Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Wenn im Kreuzworträtsel nach einer Industriestadt im Norden Spaniens gefragt wird, gibt es nur eine Antwort: Bilbao. Und auch, wenn das ehemalige Zentrum für Stahlproduktion nach der Wirtschaftskrise in den 70er-Jahren wieder neue Höhenflüge mit Laminatproduktion und Schrottverarbeitung erlebt, greift die Bezeichnung Industriestadt deutlich zu kurz.
Nicht zuletzt bietet Bilbao einen Vorgeschmack, darauf, was einen im restlichen Norden Spaniens erwartet – hier, wo der Fleiß der geschäftstüchtigen Basken seine kulturellen und lukullischen Blüten treibt. Hier, wo sich auf engstem Raum 17 Michelin-Sterne sammeln.
Auf Folletts Spuren
Verlässt man die ganzjährig grüne Küste Richtung Süden fährt man vorbei an den Eukalyptuswäldern, die sich hier ausbreiten, seit die Pflanze im 19. Jahrhundert wegen ihres schnellen Holznachschubs importiert wurde – und landet knapp eine Stunde später in Vitoria-Gasteiz, das dem Bestseller-Autor Ken Follett zur Fortsetzung seines berühmten Romans "Die Säulen der Erde" inspiriert hat. So ist die Kathedrale Santa María nicht nur Station für Pilger des Jakobswegs, sondern genauso für jene, die auf den Spuren von Folletts Romanen wandeln. Als Dank dafür hat ihm die Stadt sogar eine lebensgroße Statue vor der Kirche gewidmet.
Bevor sich der Gaumen an den örtlichen Schätzen erfreuen kann, muss sich das Auge aber erst an den architektonischen Juwelen sattsehen. Ein Highlight ist Ysios, dessen Architektur an Weinfässer erinnern soll.
Verspielte Architektur
Ein Vielfaches, nämlich fünf Millionen Flaschen pro Jahr, verkauft hingegen das Weingut Marques de Riscal, dessen Wein auch in Österreich vielerorts erhältlich ist. Beeindruckend ist hier wieder das Hauptgebäude (siehe Hauptbild oben), das nicht zufällig an das Guggenheim Museum erinnert – auch hier war der Architekt Frank Gehry am Werk. Die deutlich verspieltere Fassade mit den Rottönen, umgeben von alten Bauernhäusern, fügt sich wunderbar in die Landschaft ein und bringt die Faszination für die lebendige Weinkultur in Symbiose mit moderner Architektur zur Geltung.
Selbst Hand anlegen darf man während der Weinlese bei der Bodegas Dinastía Vivanco – wie schon bei Marques de Risqual wurde die Liebe zum Wein hier von Generation zu Generation weitergegeben. Vivanco zeichnet sich zudem durch sein Weinmuseum aus, das sogar zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Vereint sieht man hier nicht nur diverse Kunstwerke, in denen Wein im Laufe der Epochen thematisiert wird, sondern auch eine riesige, originelle Flaschenöffner-Sammlung – man glaubt gar nicht, in welchen Formen der Korkenzieher überall Anwendung findet, vom Schweineschwanz bis zum männlichen Geschlechtsteil.
Genug getrunken, höchste Zeit, sich den kulinarischen Stärken der Nordspanier zu widmen. Die Michelin-Sterne, sind zwar vorwiegend im und um das französisch angehauchte San Sebastian verteilt, doch wer typisch baskisch essen will, darf sich die Tapasstraße Laurel in Logroño nicht entgehen lassen. Hier hat jedes Lokal seine eigenen speziellen Pintxos (auch Pinchos genannt und gesprochen).
Hemingway & Stiere
Wer diese Ecke von Spanien bereist, darf Pamplona nicht auslassen – auch, wenn es gar nicht mehr zum Baskenland gehört, sondern zu Navarro. Weltbekannt ist Pamplona wegen des Stierlaufs, den Sanfermines, die alljährlich sieben Tage und sieben Nächte im Juli gefeiert werden und mit täglichen Stierkämpfen enden. Traditionell sind die Schaulustigen weiß bekleidet und tragen ein rotes Tuch um den Hals – schwere Verletzungen sind keine Seltenheit. Was den Stierfans aber oft entgeht ist, wer die Tradition erst weltbekannt gemacht hat: "Fiesta" war 1926 der erste große Roman von Ernest Hemingway und führt unter anderem nach Pamplona, wo er immer wieder viel Zeit verbracht hat, vor allem in seinem Stammlokal Café Iruña. Allerdings ist trotz der farbenfrohen Fassaden und kunstvollen, schmiedeeisenen Balkonen wohl wenig von der damaligen Idylle übrig – der Stierlauf- und Stierkampf-Tourismus ist in der Stast überall spür- und sichtbar.
Info
Anreise Brussels Airlines fliegt mit einem Zwischenstopp in Brüssel von Wien nach Bilbao, www.brusselsairlines.com
Vor Ort kommt man am besten im Mietauto voran, wer Zeit hat, kann sich auch in den Zug setzen.
Hotels Hotel Sercotel Coliseo: Modern eingerichtetes 4*-Haus in guter Lage in Bilbao. www.hotelcoliseobilbao.com
Hotel Carlton Rioja: Das 4*-Haus ist zwar schon etwas älter, aber in Gehweite zur berühmten Tapasstraße Laurel von Logroño. www.pretur.com
Hotel Maisonnave: Hier passt alles, von der Ausstattung bis zum Frühstück. Ein modernes 4*-Domizil in idealer Lage zu den Highlights in Pamplona. www.hotelmaisonnave.es
Weingüter Baigorri ist stylish in den Weinhügel hineingebaut, exklusive Weine www.bodegasbaigorri.com
Bodega Marques de Riscal: einer der größten Rioja-Produzenten, professionelle Touren durch das Weingut. www.marquesderiscal.com
Das Weingut Bodegas Ysios ist vor allem für Architektur-Fans ein Blickfang, www.ysios.com
Unterirdisch ist der Familienbetrieb der Bodega Dinastia Vivancos angelegt, beeindruckender Weinkeller. www.vivancoculturadevino.es
Guide Unterhaltsam, erfahren und sehr informativ ist die deutschsprachige lokale Reiseleiterin Susanne Dittrich, Tel.:+34 628 27 27 54 , dittrich.susanne@gmail.com
Pauschalangebote Raiffeisen Reisen bietet von 30.3.–2.4., 27.4.–30.4., 20.04.–23.4. und 4.5.–7.5. 2017 eine Rundreise (Bilbao–La Rioja – Logroño–Pamplona–San Sebastián –Bilbao) inkl. Flüge, Transfers, N/F in 4*-Hotels, Ausflüge ab 799 € p.P. im DZ an. Infos und Buchung: Raiffeisen Reisebüro GmbH, Rotenturmstraße 27, 1010 Wien, Tel.: 01/533 77 82-0, rotenturmstrasse@raiffeisen-reisen.at
Auskünfte Spanisches Fremdenverkehrsamt in Wien, viena@tourspain.es, spain.info/de, www.basquetour.net
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