Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik

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Ob Ernest Hemingway, Ken Follett oder Zaha Hadid – sie alle haben in der Region Rioja Inspiration gefunden. Auf ihren Spuren kommen nicht nur Kulturfans, sondern auch Gourmets auf ihre Kosten.

Wenn im Kreuzworträtsel nach einer Industriestadt im Norden Spaniens gefragt wird, gibt es nur eine Antwort: Bilbao. Und auch, wenn das ehemalige Zentrum für Stahlproduktion nach der Wirtschaftskrise in den 70er-Jahren wieder neue Höhenflüge mit Laminatproduktion und Schrottverarbeitung erlebt, greift die Bezeichnung Industriestadt deutlich zu kurz.

Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Bilbao, Baskenland, Pressereise, Frank Gehry
Seit der Errichtung des berühmten Guggenheim Museums des Architekten Frank Gehry mausert sich Bilbao zunehmend zu einer Kunst- und Kulturstadt: Sei es wegen der ältesten Schwebebrücke der Welt, derPuente de Vizcayavon Alberto Palacio – für das Kennerauge sichtlich ein Schüler von Gustave Eiffel. Oder wegen der U-Bahn, die von der Stadt direkt zum Strand fährt und deren Eingänge an überdimensionale, durchsichtige Muscheln erinnern. Sie werden in Anlehnung an den Designer Norman Foster liebevollFosteritos genannt. Und auch die Zukunft der Architekturstadt ist schon längst in Arbeit: Auf einem ehemaligen Industriegelände entsteht derzeit ein neues Wohnviertel, das von niemand geringerem als der heuer verstorbenen Star-Architektin Zaha Hadid geplant wurde.

Nicht zuletzt bietet Bilbao einen Vorgeschmack, darauf, was einen im restlichen Norden Spaniens erwartet – hier, wo der Fleiß der geschäftstüchtigen Basken seine kulturellen und lukullischen Blüten treibt. Hier, wo sich auf engstem Raum 17 Michelin-Sterne sammeln.

Auf Folletts Spuren

Verlässt man die ganzjährig grüne Küste Richtung Süden fährt man vorbei an den Eukalyptuswäldern, die sich hier ausbreiten, seit die Pflanze im 19. Jahrhundert wegen ihres schnellen Holznachschubs importiert wurde – und landet knapp eine Stunde später in Vitoria-Gasteiz, das dem Bestseller-Autor Ken Follett zur Fortsetzung seines berühmten Romans "Die Säulen der Erde" inspiriert hat. So ist die Kathedrale Santa María nicht nur Station für Pilger des Jakobswegs, sondern genauso für jene, die auf den Spuren von Folletts Romanen wandeln. Als Dank dafür hat ihm die Stadt sogar eine lebensgroße Statue vor der Kirche gewidmet.

Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Damit ist man auch schon mitten in der Rioja mit ihren mehr als 300 Weinkellereien, die dem trockenen, dunkelroten Wein seinen Namen gegeben hat. Das Gebiet erstreckt sich über die autonomen Regionen La Rioja, Baskenland und Navarra. Weniger bekannt ist der weiße Rioja, der etwa sieben Prozent der Produktion ausmacht und zumindest eine Verkostung wert ist.

Bevor sich der Gaumen an den örtlichen Schätzen erfreuen kann, muss sich das Auge aber erst an den architektonischen Juwelen sattsehen. Ein Highlight ist Ysios, dessen Architektur an Weinfässer erinnern soll.

Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Bilbao, Baskenland, Pressereise, Frank Gehry
Das WeingutBaigorri ist in den Hang hineingebaut – auf sieben Stockwerken in Treppenform entsteht hier mit größer Sorgfalt kostbarer Wein. So werden die Trauben maschinell mit Wind vom Stängel gelöst, dann werden sie nur leicht angequetscht, um die bitteren Kerne ganz zu lassen. Statt Schläuche und Pumpen zu verwenden, wird der Wein mithilfe der Schwerkraft immer ein Stock tiefer von Behälter zu Behälter abgefüllt, bis er schlussendlich ins Fass kommt, wo er gären darf. Die 500.000 Flaschen Ertrag pro Jahr sind bei exklusiven Händlern erhältlich.
Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Bilbao, Baskenland, Pressereise

Verspielte Architektur

Ein Vielfaches, nämlich fünf Millionen Flaschen pro Jahr, verkauft hingegen das Weingut Marques de Riscal, dessen Wein auch in Österreich vielerorts erhältlich ist. Beeindruckend ist hier wieder das Hauptgebäude (siehe Hauptbild oben), das nicht zufällig an das Guggenheim Museum erinnert – auch hier war der Architekt Frank Gehry am Werk. Die deutlich verspieltere Fassade mit den Rottönen, umgeben von alten Bauernhäusern, fügt sich wunderbar in die Landschaft ein und bringt die Faszination für die lebendige Weinkultur in Symbiose mit moderner Architektur zur Geltung.

Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Bilbao, Baskenland, Pressereise, Frank Gehry
Als Kontrast dazu lohnt sich ein kleiner Besuch in der entzückenden Kleinstadt Laguardia – von den früher mehr als 300 unterirdischen Weinkellereien werden jetzt nur noch drei aktiv betrieben. Hier lässt sich die Produktion in seiner urigsten Form beobachten, im schimmeligen Tiefgeschoß.

Selbst Hand anlegen darf man während der Weinlese bei der Bodegas Dinastía Vivanco – wie schon bei Marques de Risqual wurde die Liebe zum Wein hier von Generation zu Generation weitergegeben. Vivanco zeichnet sich zudem durch sein Weinmuseum aus, das sogar zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Vereint sieht man hier nicht nur diverse Kunstwerke, in denen Wein im Laufe der Epochen thematisiert wird, sondern auch eine riesige, originelle Flaschenöffner-Sammlung – man glaubt gar nicht, in welchen Formen der Korkenzieher überall Anwendung findet, vom Schweineschwanz bis zum männlichen Geschlechtsteil.

Genug getrunken, höchste Zeit, sich den kulinarischen Stärken der Nordspanier zu widmen. Die Michelin-Sterne, sind zwar vorwiegend im und um das französisch angehauchte San Sebastian verteilt, doch wer typisch baskisch essen will, darf sich die Tapasstraße Laurel in Logroño nicht entgehen lassen. Hier hat jedes Lokal seine eigenen speziellen Pintxos (auch Pinchos genannt und gesprochen).

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Bilbao, Baskenland, Pressereise
Das sind teils einfach, teils ausgefallen belegte Brote, die eine einzige Vorgabe haben: Man muss sie mit maximal drei Bissen essen können. In der Tapasstraße wimmelt es nur so vor Menschen – denn niemand bleibt den ganzen Abend in einer Pintxo-Bar hängen, man isst sich von Lokal zu Lokal. Mal gibt es in Knoblauchöl gebratene Champignons, mal Fisch oder Fleisch in ausgefallenen Kreationen. Dazu trinkt man klassisch ein Gläschen Wein – oder das Lieblingsgetränk der Basken, Calimoxo, Wein mit Cola.

Hemingway & Stiere

Wer diese Ecke von Spanien bereist, darf Pamplona nicht auslassen – auch, wenn es gar nicht mehr zum Baskenland gehört, sondern zu Navarro. Weltbekannt ist Pamplona wegen des Stierlaufs, den Sanfermines, die alljährlich sieben Tage und sieben Nächte im Juli gefeiert werden und mit täglichen Stierkämpfen enden. Traditionell sind die Schaulustigen weiß bekleidet und tragen ein rotes Tuch um den Hals – schwere Verletzungen sind keine Seltenheit. Was den Stierfans aber oft entgeht ist, wer die Tradition erst weltbekannt gemacht hat: "Fiesta" war 1926 der erste große Roman von Ernest Hemingway und führt unter anderem nach Pamplona, wo er immer wieder viel Zeit verbracht hat, vor allem in seinem Stammlokal Café Iruña. Allerdings ist trotz der farbenfrohen Fassaden und kunstvollen, schmiedeeisenen Balkonen wohl wenig von der damaligen Idylle übrig – der Stierlauf- und Stierkampf-Tourismus ist in der Stast überall spür- und sichtbar.

Rioja: Paradies für Wein, Architektur und Kulinarik
Bilbao, Baskenland, Pressereise, Frank Gehry
Wiederum von einer anderen Seite zeigt sich Nordspanien in San Sebastian, der sogenannten Königin der baskischen Küste. Hier haben zwei französische Besetzungen deutliche Spuren hinterlassen. Die Straßen sind von prunkvollen Häusern im Stil der Bel-Epoque und der Neogotik gesäumt, Palmen, Magnolien und Tamarisken unterstreichen die Eleganz des schönsten europäischen Sandstrands 2013. Wer Zeit hat, fährt über die Küstenstraße zurück Richtung Bilbao. Hier warten noch drei entzückende Orte: Zarautz, ein Surfer-Hotspot unter Insidern. Getaria, der Geburtsort des Luxus-Designers Cristóbal Balenciaga, wo ihm auch ein Museum gewidmet ist. Und Zumaia, das mit seinen Flysch-Steinformationen beeindruckt.

Info

Anreise Brussels Airlines fliegt mit einem Zwischenstopp in Brüssel von Wien nach Bilbao, www.brusselsairlines.com
Vor Ort kommt man am besten im Mietauto voran, wer Zeit hat, kann sich auch in den Zug setzen.

Hotels Hotel Sercotel Coliseo: Modern eingerichtetes 4*-Haus in guter Lage in Bilbao. www.hotelcoliseobilbao.com
Hotel Carlton Rioja: Das 4*-Haus ist zwar schon etwas älter, aber in Gehweite zur berühmten Tapasstraße Laurel von Logroño. www.pretur.com
Hotel Maisonnave: Hier passt alles, von der Ausstattung bis zum Frühstück. Ein modernes 4*-Domizil in idealer Lage zu den Highlights in Pamplona. www.hotelmaisonnave.es

Weingüter Baigorri ist stylish in den Weinhügel hineingebaut, exklusive Weine www.bodegasbaigorri.com
Bodega Marques de Riscal: einer der größten Rioja-Produzenten, professionelle Touren durch das Weingut. www.marquesderiscal.com
Das Weingut Bodegas Ysios ist vor allem für Architektur-Fans ein Blickfang, www.ysios.com
Unterirdisch ist der Familienbetrieb der Bodega Dinastia Vivancos angelegt, beeindruckender Weinkeller. www.vivancoculturadevino.es

Guide Unterhaltsam, erfahren und sehr informativ ist die deutschsprachige lokale Reiseleiterin Susanne Dittrich, Tel.:+34 628 27 27 54 , dittrich.susanne@gmail.com

Pauschalangebote Raiffeisen Reisen bietet von 30.3.–2.4., 27.4.–30.4., 20.04.–23.4. und 4.5.–7.5. 2017 eine Rundreise (BilbaoLa RiojaLogroñoPamplonaSan SebastiánBilbao) inkl. Flüge, Transfers, N/F in 4*-Hotels, Ausflüge ab 799 € p.P. im DZ an. Infos und Buchung: Raiffeisen Reisebüro GmbH, Rotenturmstraße 27, 1010 Wien, Tel.: 01/533 77 82-0, rotenturmstrasse@raiffeisen-reisen.at

Auskünfte Spanisches Fremdenverkehrsamt in Wien, viena@tourspain.es, spain.info/de, www.basquetour.net

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