Heiße Tage in Bodrum

Heiße Tage in Bodrum
Partys, Shoppen, Blaue Reise und ein antikes Weltwunder: Die weiße Küstenstadt und die gleichnamige Halbinsel sind ein Hotspot für Entdecker.

Um 21.30 Uhr ruft der Muezzin zum letzten Gebet. Ich sitze im Dachterrassen-Restaurant des schmucken Boutique-Hotels El Vino, das sich auf einer Anhöhe über Bodrum erhebt. Blicke auf das Lichtermeer der Stadt und die imposante, in Pastelltönen beleuchtete Burg St. Peter, die 1420 von Kreuzrittern errichtet wurde. Über mir strahlt der Sichelmond, neben mir streichen Katzen um den Tisch. Ende April – tagsüber hat es schon mehr als 25 Grad – dröhnt noch kein Discohammer über die Flachdächer von Bodrum am Mittelmeer.

Die großen Clubs und Open-Air-Discos öffnen erst ab Mitte Juni, wenn in Istanbul die Haupturlaubszeit anbricht und Heerscharen von betuchten türkischen Urlaubern Bodrum stürmen. Dann wird die Küstenstadt zum Hexenkessel. "Zum Schlafen und Beten kommt keiner nach Bodrum", weiß Guide Aydin Bakisoglu. "Wir haben uns an den nächtlichen Lärm gewöhnt, akzeptieren, dass Bodrum durch sein Nachtleben berühmt geworden ist."

Heiße Tage in Bodrum

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Disco-Katamaran

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Bis Mitte September tobt der Bär. Der Disco-Katamaran mit Top-DJs läuft jeden Abend um 23 Uhr mit bis zu 1500 Tanzwütigen aus, wer nicht bis 4 Uhr Früh durchhält, wird mit einem Shuttle-Boot an Land gebracht. Im ältesten, seit 1974 bestehenden Open-Air-Nightclub Hadigari unterhalb der Burg können bis zu 2000 Partytiger ihrem Hobby frönen. Nach einer Pause im Vorjahr soll im Juni nach umfangreicher Renovierung wieder eine der größten Open-Air-Discos Europas, Halikarnas, aufsperren. Mehr als 4000 Youngsters können hier abtanzen. Das pulsierende Nachtleben gefällt auch englischen, russischen, holländischen und französischen Urlaubern, die mittlerweile zur Hauptklientel avanciert sind. Deutschsprachige sieht man seltener.

Für türkische Promis und Millionäre ist Bodrum ein Laufsteg. "Wer in der Türkei berühmt sein will, muss hier urlauben. Im Sommer sind die Society-Seiten der türkischen Zeitungen voll mit Berichten aus Bodrum", sagt Guide Aydin. Viele haben hier eine Yacht geparkt oder einen Zweitwohnsitz. Die typisch weißgetünchten Häuser hängen wie Trauben an den Hängen der 35.000-Einwohner-Stadt und jenen auf der gleichnamigen Halbinsel, die 135.000 Einheimische zählt. In der Hochsaison wächst die Region auf eine Million Menschen an und wird deswegen auch "Klein-Istanbul" genannt.

Blaue Reise

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Ein Muss ist in Bodrum der Spaziergang beim Hafen. In der Yacht-Marina (elegante Shops, Bars, Restaurants) und im weitläufigen Hafenbecken ankern mehr als 4000 Luxus-Schiffe und typische Gulet-Holzboote, die in der ortseigenen Werft gebaut werden. Die teuersten kosten mehr als drei Millionen Euro. Die schönsten ankern unterhalb der Burg St. Peter. Von hier stechen sie zu den berühmten "Blauen Reisen" in See. Die Segeltörns führen zu idyllischen, von den Ausläufern des Taurusgebirges geformten Buchten. Erfunden hat diese Reiseart der Schriftsteller Cevat Şakir, der 1962 von Bodrum aus mit einer Gulet und Freunden für mehrere Tage zu einer Seereise aufbrach.

Im Hafen bei der Burg befinden sich nette Cafés und auch das Tourismusbüro von Bodrum. Chefin Özcan Cambaz ist stolz, dass sich Bodrum immer mehr herausputzt. Ein neuer Bürgermeister macht’s möglich. Er hat etwa die Gehwege beim Hafen verbreitern und mit weißem Marmor pflastern lassen. Dadurch gibt’s weniger Parkplätze, die Stadt muss also vorwiegend zu Fuß erobert werden.

Heiße Tage in Bodrum

Vom Dolmus(Kleinbus)-Bahnhof im Zentrum sind es aber nur ein paar Schritte zur palmenbewachsenen Hafenpromenade und zur langen, zum Teil von Weinreben überdachten Fußgängerzone mit "Barstraße". Unzählige Shops locken zum Geldausgeben. Ein besonderes Souvenir sind die braunen, handgefertigten Bodrum-Sandalen aus nicht mit Chemikalien behandeltem Rindsleder, sie kosten zwischen 50 und 100 €.

Aber auch Geschichtsinteressierte kommen nicht zu kurz. Bodrum hat eine 5000 Jahre alte Historie, ist auf Halikarnassos, einer der bekanntesten Städte der Antike errichtet worden. Berühmt ist das riesige Mausoleum, ein Grabmal, das sich der persische Satrap und König von Karien Mausolos errichten ließ. Es galt als eines der sieben Weltwunder der Antike, nach ihm wurden ähnliche Bauwerke "Mausoleen" genannt. Es wurde im 14. Jh. vermutlich durch ein Erdbeben zerstört. Reste des Baus sind im sehenswerten, prächtigen Johanniterkastell St. Peter verbaut, in dem auch ein archäologisches Unterwassermuseum eingerichtet ist. Prunkstück ist das Schiff von Uluburun, ein Wrack aus der Bronzezeit, das 1982 von Schwammtauchern entdeckt und samt Fracht gehoben wurde. Aus der Antike erhalten blieben weiters das Myndos-Tor mit Teilen der Stadtmauer und ein Amphi-theater, das 1971 entdeckt und heute u. a. für Konzerte genützt wird.

Bodrum Halbinsel

Heiße Tage in Bodrum

Bodrum Stadt hat für Urlauber wirklich viel zu bieten – die Strände sind aber nicht aufregend. Badefreuden bieten meist nur Kiesbuchten. Der längste und schönste Sandstrand, Camel Beach, ist per Dolmus-Taxi erreichbar und auf der 557 großen, ruhigen Bodrum-Halbinsel zu finden. Hier hat der Bauboom auf den steilen Hügeln noch kein Ende gefunden – von 100.000 Häusern mit Meerblick sind angeblich 35.000 noch zu haben.

Der ruhige Ferienort Bitez ist bei Surfern beliebt, hat ein paar nette kleine Hotels. Ortakent punktet mit Mandarinenplantagen, von Akyarlar hat man einen schönen Ausblick auf die nahe griechische Insel Kos. Turgutreis besticht mit Marina und Strandpromenade, Gümüslük mit 18 super Fischrestaurants am Meer. Touristisch stark im Kommen ist Yalikavak – mit netten Shops und Restaurants sowie eigener Marina.

Der wenig touristische Ort Göltürkbükü im grünen Norden der Halbinsel hat sich zum Lieblingsort des internationalen Jetset gemausert. In der Traumbucht ankern die Mietyachten von Kate Moss, Brad Pitt, Paul Hanks & Co. Stars & Sternchen logieren hier gern im Boutiquehotel Macakizi. Der beste Nightclub ist Ship ahoy. Zur Happy Hour am Strand bestimmen DJs den Sound.

Ãmanrũya – verstecktes Hideaway für Betuchte

Heiße Tage in Bodrum

Bodrum bietet außerhalb des Stadtzentrums ein paar Tophotels, allen voran das mehrfach ausgezeichnete Kempinski Barbaros Bay, das u. a. über riesigen Spa, schönen Strand und super Standardzimmer verfügt.

Getoppt wird die Hotelauswahl seit Kurzem durch das Ãmanrũya der renommierten indonesischen Hotelkette Aman Resorts. Es hat seit Dezember offen, liegt bei Göltürkbükü abgeschieden in einem großen Oliven- und Pinienhain in der Mandalya Bay im idyllischen Norden der Bodrum Halbinsel. Jedes der 36, jeweils 75 großen und mit allem erdenklichen Luxus ausgestatteten Stein-Cottages verfügt über einen Garten und Pool, der in 22 Cottages auch beheizt werden kann. Der Masseur kommt zum Durchkneten ins Häuschen. Wer Längen schwimmen will, muss zum Hauptpool oder an den resorteigenen Strand.

Das für 72 Gäste besonders großzügig angelegte Resort bietet viel Raum zum Durchatmen. Es verfügt u. a. über Bibliothekturm, Lounges und Restaurants mit Meerblick, wechselnde Kunstausstellungen sind Standard.

Heiße Tage in Bodrum

Landeignerin, Architektin und Bauunternehmerin des Ãmanrũya ist die aparte Lady Emine Ögün. Wie viele Türkinnen hat sie in den 1960ern den "wertlosen", unfruchtbaren Grund am Meer geerbt. Der Tourismusboom ließ die Grundpreise horrend steigen – wie viele Töchter des Küstenlandes ist sie heute Millionärin.

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