natürlich sind Schiffe dieser Größe kleine Umweltbomben. Bei einer Führung durch den Maschinenraum sagt der leitende Ingenieur, dass er es lächerlich findet, wenn man in Hamburg die Bevölkerung aufruft, weniger mit dem Pkw zu fahren, während sich im Hafen die großen Kreuzfahrtschiffe und Container-Tanker drängen, die beim Auslaufen so viel Rußpartikel in die Luft schleudern, wie eine Million Autos nicht zusammenbringt.
Die neuen Schiffe, die Hapag Lloyd zum Teil noch in diesem Jahr vom Stapel lässt, genügen höheren Umwelt-Standards als die MS Bremen, die fast 30 Jahre alt ist. Die wird noch bis zur Saison 2020/21 in der Antarktis kreuzen. Die neue Hanseatic-Linie (insgesamt drei Schiffe) verwendet kein Schweröl und hat einen geringeren Schwefelausstoß. Und auch wenn die neue Hanseatic Nature Platz für 240 Passagiere bieten wird, werden nur 199 in die Antarktis fahren. Es dürfen zeitgleich nie mehr als 99 Personen an Land gehen. Wasseraufbereitung und Müllentsorgung werden ebenfalls nach neuen technischen Standards funktionieren. Die Auflagen sind aber auch jetzt sehr hoch. Und das ist gut so.
Nach allem Für und Wider: Die Antarktis ist eine Reise wert, auch wenn sie sehr teuer ist.
Info
Reisezeit Von Dez. bis Feb. ist es an der Küste relativ mild und trocken.
MS Bremen Das 4*-Schiff mit Eisklasse E4 verfügt über 6 Decks und bietet Platz für 155 Passagiere. Bordsprache ist Deutsch, zudem wird die Reise von einer Geologin einem Biologen und einem Historiker begleitet, die für Fragen zur Verfügung stehen und Vorträge halten. Die Bremen ist für Hapag Lloyd nur noch bis zur Saison 20/21 im Einsatz, danach folgen die modernen Hanseatic-Schiffe.
Angebote von Ushuaia nach Ushuaia, z. B. Große Expeditionsroute intensiv von 18.1. bis 9.2. 2021, 22 Tage inkl. An-/Abreisepaket ab 15.080 € (Kat. 1) oder 22.510 € (Kat. 6 mit Balkon)
– Klassische Antarktis und Weddelmeer intensiv von 5. bis 21.1. 2021, 16 Tage inkl. An-/Abreisepaket ab 11.990 € (Kat. 1) oder 17.390 € (Kat. 6 mit Balkon)
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